Kißlingerstr. 41: Gemeindefriedhof an der Auferstehungskirche (Grabstätte)
Nicht weit von der katholischen Pfarrkirche Rottach-Egern entfernt steht inmitten einer Wiese die evangelische „Auferstehungskirche“. Diese moderne Kirche wurde von dem Münchner Architekten Olaf Andreas Gulbransson (1916-1961) von 1953 bis 1955 errichtet, ein Sohn des berühmten in Tegernsee lebenden Karikaturisten und Malers Olaf Gulbransson (1873-1958). Die Architektur dieses modernen Kirchenbaus verweist durch verschiedene Dreieck-Strukturen auf die göttliche Dreifaltigkeit. Mit ihrem tief heruntergezogenen Dach gleicht die Kirche einem „Bergvogel“, der seine Jungen schützend unter sich beherbergt. Das Kircheninnere beeindruckt mit seinen farbigen Glasfenstern, die von dem Motiv Der Auferstandene beherrscht werden. Sie entstanden unter der Leitung von Prof. J. Oberberger. Olaf Gulbransson, der Architekt dieser eigenwilligen Kirche, wurde auf dem nahegelegenen Friedhof 1961 beigesetzt. Auch sein Vater, der Karikaturist und Maler Olaf Gulbransson, der Maler und Porträtist Paul Mathias Padua (1903-1981), die Schriftsteller Heinrich (1887-1955) und Alexander Spoerl (1917-1978) sowie die Schriftstellerin Friede Birkner (1891-1985) sind hier beerdigt.
Im Alter von fast 93 Jahren stirbt Grete Weil am 14. Mai 1999 in München-Grünwald. In ihrem Todesjahr wird erstmals die frühe Erzählung Erlebnis einer Reise (1932) publiziert.
Ihre Urne wird von ihren Nachkommen auf dem Rottach-Egerner Friedhof in der Kißlingerstraße 41 bestattet. Im Gemeindearchiv von Rottach-Egern gibt es zum Urnengrab von Grete Weil eine Aktennotiz vom 16. November 2016 mit der Angabe des genauen Standorts der Urne: „Laut Friedhofsamt ist Frau Weil-Jokisch in Rottach-Egern, Urnenwand 1, Reihe 3, Nr. 4 beerdigt.“
Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)
Bedeutung als Schriftstellerin
Als Grete Weil 1995 in einem Interview gefragt wurde, ob sie ein bestimmtes Anliegen in ihrem Leben wie einen roten Faden verfolgt habe, sagte sie: „Ich wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Das Faszinierende daran ist, daß man das, was man denkt, in eine Form bringt.“ (Münchner Merkur Nr. 272, 25./26. November 1995)
Der literarische Ruhm kam spät. 74 Jahre war Grete Weil alt, als die Öffentlichkeit sie zur Kenntnis nahm. Erst als alte Frau schaffte sie es, mit ihren größtenteils autobiographischen Romanen und Erzählungen internationalen Ruhm zu erlangen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet zu werden. Das, was sie sich als Kind vorgenommen hatte, Schriftstellerin und ein großer Mensch zu werden, hatte sie am Ende ihres Lebens tatsächlich erreicht.
Grete Weil gilt heute als eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen, als Kronzeugin jüdischen Lebens im Exil und der nationalsozialistischen Verfolgung und Deportation der Juden in den Niederlanden. Mit ihrem Leben im Exil in Amsterdam von 1935 bis 1947, ihren Werken und ihrem dortigen Wirken im Widerstand ist sie für Deutschland, die Niederlande, ja international von herausragender Bedeutung. Als eine der ersten Autorinnen fasste Grete Weil das Schicksal der von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg verfolgten holländischen Juden in Worte, brachte zugleich auch ihr eigenes tragisches Schicksal als Jüdin während der Zeit der NS-Diktatur zur Sprache.
In all ihren literarischen Werken hat Grete Weil immer wieder ihr Erschrecken darüber formuliert, dass das Grauen während der Herrschaft der Nationalsozialisten oft sprachlos hingenommen wurde. Wieder und wieder schildert sie Situationen, in denen nicht geredet wird, wo, statt zu sprechen und zu handeln, nicht reagiert wird. In ihren Lebenserinnerungen schreibt sie: „Da ist sie wieder, die furchtbare Ruhe, das Entsetzliche tränenlos hinzunehmen, das ich aus der Schouwburg kenne.“ Oder: „Ebenso irritiert es mich, dass niemand weint. Warum? Ist es kein Grund zum Weinen, wenn man aus einer Wohnung geholt und ins Ungewisse geschickt wird?“
In ihren stark autobiographisch geprägten Erzählungen und Romanen wie Tramhalte Beethovenstraat (1963), Meine Schwester Antigone (1980), Generationen (1983) und Brautpreis (1986) porträtierte Grete Weil Verfolgte und die Verfolger des NS-Terrors mit einer Aufrichtigkeit, die ihr einen besonderen Platz in der Gegenwartsliteratur zuweist. Sie vermittelte das Bild eines freien, selbstbewussten und heimattreuen Judentums, das der Nationalsozialismus gewaltsam beendet hat.
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Nicht weit von der katholischen Pfarrkirche Rottach-Egern entfernt steht inmitten einer Wiese die evangelische „Auferstehungskirche“. Diese moderne Kirche wurde von dem Münchner Architekten Olaf Andreas Gulbransson (1916-1961) von 1953 bis 1955 errichtet, ein Sohn des berühmten in Tegernsee lebenden Karikaturisten und Malers Olaf Gulbransson (1873-1958). Die Architektur dieses modernen Kirchenbaus verweist durch verschiedene Dreieck-Strukturen auf die göttliche Dreifaltigkeit. Mit ihrem tief heruntergezogenen Dach gleicht die Kirche einem „Bergvogel“, der seine Jungen schützend unter sich beherbergt. Das Kircheninnere beeindruckt mit seinen farbigen Glasfenstern, die von dem Motiv Der Auferstandene beherrscht werden. Sie entstanden unter der Leitung von Prof. J. Oberberger. Olaf Gulbransson, der Architekt dieser eigenwilligen Kirche, wurde auf dem nahegelegenen Friedhof 1961 beigesetzt. Auch sein Vater, der Karikaturist und Maler Olaf Gulbransson, der Maler und Porträtist Paul Mathias Padua (1903-1981), die Schriftsteller Heinrich (1887-1955) und Alexander Spoerl (1917-1978) sowie die Schriftstellerin Friede Birkner (1891-1985) sind hier beerdigt.
Im Alter von fast 93 Jahren stirbt Grete Weil am 14. Mai 1999 in München-Grünwald. In ihrem Todesjahr wird erstmals die frühe Erzählung Erlebnis einer Reise (1932) publiziert.
Ihre Urne wird von ihren Nachkommen auf dem Rottach-Egerner Friedhof in der Kißlingerstraße 41 bestattet. Im Gemeindearchiv von Rottach-Egern gibt es zum Urnengrab von Grete Weil eine Aktennotiz vom 16. November 2016 mit der Angabe des genauen Standorts der Urne: „Laut Friedhofsamt ist Frau Weil-Jokisch in Rottach-Egern, Urnenwand 1, Reihe 3, Nr. 4 beerdigt.“
Foto: Ingvild Richardsen (TELITO)
Bedeutung als Schriftstellerin
Als Grete Weil 1995 in einem Interview gefragt wurde, ob sie ein bestimmtes Anliegen in ihrem Leben wie einen roten Faden verfolgt habe, sagte sie: „Ich wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Das Faszinierende daran ist, daß man das, was man denkt, in eine Form bringt.“ (Münchner Merkur Nr. 272, 25./26. November 1995)
Der literarische Ruhm kam spät. 74 Jahre war Grete Weil alt, als die Öffentlichkeit sie zur Kenntnis nahm. Erst als alte Frau schaffte sie es, mit ihren größtenteils autobiographischen Romanen und Erzählungen internationalen Ruhm zu erlangen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet zu werden. Das, was sie sich als Kind vorgenommen hatte, Schriftstellerin und ein großer Mensch zu werden, hatte sie am Ende ihres Lebens tatsächlich erreicht.
Grete Weil gilt heute als eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen, als Kronzeugin jüdischen Lebens im Exil und der nationalsozialistischen Verfolgung und Deportation der Juden in den Niederlanden. Mit ihrem Leben im Exil in Amsterdam von 1935 bis 1947, ihren Werken und ihrem dortigen Wirken im Widerstand ist sie für Deutschland, die Niederlande, ja international von herausragender Bedeutung. Als eine der ersten Autorinnen fasste Grete Weil das Schicksal der von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg verfolgten holländischen Juden in Worte, brachte zugleich auch ihr eigenes tragisches Schicksal als Jüdin während der Zeit der NS-Diktatur zur Sprache.
In all ihren literarischen Werken hat Grete Weil immer wieder ihr Erschrecken darüber formuliert, dass das Grauen während der Herrschaft der Nationalsozialisten oft sprachlos hingenommen wurde. Wieder und wieder schildert sie Situationen, in denen nicht geredet wird, wo, statt zu sprechen und zu handeln, nicht reagiert wird. In ihren Lebenserinnerungen schreibt sie: „Da ist sie wieder, die furchtbare Ruhe, das Entsetzliche tränenlos hinzunehmen, das ich aus der Schouwburg kenne.“ Oder: „Ebenso irritiert es mich, dass niemand weint. Warum? Ist es kein Grund zum Weinen, wenn man aus einer Wohnung geholt und ins Ungewisse geschickt wird?“
In ihren stark autobiographisch geprägten Erzählungen und Romanen wie Tramhalte Beethovenstraat (1963), Meine Schwester Antigone (1980), Generationen (1983) und Brautpreis (1986) porträtierte Grete Weil Verfolgte und die Verfolger des NS-Terrors mit einer Aufrichtigkeit, die ihr einen besonderen Platz in der Gegenwartsliteratur zuweist. Sie vermittelte das Bild eines freien, selbstbewussten und heimattreuen Judentums, das der Nationalsozialismus gewaltsam beendet hat.
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