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Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)

Karl-Stieler-Denkmal: Ein Winteridyll (Karl Stieler)

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Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)

An den Heimat- und Dialektdichter Karl Stieler (1842-1885) erinnert heute noch das Karl-Stieler-Denkmal am Leeberghang in Tegernsee. 1887 hat es die Stadt an dieser Stelle errichten lassen. Karl Stieler war der Sohn des bekannten Münchner königlich-bayerischen Hofmalers Joseph Stieler (1781-1858) und dessen zweiter Frau Josephine. Wie Kobell hat auch Stieler viel Zeit im Tegernseer Tal verbracht. Viele seiner Dichtungen sind in Tegernsee im Haus seines Vaters an der Point im Stieler-Haus, entstanden. (Station 5)

Trotz künstlerischer Neigungen entschied sich der 1842 in München geborene Karl Stieler zum unspektakulären Jura-Studium, das er 1869 mit Staatsexamen und Promotion in München abschloss. Daraufhin wurde er am Bayerischen Reichsarchiv München als Archivbeamter angestellt. 1871 heiratete er die Nürnberger Kaufmannstochter Mary Bischof, mit der er drei Töchter bekam.

Seine zahlreichen literarischen Werke, die er neben seiner beruflichen Tätigkeit verfasste, veröffentlichte Stieler in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Doch gab er auch verschiedene Gedichtbände heraus. 1865 erschien der Lyrikband Bergbleamln, 1869 das Buch Posthornklänge mit Reisebildern. Berühmt wurden auch Stielers Hochlandlieder (1879, 1881) der Gedichtband Ein Winteridyll (1885) und seine – an seinen Freund Franz von Kobell erinnernde – Mundartlyrik.

Besonders eng mit dem Tegernseer Tal und dem Stieler-Haus verbunden sind die Gedichte, die Stieler in dem Gedichtband Winteridyll vereint hat. Sie handeln von seinen Erlebnissen und Gefühlen in der Landschaft des Tegernseer Tals, seinen Aufenthalten im Stieler-Haus, von seinem Vater, seiner Mutter, Kindheits- und Jugenderinnerungen.

Im Winter 1884/85 zog sich Stieler eine schwere Erkältung zu, von der er sich nicht mehr erholte: Nach einer Kahnfahrt im März 1885 in Tegernsee wurde er mit hohem Fieber nach München transportiert. Dort starb Stieler am 12. April 1885 mit nur 43 Jahren in seiner Wohnung. Drei Tage später wurde er nach Tegernsee überführt und auf dem dortigen Friedhof beigesetzt.

Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)

Ludwig Thoma und Georg Queri nahmen Karl Stieler 1913 in ihr Bayernbuch. Hundert bayrische Autoren eines Jahrtausends auf. Hier informierten sie auch darüber, dass seine Dialektgedichte mittlerweile in sechs Bänden erschienen seien und das Winteridyll mittlerweile sogar vor der 40. Auflage stehe. Als poetische Glanzlichter und repräsentativ für Stieler präsentierten sie in ihrem Buch zwei seiner Mundartgedichte: Der Floßknecht und Die NahderinLetzteres über die „Näherin“ wird hier wiedergegeben:

Die Nahderin
Die Nahderinnen hocken rum
So stad, wie d´Fliegen in der Stubn
Heut da, heut dort – 's denkt Niemand hin
Auf d´Nahderin.

Der Alt zählt ruhig am Tisch sei Geld
Hat der so viel – du liebe Welt!
Do mäuserlstad im Winkel drin
Hockt d'Nahderin.

Die Mutta macht ihr Heirathsg'red:

den möcht ma gern, den nahem ma net,
Do mäuserlstad im Winkel drin
Hockt d'Nahderin.

As Mädel zieht sich aus – ah Narr,
Wer moant's daß die schief gwachsen war,
Do mäuserlstad im Winkel drin
Hockt d'Nahderin.

Der Bub stürmt ham – der that koa gut,
Die Altem greinen voller Glut,
Do mäuserlstadt im Winkel drin
Hockt d'Nahderin.

Gott gnad enk, Mutta, Bub und Mädel,
Die hat a Zügel wie a Nadel,
Die woaß jetzt Alls, im Winkel drin,
Die Nahderin!

Vom Stieler-Denkmal ist es nicht weit zur nächsten Station, dem Stieler-Haus in der Seestraße 74. Dieses Haus hat Stielers Vater, der Porträtmaler Josef Stieler, der sich 1812 in München niedergelassen hatte, von König Ludwig I. als Geschenk erhalten. In ihm richtete sich die vielfältig künstlerisch und schriftstellerisch tätige Familie Stieler ihren Sommerwohnsitz ein. Dies war auch das Haus, in welchem Karl Stieler die Werke schuf, welche von ihm am berühmtesten geworden sind: Das Winteridyll, die Wanderzeit und die Hochlandlieder.

 


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Verfasst von: TELITO / Dr. Ingvild Richardsen

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