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Freddie im Wachsfigurenkabinett Wien (c) Nicola Bardola

München, Reichenbachstraße 13: Deutsche Eiche

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Die Deutsche Eiche heute erinnert an die Zeiten mit Freddie. Im Bild v.l.n.r.: Peter Freestone, Freddie und Barbara Valentin (c) Nicola Bardola

Wie einige andere Häuser im Gärtnerplatzviertel wird auch die spätere Deutsche Eiche 1864 erbaut. Seit 1871 ist im Haus in der Reichbachstraße 13 eine Schenke namens Deutsche Eiche nachweisbar. In den Fünfzigerjahren besuchen Kunstschaffende und Tänzer aus dem benachbarten Gärtnerplatztheater das Lokal. Wenn sie knapp bei Kasse sind, gibt es Verpflegung gegen Theaterkarten. Die Faschingsfeiern in der Deutschen Eiche werden bald stadtbekannt und Freddie und Barbara haben mehrfach hier ihre Gaudi. Fotos zeugen von dem wilden Treiben: „My God, they do know how to boogie“, sagt Freddie im Gespräch mit dem Journalisten David Wigg und fügt an: „Everyday is Fasching for me“. Peter Freestone sagt: „Für alle anderen war die Faschingszeit eine Gelegenheit, sich ein wenig zu verkleiden. Aber Freddie ging in seinen ‘normalen’ Klamotten. Die Lederklamotten wurden zu einer Verkleidung. Ganz München war auf den Beinen. Alle feierten dieses eine Wochenende durch. Am Schluss dieser Feierzeit ging er dann immer auf den Alten Markt, wo es stets rammelvoll war. Die Leute feierten dort nämlich immer noch weiter, an jeder Ecke gab es diese großartigen Snacks, die man nach so einer langen Nacht brauchte.“ Allerdings habe Freddie nie die kurzen Trachtenhosen getragen, so Freestone: „Freddie hat sich über Leute lustig gemacht, die damit herumliefen. Aber er selbst hat sie ganz sicher nicht getragen. Dabei hat er wohl auch das eine oder andere Bein eines Trägers bewundert.“

Die Eiche wird in Freddies Münchner Jahren von Ella Reichenbach, Tochter Sonja und Schwägerin Tony geleitet: Drei Frauen kümmern sich um das traditionsreiche schwule Gasthaus Münchens. Als 1971 die Presse vermutet, dass das Gasthaus ein Schwulentreff sei, sagt Ella empört: „So ein Schmarrn, was die da schreiben! Bei mir verkehren 90% Künstler und 10% von Frauen enttäuschte Männer!“ Freddie signiert ein Foto: „To Sonja - Lotta Love – Freddie“. Das Schwarzweiß-Foto der beiden hängt inzwischen im Gasthof Beim Franz. Dort hängt auch eines in Farbe von Freddie aus der „Barcelona“-Zeit mit der Widmung: „To Franz - Best Wishes – Freddie Mercury“. Franz jobbt damals als Kellner in der Eiche und ist mit Barbara in der Anfangszeit oft Fremdenführer für Freddie. Genau genommen ist er laut eigener Aussage sogar der allererste Guide für Freddie. Laut Franz ist es im Jahr 1982, als der Wirt im Frisco fragt, wohin er jetzt mit Barbara noch hingehen werde. Er habe noch einen Engländer, der sitze alleine an der Bar und kenne sich nicht aus. Ob sie ihn nicht mitnehmen könnten. Als Franz ihn sieht, findet er ihn ziemlich hässlich mit den schiefen Zähnen und den langen Haaren samt Ponyfrisur. Diese Schilderung ist allerdings ein Hinweis darauf, dass die erste Begegnung deutlich früher stattfindet. „Hast du keinen schöneren für uns?“, fragt Franz. Aber er und Barbara nehmen den schmächtigen und schüchternen Fremden mit ins Münchner Nachtleben.

 


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Verfasst von: Nicola Bardola