Mesner Gütl
Das traditionsreiche Lokal mit Café in rustikalem Ambiente liegt in der Seestraße 53. Je nach Wetterlage kann man im Kaminzimmer oder auf der Seeterrasse speisen.
1111 wird das „Mesner-Gütl“ – als das Gütl vom Mesner – in der Ortschronik zum ersten Mal erwähnt. Um 1700 bekam der Mesner Philipp Feiler vom Abt von Quirin die Erlaubnis, Branntwein auszuschenken. 1754 brannte das Gütl ab und wurde an derselben Stelle wiederaufgebaut. Viele berühmte Persönlichkeiten kehrten ins Gütl ein, so der Dichter Karl Stieler (1842-1885), der Maler Lovis Corinth (1858-1925), der Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg (1901-1976), der Biochemiker und Nobelpreisträger Feodor Lynen (1911-1970) u.a.m.
Alte Menükarte vom Mesner Gütl (Foto: privat).
Literarisches Zeugnis: Bertl Schultes: „Emil Ganghofer gewinnt eine Wette“
„Bertl Schultes (1881-1964), geborener Münchener, war schon als 15jähriger schauspielerisch tätig. 1903 war er bei der Köhler-Schauspieltruppe und 1909 bei Michael Denggs Tegernseer Bauerntheater. Nach Denggs Tod, 1914, übernahm er die Spielleitung der Dengg-Bühne. Als Mitbegründer der Ganghofer-Thoma-Bühne in Egern (Überfahrt) hat er von 1927 bis 1951 rund 3 500 Thoma-Aufführungen veranstaltet. Sein Buch Ein Komödiant blickt zurück gibt Aufschluß über seine lebenslange und umfangreiche Theatertätigkeit, aber auch über die Menschen und Persönlichkeiten im Tegernseer Tal, mit denen er fast ein Leben lang konfrontiert wurde.“ (Halmbacher, Bd. 1, S. 257) Zu letzteren zählt auch Emil Ganghofer, dessen tollkühne Fahrt in der Nähe des Mesner Gütls Schultes für seine Leser festgehalten hat:
Bei dieser Gelegenheit fällt mir die Geschichte mit dem Radrennfahrer Fischer ein, der Emil Ganghofer in Egern besuchte, kurz nachdem er die Radfernfahrt Mailand–München gewonnen hatte. Fischer erzählte seinem Freund Einzelheiten von der Fahrt, die dieser sich einige Zeit anhörte, bis er den Rennradler mit den Worten unterbrach: „Aber da, wo i mit’m Radl hifahr, fahrst du mir fei net nach.“ Das kostete Fischer natürlich nur ein mitleidiges Schmunzeln, das in laute Heiterkeit ausartete, als Emil ihm anbot: „I wett mit dir an Korb Sekt.“ Fischer nahm an. Und zur abgemachten Zeit trafen sich die beiden und halb Rottach-Egern dazu vor dem Gasthof Zur Überfahrt.
Emil Ganghofer hatte eine kleine Kanone mitgebracht, und mit einem gewaltigen Böllerschuß ist die Fahrt losgegangen. Ganghofer voraus und Fischer immer grinsend hinterdrein. Zum Café Meßnergütl sind sie gefahren, zurück zum Gasthaus, ein paar Steintreppen hinunter – es war kinderleicht. Doch auf einmal macht Emil einen scharfen Bogen, fährt auf den Bootssteg hinauf, kerzengerade auf den See zu und samt dem Radl ins tiefe Wasser. Fischer, der nicht schwimmen konnte – was Ganghofer natürlich gewußt hatte –, ist gerade noch im letzten Moment von seinem Rad gesprungen. Unter dem Hallo der am Ufer Stehenden schwamm Ganghofer samt seinem Rad ans Ufer zurück. Die gewonnene Wette wurde natürlich groß gefeiert.
(Schultes, S. 30f.)
„Einige Kunststücke auf dem Rade von Emil Ganghofer – Egern bei Tegernsee“ (Foto: privat).
Zur Station 5 von 10 Stationen
Das traditionsreiche Lokal mit Café in rustikalem Ambiente liegt in der Seestraße 53. Je nach Wetterlage kann man im Kaminzimmer oder auf der Seeterrasse speisen.
1111 wird das „Mesner-Gütl“ – als das Gütl vom Mesner – in der Ortschronik zum ersten Mal erwähnt. Um 1700 bekam der Mesner Philipp Feiler vom Abt von Quirin die Erlaubnis, Branntwein auszuschenken. 1754 brannte das Gütl ab und wurde an derselben Stelle wiederaufgebaut. Viele berühmte Persönlichkeiten kehrten ins Gütl ein, so der Dichter Karl Stieler (1842-1885), der Maler Lovis Corinth (1858-1925), der Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg (1901-1976), der Biochemiker und Nobelpreisträger Feodor Lynen (1911-1970) u.a.m.
Alte Menükarte vom Mesner Gütl (Foto: privat).
Literarisches Zeugnis: Bertl Schultes: „Emil Ganghofer gewinnt eine Wette“
„Bertl Schultes (1881-1964), geborener Münchener, war schon als 15jähriger schauspielerisch tätig. 1903 war er bei der Köhler-Schauspieltruppe und 1909 bei Michael Denggs Tegernseer Bauerntheater. Nach Denggs Tod, 1914, übernahm er die Spielleitung der Dengg-Bühne. Als Mitbegründer der Ganghofer-Thoma-Bühne in Egern (Überfahrt) hat er von 1927 bis 1951 rund 3 500 Thoma-Aufführungen veranstaltet. Sein Buch Ein Komödiant blickt zurück gibt Aufschluß über seine lebenslange und umfangreiche Theatertätigkeit, aber auch über die Menschen und Persönlichkeiten im Tegernseer Tal, mit denen er fast ein Leben lang konfrontiert wurde.“ (Halmbacher, Bd. 1, S. 257) Zu letzteren zählt auch Emil Ganghofer, dessen tollkühne Fahrt in der Nähe des Mesner Gütls Schultes für seine Leser festgehalten hat:
Bei dieser Gelegenheit fällt mir die Geschichte mit dem Radrennfahrer Fischer ein, der Emil Ganghofer in Egern besuchte, kurz nachdem er die Radfernfahrt Mailand–München gewonnen hatte. Fischer erzählte seinem Freund Einzelheiten von der Fahrt, die dieser sich einige Zeit anhörte, bis er den Rennradler mit den Worten unterbrach: „Aber da, wo i mit’m Radl hifahr, fahrst du mir fei net nach.“ Das kostete Fischer natürlich nur ein mitleidiges Schmunzeln, das in laute Heiterkeit ausartete, als Emil ihm anbot: „I wett mit dir an Korb Sekt.“ Fischer nahm an. Und zur abgemachten Zeit trafen sich die beiden und halb Rottach-Egern dazu vor dem Gasthof Zur Überfahrt.
Emil Ganghofer hatte eine kleine Kanone mitgebracht, und mit einem gewaltigen Böllerschuß ist die Fahrt losgegangen. Ganghofer voraus und Fischer immer grinsend hinterdrein. Zum Café Meßnergütl sind sie gefahren, zurück zum Gasthaus, ein paar Steintreppen hinunter – es war kinderleicht. Doch auf einmal macht Emil einen scharfen Bogen, fährt auf den Bootssteg hinauf, kerzengerade auf den See zu und samt dem Radl ins tiefe Wasser. Fischer, der nicht schwimmen konnte – was Ganghofer natürlich gewußt hatte –, ist gerade noch im letzten Moment von seinem Rad gesprungen. Unter dem Hallo der am Ufer Stehenden schwamm Ganghofer samt seinem Rad ans Ufer zurück. Die gewonnene Wette wurde natürlich groß gefeiert.
(Schultes, S. 30f.)
„Einige Kunststücke auf dem Rade von Emil Ganghofer – Egern bei Tegernsee“ (Foto: privat).
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