Kath. Pfarrkirche St. Quirinus
Die heutige katholische Pfarrkirche St. Quirinus ist die frühere Klosterkirche der Benediktinerabtei Tegernsee. Dieses spätgotische Bauwerk, das aus dem 15. Jahrhundert stammt, in das aber auch ältere Bauteile Eingang gefunden haben, ist im Besitz der Pfarrkirchenstiftung Tegernsee. Zu ihrer Erhaltung verpflichtet ist jedoch der Freistaat Bayern.
Es war Abt Bernhard Wenzel, der die Klosterkirche seit dem Ende des 17. Jahrhunderts durch oberitalienische Künstler in den frühbarocken Stil umbauen ließ. Die Altaraufbauten, die Säulen der Eingangshalle und die Fußböden sind größtenteils aus Tegernseer Marmor gefertigt. 1746 wurden den Seitenschiffen noch zwei Rokoko-Kapellen zu Ehren des Kirchenpatrons Quirinus und des Ordensvaters Benedikt angefügt.
1803 erhielt die bisherige Klosterkirche ihre neue Funktion. Anstelle der abgebrochenen Pfarrkirche St. Johann Baptist wurde sie jetzt zur katholischen Pfarrkirche von Tegernsee. Von 1818 bis 1824 ließ König Max I. Joseph die Fassade der Kirche in klassizistischem Stil verändern. Damals erhielten die Türme ihr heutiges Aussehen. Anlässlich der Einrichtung einer Hofküche wurde die Kirche 1824 tiefgreifend umgestaltet, unter Leitung des königlichen Galeriedirektors Johann Georg von Dillis (1759-1841). König Max I. fühlte sich der Tegernseer Pfarrkirche zeitlebens eng verbunden. An den Wänden der Vorhalle wurden vier marmorne Gedenktafeln angebracht, die an mit ihm verbundene bedeutsame Ereignisse erinnern.
In der früheren Klosterkirche begegnet man dem alten Klosterwappen der Benediktinerabtei Tegernsee an mehreren Stellen. Die überlieferten Zeugnisse stammen aus dem 15. Jahrhundert und stehen in Zusammenhang mit dem Grabmal, das hier für die beiden Gründer des Klosters im Altarraum errichtet wurde. Von 1998 bis 2004 erfolgte zuletzt eine umfassende Innenrenovierung und Neugestaltung des Altarraums.
Altarraum, Grabmal. Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)
Das Klosterwappen am Grabmal der Klostergründer Adalbert und Oatkar
Die Forschungen zur Entstehung des Klosters Tegernsee sind immer noch im Gange. Tatsächlich sind die Knochen der beiden Klostergründer Adalbert und Oatkar bis heute erhalten. Sie liegen in einem Sarkophag unter dem Altar der Tegernseer Kirche. Als er vor 15 Jahren saniert wurde, nutzte man die Gelegenheit zur pathologischen Untersuchung der Skelette.
Gesichert ist, dass Adalbert und Oatkar im 8. Jahrhundert lebten, Adalbert 30 Jahre lang Abt gewesen war und wohl zwischen 790 und 800 starb. Den pathologischen Untersuchungen des Wissenschaftlers Andreas Nerlich zufolge waren Adalbert und Oatkar 1,85 bzw. 1,87 Meter groß, wobei Adalbert acht Jahre älter war als Oatkar. Das Lebensalter der beiden Brüder konnte Nerlich ebenfalls bestimmen und aufgrund der Quellenlage zu Adalberts Tod das Geburtsjahr ausrechnen: Der ältere Bruder wurde um 740 geboren. Doch der Pathologe fand auch Hinweise auf ihre Herkunft. Signaturen in den Zähnen und Knochen zeigen großen Fischkonsum aus dem Meer an. Nerlich zufolge weisen die Art der verzehrten Meeresfische und auch andere Indikatoren der Ernährung auf die Bretagne als Herkunftsort hin.
Es war der Münchener Bildhauer Hans Haldner, der Mitte des 15. Jahrhunderts im Auftrag des Tegernseer Abtes Kaspar Ayndorffer ein neues Hochgrab für die Klosterstifter Adalbert und Oatkar mitten in der Kirche schuf, wohl aus Anlass der 700-Jahrfeier des Klosters 1446. Auf dem Relief der Deckplatte präsentierte er die beiden Brüder unter einer Baldachinarchitektur, zeigte wie sie gemeinsam eine Kirche als Symbol ihrer Stiftung in den Händen halten. Als die Kirche Ende des 17. Jahrhunderts barockisiert wurde, brach man einige Teile des von ihm geschaffenen Hochgrabes ab. Die Deckplatte wurde neu gerahmt (datiert 1690) und über das Eingangsportal der Kirche gesetzt.
Blickt man auf das von Hans Haldner im 15. Jahrhundert geschaffene Grabmal für die beiden Stifter, sieht man auf der vorderen, dem Betrachter zugewandten Grabplatte, die der Tegernseer Abt Kaspar Ayndorffer 1441 in Auftrag gegeben hatte, hier noch das alte Tegernseer Klosterwappen prangen. Auf dieser Steinplatte sind vier Schilder zu erkennen. Auf dem ersten und vierten erblickt man die zwei ineinander verschlungenen Seeblätter, auf dem dritten und vierten die drei Kronen.
Doch es gibt noch zwei weitere alte Steinplatten in der Kirche, auf denen das Klosterwappen in gleicher Weise abgebildet ist. Diese beiden Steinplatten hängen an zwei unterschiedlichen Seitenwänden. Vermutet wird, dass diese beiden Platten sich möglicherweise einstmals an den beiden Seiten eines früheren Sarges der beiden Klosterstifter befunden haben.
Steinplatte an der Wand. Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)
Zur Entstehung des Klosterwappens
a) Das Seeblattwappen
Wie bereits erwähnt, gelten die zwei ineinander verschlungenen Seerosenblätter über wogenden Wellen als ältestes heraldisches Zeichen der weltberühmten Benediktinerabtei Tegernsee.
Das Tegernseer Seeblattwappen taucht zuerst in den Siegeln der Äbte von Tegernsee auf. Zum ersten Mal 1348 auf dem Siegel von Abt Kaspar Hauzendorfer: Unter der Figur des auf einer Thronbank sitzenden Abtes sieht man ein Schild mit dem Seeblattwappen. Dieser Brauch wird unter den nachfolgenden Äbten beibehalten. Seit 1395 erscheinen die beiden Seeblätter dann auch im Abteiwappen des Benediktinerklosters Tegernsee, zuerst unter Abt Oswald Torer (Amtszeit: 1393-1414). Die Farbe des Schildes, auf dem die beiden grünen Seeblätter stehen, wird fortan meist weiß gehalten.
b) Das Kronenwappen
Zu diesem Seeblatt-Klosterwappen tritt unter dem schon erwähnten Kaspar Ayndorffer im 15. Jahrhundert ein zweites Wappen hinzu: drei goldene Kronen (auf blauem Grund). Ayndorffer ließ dieses Kronenwappen nicht nur in seinem Siegel neben das Seeblattwappen an zweiter Stelle anbringen. Er, der aus Anlass der 700-Jahrfeier des Klosters 1446 ein Hochgrab für die beiden Gründer mitten in der Kirche errichten ließ, war auch derjenige, der auf dessen Wappenstein das Kronenwappen neben das Seeblattwappen stellen ließ.
In Zusammenhang mit Tegernsee beziehen sich die drei Kronen sehr wahrscheinlich auf die hochadligen Gründer Adalbert und Oatkar und den Stiftspatron St. Quirinus. Seit dem 12. Jahrhundert wurde der Klosterpatron Quirinus als König dargestellt, indem man ihn zum Sohn des Philippus Arabs, des ersten christlichen Kaisers erklärte. Da man 1157 in Tegernsee auch von einer königlichen Abkunft der beiden Gründer Oatkar und Adalbert sprach, sind die drei Kronen, das zweite Wappen, möglicherweise der bildhafte Ausdruck der dreifachen königlichen Abkunft.
Zur Entstehung des Klosterwappens (Bildausschnitt). Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)
Vereinigung des Seeblattwappens und des Kronenwappens in einem geviertelten Schild
Unter Abt Quirin Regler (1492-1500) werden beide Wappen Ende des 15. Jahrhunderts in einem geviertelten Schild vereinigt, wobei mal das Seeblattwappen, mal das Kronenwappen an erster Stelle steht. Im 18. Jahrhundert sind dann seit Abt Petrus Guthrather (Amtszeit: 1715 -1725) die beiden Wappen in einem geteilten Schild dargestellt: oben die Kronen, unten die Seeblätter. Unter den letzten Äbten erscheinen beide Wappen auch in einem blau-weiß geteilten Schild.
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Die heutige katholische Pfarrkirche St. Quirinus ist die frühere Klosterkirche der Benediktinerabtei Tegernsee. Dieses spätgotische Bauwerk, das aus dem 15. Jahrhundert stammt, in das aber auch ältere Bauteile Eingang gefunden haben, ist im Besitz der Pfarrkirchenstiftung Tegernsee. Zu ihrer Erhaltung verpflichtet ist jedoch der Freistaat Bayern.
Es war Abt Bernhard Wenzel, der die Klosterkirche seit dem Ende des 17. Jahrhunderts durch oberitalienische Künstler in den frühbarocken Stil umbauen ließ. Die Altaraufbauten, die Säulen der Eingangshalle und die Fußböden sind größtenteils aus Tegernseer Marmor gefertigt. 1746 wurden den Seitenschiffen noch zwei Rokoko-Kapellen zu Ehren des Kirchenpatrons Quirinus und des Ordensvaters Benedikt angefügt.
1803 erhielt die bisherige Klosterkirche ihre neue Funktion. Anstelle der abgebrochenen Pfarrkirche St. Johann Baptist wurde sie jetzt zur katholischen Pfarrkirche von Tegernsee. Von 1818 bis 1824 ließ König Max I. Joseph die Fassade der Kirche in klassizistischem Stil verändern. Damals erhielten die Türme ihr heutiges Aussehen. Anlässlich der Einrichtung einer Hofküche wurde die Kirche 1824 tiefgreifend umgestaltet, unter Leitung des königlichen Galeriedirektors Johann Georg von Dillis (1759-1841). König Max I. fühlte sich der Tegernseer Pfarrkirche zeitlebens eng verbunden. An den Wänden der Vorhalle wurden vier marmorne Gedenktafeln angebracht, die an mit ihm verbundene bedeutsame Ereignisse erinnern.
In der früheren Klosterkirche begegnet man dem alten Klosterwappen der Benediktinerabtei Tegernsee an mehreren Stellen. Die überlieferten Zeugnisse stammen aus dem 15. Jahrhundert und stehen in Zusammenhang mit dem Grabmal, das hier für die beiden Gründer des Klosters im Altarraum errichtet wurde. Von 1998 bis 2004 erfolgte zuletzt eine umfassende Innenrenovierung und Neugestaltung des Altarraums.
Altarraum, Grabmal. Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)
Das Klosterwappen am Grabmal der Klostergründer Adalbert und Oatkar
Die Forschungen zur Entstehung des Klosters Tegernsee sind immer noch im Gange. Tatsächlich sind die Knochen der beiden Klostergründer Adalbert und Oatkar bis heute erhalten. Sie liegen in einem Sarkophag unter dem Altar der Tegernseer Kirche. Als er vor 15 Jahren saniert wurde, nutzte man die Gelegenheit zur pathologischen Untersuchung der Skelette.
Gesichert ist, dass Adalbert und Oatkar im 8. Jahrhundert lebten, Adalbert 30 Jahre lang Abt gewesen war und wohl zwischen 790 und 800 starb. Den pathologischen Untersuchungen des Wissenschaftlers Andreas Nerlich zufolge waren Adalbert und Oatkar 1,85 bzw. 1,87 Meter groß, wobei Adalbert acht Jahre älter war als Oatkar. Das Lebensalter der beiden Brüder konnte Nerlich ebenfalls bestimmen und aufgrund der Quellenlage zu Adalberts Tod das Geburtsjahr ausrechnen: Der ältere Bruder wurde um 740 geboren. Doch der Pathologe fand auch Hinweise auf ihre Herkunft. Signaturen in den Zähnen und Knochen zeigen großen Fischkonsum aus dem Meer an. Nerlich zufolge weisen die Art der verzehrten Meeresfische und auch andere Indikatoren der Ernährung auf die Bretagne als Herkunftsort hin.
Es war der Münchener Bildhauer Hans Haldner, der Mitte des 15. Jahrhunderts im Auftrag des Tegernseer Abtes Kaspar Ayndorffer ein neues Hochgrab für die Klosterstifter Adalbert und Oatkar mitten in der Kirche schuf, wohl aus Anlass der 700-Jahrfeier des Klosters 1446. Auf dem Relief der Deckplatte präsentierte er die beiden Brüder unter einer Baldachinarchitektur, zeigte wie sie gemeinsam eine Kirche als Symbol ihrer Stiftung in den Händen halten. Als die Kirche Ende des 17. Jahrhunderts barockisiert wurde, brach man einige Teile des von ihm geschaffenen Hochgrabes ab. Die Deckplatte wurde neu gerahmt (datiert 1690) und über das Eingangsportal der Kirche gesetzt.
Blickt man auf das von Hans Haldner im 15. Jahrhundert geschaffene Grabmal für die beiden Stifter, sieht man auf der vorderen, dem Betrachter zugewandten Grabplatte, die der Tegernseer Abt Kaspar Ayndorffer 1441 in Auftrag gegeben hatte, hier noch das alte Tegernseer Klosterwappen prangen. Auf dieser Steinplatte sind vier Schilder zu erkennen. Auf dem ersten und vierten erblickt man die zwei ineinander verschlungenen Seeblätter, auf dem dritten und vierten die drei Kronen.
Doch es gibt noch zwei weitere alte Steinplatten in der Kirche, auf denen das Klosterwappen in gleicher Weise abgebildet ist. Diese beiden Steinplatten hängen an zwei unterschiedlichen Seitenwänden. Vermutet wird, dass diese beiden Platten sich möglicherweise einstmals an den beiden Seiten eines früheren Sarges der beiden Klosterstifter befunden haben.
Steinplatte an der Wand. Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)
Zur Entstehung des Klosterwappens
a) Das Seeblattwappen
Wie bereits erwähnt, gelten die zwei ineinander verschlungenen Seerosenblätter über wogenden Wellen als ältestes heraldisches Zeichen der weltberühmten Benediktinerabtei Tegernsee.
Das Tegernseer Seeblattwappen taucht zuerst in den Siegeln der Äbte von Tegernsee auf. Zum ersten Mal 1348 auf dem Siegel von Abt Kaspar Hauzendorfer: Unter der Figur des auf einer Thronbank sitzenden Abtes sieht man ein Schild mit dem Seeblattwappen. Dieser Brauch wird unter den nachfolgenden Äbten beibehalten. Seit 1395 erscheinen die beiden Seeblätter dann auch im Abteiwappen des Benediktinerklosters Tegernsee, zuerst unter Abt Oswald Torer (Amtszeit: 1393-1414). Die Farbe des Schildes, auf dem die beiden grünen Seeblätter stehen, wird fortan meist weiß gehalten.
b) Das Kronenwappen
Zu diesem Seeblatt-Klosterwappen tritt unter dem schon erwähnten Kaspar Ayndorffer im 15. Jahrhundert ein zweites Wappen hinzu: drei goldene Kronen (auf blauem Grund). Ayndorffer ließ dieses Kronenwappen nicht nur in seinem Siegel neben das Seeblattwappen an zweiter Stelle anbringen. Er, der aus Anlass der 700-Jahrfeier des Klosters 1446 ein Hochgrab für die beiden Gründer mitten in der Kirche errichten ließ, war auch derjenige, der auf dessen Wappenstein das Kronenwappen neben das Seeblattwappen stellen ließ.
In Zusammenhang mit Tegernsee beziehen sich die drei Kronen sehr wahrscheinlich auf die hochadligen Gründer Adalbert und Oatkar und den Stiftspatron St. Quirinus. Seit dem 12. Jahrhundert wurde der Klosterpatron Quirinus als König dargestellt, indem man ihn zum Sohn des Philippus Arabs, des ersten christlichen Kaisers erklärte. Da man 1157 in Tegernsee auch von einer königlichen Abkunft der beiden Gründer Oatkar und Adalbert sprach, sind die drei Kronen, das zweite Wappen, möglicherweise der bildhafte Ausdruck der dreifachen königlichen Abkunft.
Zur Entstehung des Klosterwappens (Bildausschnitt). Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)
Vereinigung des Seeblattwappens und des Kronenwappens in einem geviertelten Schild
Unter Abt Quirin Regler (1492-1500) werden beide Wappen Ende des 15. Jahrhunderts in einem geviertelten Schild vereinigt, wobei mal das Seeblattwappen, mal das Kronenwappen an erster Stelle steht. Im 18. Jahrhundert sind dann seit Abt Petrus Guthrather (Amtszeit: 1715 -1725) die beiden Wappen in einem geteilten Schild dargestellt: oben die Kronen, unten die Seeblätter. Unter den letzten Äbten erscheinen beide Wappen auch in einem blau-weiß geteilten Schild.
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