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Point – Das Rockadirl vom Tegernsee

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Foto: Peter Czoik (TELITO)

Den Hoffischereiweg läuft man zu Ende, bis man zur Seestraße wieder herauskommt. Nach einigen hundert Metern biegt man rechts ab in den Überfahrtweg. Vorbei am Sportplatz Point Tegernsee erreicht man unten die Anlegestelle.

Ort:

Die Point ist eine Landspitze, die mit der gegenüberliegenden, auf der sich der Ortsteil Rottach-Egern befindet, eine Bucht bildet, die der Egernwinkel genannt wird. Von der Point aus blickt man über eine sanft emporsteigende Wiese hinauf zu einer Reihe der schönsten Landhäuser. Auf der Point steht auch das Kleine Paraplui. Im Sommer lockt sie Scharen von Badegästen an den Tegernsee. In früheren Zeiten war sie weniger beschaulich, zumal sie von 1920 bis Ende der 1950er-Jahre als Mülldeponie diente. Das Überführen von einem Ufer zum anderen ist dagegen bis heute erhalten geblieben: Die Ruderbootfähre zwischen Point und Egern gibt es seit 500 Jahren. Über die Sage vom Rockadirl berichtet schon der Sagensammler Friedrich Panzer (1794-1854): „Auf dem see schwimmt nachts eine jungfrau, das Rockadirl genannt.“

Sageninhalt:

An der schmalsten Stelle des Tegernsees trug sich vor vielen Jahrhunderten folgende Geschichte zu: Der Überfahrer Martl aus Egern soll nach einer Bauernhochzeit in einer stürmischen Nacht eine alte Frau, das Rockadirl, ans andere Ufer gefahren und erlöst haben.

Im Gasthof zur Überfahrt in Egern war eine große Bauernhochzeit. Martl, der schneidigste Tänzer, hörte eine Frauenstimme laut rufen: „Hol über, überführn!“ Er verstand es als seine Pflicht, trotz des Unwetters der Frau zu helfen, und schiffte den schweren Kahn über den von mächtigen Wellen aufgeschäumten See. An der Point angekommen, sieht er im grellen Schein des Blitzes eine alte Frau stehen, die er wegen ihrer Hässlichkeit für die Wallberghexe hält. Dennoch ergreift er nicht die Flucht, als er sie sieht, und willigt in ihren Wunsch ein, sie bzw. eine andere Frau zu erlösen: „Willst du einem armen, unglücklichen Dirndl helfen und es aus seiner Not befreien?“

Das „arme Dirndl“ ist in Wirklichkeit das Rockadirl. Die Geschichte besagt, dieses sei ein adliges Mädchen gewesen, das als Sühne für eine Freveltat ihrer Familie von seinen Eltern ins Kloster geschickt werden sollte. Aus Verzweiflung darüber habe es sich in den See gestürzt und sitzt nun an einem Spinnrocken und muss Flachs spinnen. Daher der Name Rockadirl (Rockendirndl). Nur ein rechtschaffener Jüngling könne es aus seiner Not befreien und an die Oberfläche bringen.

Die vermeintliche Hexe führt den Überführer Martl an den Grund des Tegernsees, wo er gegen giftige Schlangen und Gewürm aller Art ankämpfen muss; einem gewaltigen Wasserstrudel, der ihn hineinziehen will, trotzt; ein Untier – halb Fisch, Drache oder Schlange – in die Schranken weist; bis er vor einem hellen prächtigen Saal steht, wo ihn ein mit blutigen Fingern am Spinnrocken sitzendes blondes, blasses Mädchen erwartet. Martl stößt im Nu das Spinnrad mit seinem Ruder um – und der Zauber ist gebrochen. Sofort kehrt Leben in das Mädchen zurück. Aus Freude und Dank für die schöne Tat hat Martl drei Wünsche frei, die ihm das Rockadirl erfüllen will. Martl zögert nicht lange und wünscht sich, dass er seine Braut Mariedl, die Tochter des Klosterjägers, heiraten kann, dass er und sie gesund bleiben und sich ein Haus bauen können. Von den im Saal herumliegenden Goldschätzen darf er sich zusätzlich etwas mitnehmen.

Am Egerner Ufer angekommen, kauft der Überführer sich ein Grundstück am See und erbaut ein kleines Wohnhaus. Zur Hochzeit, die wieder im Gasthof zur Überfahrt stattfindet, erscheint, wie es weiter heißt, das Rockadirl in lichter Gestalt und bringt dem frisch vermählten Paar einen ansehnlich vollen Geldbeutel als Hochzeitsgeschenk mit.

 


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Verfasst von: TELITO / Dr. Peter Czoik

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