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Gasthof Herzog Maximilian (Schild) mit Pfarrkirche St. Ägidius, Gmund. Foto: Peter Czoik (TELITO)

Bahnhof Gmund

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Foto: Peter Czoik (TELITO)

Der Durchgangsbahnhof an der Bahnstrecke Schaftlach–Tegernsee wurde 1883 errichtet. Ursprünglich war geplant, die Vizinialtrasse bei Finsterwald enden zu lassen, weil man aus Kostengründen auf den Abstieg der Bahn in Gmund verzichten wollte. 1902 wurde die Bahnstrecke bis nach Tegernsee verlängert. Damit verlor auch der Bahnhof Gmund seine Rolle als Endbahnhof. Alle nötigen Einrichtungen für den Bahnbetrieb wurden nach Tegernsee verlegt.

Literarisches Zeugnis: Anna Mayer-Bergwald (1852-1935)

Die in Ansbach geborene Tochter eines Stiftungsadministrators Anna Mayer alias Anna Mayer-Bergwald besuchte ein Institut für Höhere Töchter, zog 1884 mit ihrem Vater nach München und unternahm bald viele Reisen in die Berge und an den Chiemsee.

Ab 1890 begann sie als Schriftstellerin, Journalistin und Reiseberichterstatterin zu arbeiten. Doch malte und fotografierte sie auch und gestaltete ihre Bücher oft selbst. Ihre Eindrücke der Gebirgswelt gestalteten sich zu Alpenmärchen, Skizzen, Lebensbildern und Dorfgeschichten.

Als Natur- und Umweltschützerin setzte sich Anna Mayer-Bergwald für einen landschaftsschonenden Fremdenverkehr ein. Sie förderte die Bayerische Volkskultur und trat 1895 sogar als Komitee-Dame des großen Bayerischen Volkstrachtenfests in München in Erscheinung.

Seit 1911 lebte sie auf der Insel Frauenchiemsee in der Villa Bergwald mit der acht Jahre älteren Geheimratswitwe Martha Aegidi zusammen. Es entwickelte sich ein kleiner künstlerischer Zirkel, unter dessen Besuchern auch der Volksschriftsteller Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt (1832-1919), zählte.

Durch ihre erfolgreiche Mitarbeit beim „Schutzverband zur Rettung des Chiemsees“ verhinderte Anna Mayer-Bergwald die industrielle Ausbeutung des gesamten Seebereichs. Ihr Mahngedicht „Rettet den Chiemsee!“ wurde weltweit in über 10.0000 Exemplaren gedruckt. 1922 verlieh die Gemeinde Chiemsee der viel geachteten Schriftstellerin das Ehrenbürgerrecht.

Anna Mayer-Bergwald: Freudentage am Tegernsee. Eine Rückerinnerung an den Sommer 1897. Seitz & Schauer, München 1898, Sign.: Bavar. 1793 me (Bayerische Staatsbibliothek/Münchener DigitalisierungsZentrum)

In ihrem Aufsatz „Zum 10. Todestag Karl Stielers“ (1895) gedenkt Mayer-Bergwald ihres Lieblingsdichters. Auch hielt sie sich häufig am Tegernsee auf, am liebsten in Bad Wiessee, im bekannten „Bauer in der Au“. Anlässlich des Besuches der deutschen Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921) 1897 in Tegernsee verfasste sie das Buch Freudentage am Tegernsee. Eine Rückerinnerung an den Sommer 1897, woraus der folgende Auszug über den Bahnhof Gmund entnommen ist:

Da – endlich dröhnte ein Salutschuß durch die Luft, der kaiserliche Bahnzug war in Gmund eingetroffen, was in allen Gruppen lebhafte Bewegung hervorrief, obwohl noch geraume Zeit verging, bis der Einzug der Wagen im Markte erfolgte. Aufs Neue krachten jetzt die Böller. ‚Sie kommt, sie kommt!‘ rief es in den Reihen, als man zunächst den in Galatracht mit stolzem Federbusch sich zeigenden Postillon heranfahren sah. Die Rosse, welche den Wagen der Kaiserin zogen, wollten die hohe Frau allzurasch entführen, aber ihre Hand winkte und ihr freundlicher Zuruf gebot Halt. Die Kinderschaar rührte ihr Herz, konnte diese ja kaum erwarten, bis der Bürgermeister seine kurze Ansprache beendet hatte und sie all’ ihre Blumen auf den Schooß der erlauchten Frau legen durfte. Mit inniger, herzgewinnender Güte nahm sie die duftigen Spenden entgegen.

(Mayer-Bergwald, S. 6)

Literarisches Zeugnis II: Anekdote Wer andern eine Grube gräbt, ...

Am Gesellschaftstag in der Bahnhofsgaststätte zu Gmund saßen beisammen: der Nieder (Molkereibesitzer), der Stock (Wirt) und der Echter (Schlossermeister).

Letzterer kam auf den Haas zu sprechen, der in seinem Haus wohnte. Der Mann war nicht mit Geld gesegnet. Er bekam keine große Rente. Alle waren der Ansicht, er sollte sich was dazuverdienen. So reifte bei den Stammtischbrüdern ein Hilfsplan. Der Schreiner Probst, der diesmal nicht am Stammtisch saß, sollte Haas als Hausmeister mit kleinem Salär anstellen. So wäre dem Haas auf billige Art geholfen und sie hätten ihren guten Willen zur Nächstenliebe durch Probst in die Tat umgesetzt.

Wie sich ihr Stammtischbruder dazu verhalten würde, das zu erfahren, war ihnen die Sache wert. So schickten die drei den Rentner Haas zum Probst hinauf. Haas stellte sich vor, er hätte gehört, daß hier ein Hausmeister gesucht würde, er täte sich dafür interessieren. Der Schreiner Probst fiel fast in seine Hobelspäne. Einen Hausmeister konnte er sich gar nicht leisten. Nachdem Probst erfragt hatte, wer ihm diesen Typ gegeben hätte, schwante Probst etwas. Gleich hatte er die Angelegenheit durchschaut: ‚Du bist zum Narren gehalten worden. Ich brauche keinen Hausmeister.‘ Probst überlegte eine geraume Zeit, dann sagt er zum Haas: ‚Jetzt zeigen wir’s den dreien aber! Wir gehen gleich zum Arzt nebenan, der soll dir einen Gips ans Bein machen. Du hast deinen Fuß gebrochen! Vor meiner Wohnung. Ich fahr dich heim und du legst dich in’s Bett!‘

Es klappte gut. Die drei Stammtischbrüder schluckten die Sache mit dem gebrochenen Fuß. Sie wurden recht nachdenklich: was hatten sie dem armen Mann angetan! Jetzt fanden sie ihre Idee nicht mehr witzig. Sie fühlten sich schuldig. Sie sahen sich gefordert, Hilfe zu leisten. So besuchten sie den Patienten jeden Tag‚ einer nach dem anderen. Der Nieder brachte Käse und Butter mit, der Stock erfreute den Kranken mit einem Flascherl Wein und auch der Echter ließ sich nicht lumpen. Der Haas spielte gut den echten Kranken. Er sah seiner Genesung mit Ruhe entgegen. Ganz anders erging es den anderen dreien. Was wird da noch alles auf sie zukommen? Das Krankenhaus muß bezahlt werden. Die Arztkosten stehen an. Dabei wußten sie alle drei, daß der Haas nicht ausreichend krankenversichert war. ‚Gott steh uns bei! Da werden wir zur Kasse gebeten!‘ jammerten sie im stillen.

Der Probst lachte sich derweil heimlich ins Fäustchen. Seine Täuschung war recht gut gelungen. Und dem Haas taugte es auch.

Am nächsten Gesellschaftstag kam alles auf. Die Lacher standen verständlicherweise auf der Seite des Patienten. Die Schadenfreude aller erfuhren hingegen hautnah der Nieder, der Stock und der Echter.

(Rausch, S. 18f.)

 


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Verfasst von: TELITO / Dr. Peter Czoik