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Ludwig Ganghofer (Archiv Monacensia)

Friedhof der Pfarrkirche St. Laurentius

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Grab Rudi Ganghofers (Neffe von Ludwig Ganghofer) auf dem Friedhof der Pfarrkirche St. Laurentius. Foto: Peter Czoik (TELITO)

Auf dem Friedhof der katholischen Pfarrkirche, der als eine der meistbesuchten Grabstätten Altbayerns gilt, liegen viele bedeutende Persönlichkeiten und Künstler begraben, u.a. die Schriftsteller Ludwig Ganghofer (mit Frau Kathinka) und Ludwig Thoma, dessen Geliebte Maidi Liebermann (1884-1971), der Kammersänger Leo Slezak (mit Frau Elsa), seine beiden Kinder – Schauspieler Walter (1902-1983) und Kammersängerin Margarete Slezak (1909-1953) –, der Historiker und Schriftsteller Karl Alexander von Müller (1882-1964) sowie der Arzt, Magnetiseur und medizinisch-philosophische Autor Joseph Ennemoser (1787-1854). Außerdem finden sich hier die Grabstätten der Fürsten/Grafen Donnersmarck sowie des jüdischen Wohltäters Gustav Mayer. In der Nähe von Ludwig Ganghofer, zwischen südlichem Eingang (Eingang Schule) und Brunnen, kann man auch das Grab von Emil Ganghofers Sohn Rudi (1892-1970) und dessen Frau Maia, geb. Osswald (1900-1987) aufsuchen.

Grab von Leo und Elisabeth Slezak. Foto: Peter Czoik (TELITO)

Literarisches Zeugnis: Ludwig Thoma: Prolog zu Ludwig Ganghofers Gedächtnisfeier in Tegernsee

Ludwig Ganghofer wurde am 27. Juli 1920 in Rottach-Egern beerdigt. Der Rechtsanwalt, Kritiker und Schriftsteller Max Bernstein (1854-1925) hielt die Grabrede, ein Gedicht von Ludwig Thoma, der nach Zeugenbericht sehr unter dem Verlust des Freundes litt, wurde vorgetragen. Der viel zitierte Schlusssatz Thomas in einem Brief an Josef Hofmiller lautet: „Um den Mann ist schade.“ Ein Jahr darauf wurde Thoma selbst begraben, nachdem er sich zuvor den Platz neben Ganghofers Grabstätte gesichert hatte.

Am 17. August 1920 veranstaltete Anna Denggs Bauerntheater eine Festvorstellung, zu der das folgende Gedicht von Thoma, der die Festrede hielt, vom österreichischen Schauspieler Fritz Greiner (1879-1933) vorgetragen wurde:

Er ist nicht mehr, der Form uns und Gestalt
Der deutschen Art uns war gewesen
In harten Zeiten letzter Halt,
An dem so viele hofften, zu genesen.

Wie eine Tanne steht auf hohem Sitz,
Den Stürmen trotzend, die sie kaum zum Neigen
Der Wipfel bringen, stand er, als ein Blitz
Ihn traf. Er fiel, ein Baum mit grünen Zweigen.

Wir sehen tieferschüttert einen Fall
Und grauer scheint das ungewisse Morgen.
Und schwer drückt auf uns, was überall,
Sich um uns drängt an Not, Gefahr und Sorgen.

Und dennoch – nein! Uns Andern ziemt es nicht,
An ihn mit Trauer und Schmerz zu denken.
An ihn, den Frohen, der so lebend spricht
Aus seines Werkes köstlichen Geschenken.

Wir schöpfen immer noch aus diesem Quell
Des Lebensmutes seiner heit’ren Güte,
Das Dunkel weicht und in uns wird es hell
Und manchen Frühling grüßt noch neue Blüte.

Sein ganzes Leben war ein Sonnenschein,
Den sperrt kein Tod in einen engen Schrein.
Der wird noch Vielem, was sich drängt zum Leben,
Sein warmes Licht zu starkem Wachstum geben.
Und fühlt das Volk auch noch in fernen Tagen
Sein edles Herz für alles Hohe schlagen.
Und klingt in bess’ren Zeiten noch sein Wort
Als hoher Trost, als ernster (!) Mahnung fort.
Wie war er tot – der so lebendig bleibt?
Kein Baum verdorrt, der neue Blätter treibt.
Er lebt der Heimat, die ihn stets beglückte.
Die er mit seinen Werken dauernd schmückte,
Er lebt dem Volke, das er heiß geliebt
Und das ihm dankbar Treu’ um Treue gibt.

(zit. n. Braito, S. 595f.)

Grabreihe Ludwig Ganghofer, Ludwig Thoma, Maidi Liebermann von Wahlendorf. Foto: Peter Czoik (TELITO)

Am 20. August 1920 wurde zur Gedächtnisfeier Ganghofers Stück Der Geigenmacher von Mittenwald im Tegernseer Bauerntheater aufgeführt.

 


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Verfasst von: TELITO / Dr. Peter Czoik