Fürth, Schwabacher Straße 123
Für die Familie Wassermann hat der Brand der väterlichen Chatoullenfabrik weitreichende Konsequenzen. In Engelhart Ratgeber schreibt Jakob Wassermann später:
Die Folge des Brandes war, dass die Polizei den ferneren Betrieb der Fabrik nicht mehr gestattete, da die Lage des zwischen Hinterhäusern eingezwängten Traktes als zu gefährlich befunden wurde. Herr Ratgeber musste so schnell als möglich eine andre Lokalität haben, auch sann er auf Vergrößerung der ganzen Anlage, obwohl der bisherige Erfolg ihn keineswegs dazu ermuntern konnte. […] Schließlich gewann er durch seine geduldige und überzeugende Beredsamkeit doch noch einen Kapitalisten, der zugleich sein stiller Teilhaber wurde, er mietete ein leerstehendes Haus am äußersten Rande Schwabacher Landstraße, unweit davon stand, gleichfalls in großer Einsamkeit, ein neuerrichtetes Zinshaus, dessen zweiten Stock er mit seiner Familie bezog. Nach der Rückseite breiteten sich die Wiesen aus, und ein mageres Waldstück schloss den Blick ab, vorne, gegen die Rednitz hinunter, lag das Dambacher Land, dann die tiefen Forste, die sich bis gegen Kadolzburg und Erlangen dehnten. Das auf der Höhe der Chaussee gelegene Gebäude war den herbstlichen Stürmen von allen Seiten schutzlos preisgegeben und zitterte oft unter dem Anprall bis in seine Grundmauern; wenn die Sonne unterging, waren die Wände und Fensterscheiben wie mit Blut bestrichen, alle Gegenstände im Zimmer glühten von innen heraus und im Spiegel über dem Sofa malte sich noch einmal das flammende Himmelsmeer über der auf ihre stärksten und einfachsten Linien zurückgeführten Landschaft. Die Verlassenheit hier draußen wirkte nicht wohltätig auf Engelhart; Besuche kamen höchst selten, auch für die Kameraden wohnte er zu weit, und innerhalb der Familie war doch Herz dem Herzen fremd.
Die Freude währt ohnehin nicht lange, denn auch das Engagement von Adolf Wassermann in der Schwabacher Landstraße (heute: Schwabacher Straße) ist nicht von Erfolg gekrönt. In Jakob Wassermanns Autobiografie Mein Weg als Deutscher und Jude heißt es vergleichsweise nüchtern:
Mitte der achtziger Jahre gründete er eine Fabrik in kleinem Stil, mit geringem Kapital, das er mühselig zusammengeborgt hatte, aber mit großen Hoffnungen. Nach wenigen Jahren machte er Bankrott und wurde dann Versicherungsagent, eine Tätigkeit, die trotz unermüdlicher Anstrengungen ihn mit den Seinen kaum über Wasser hielt und ihn außerdem mit dem Gefühl der gescheiterten Existenz belud.
Zu diesem Zeitpunkt hat Jakob Wassermann Fürth allerdings bereits verlassen: 1889 schickt ihn der Vater nach Wien, zum Bruder der Mutter, damit der Heranwachsende endlich eine ordentliche kaufmännische Ausbildung erhält.
Für die Familie Wassermann hat der Brand der väterlichen Chatoullenfabrik weitreichende Konsequenzen. In Engelhart Ratgeber schreibt Jakob Wassermann später:
Die Folge des Brandes war, dass die Polizei den ferneren Betrieb der Fabrik nicht mehr gestattete, da die Lage des zwischen Hinterhäusern eingezwängten Traktes als zu gefährlich befunden wurde. Herr Ratgeber musste so schnell als möglich eine andre Lokalität haben, auch sann er auf Vergrößerung der ganzen Anlage, obwohl der bisherige Erfolg ihn keineswegs dazu ermuntern konnte. […] Schließlich gewann er durch seine geduldige und überzeugende Beredsamkeit doch noch einen Kapitalisten, der zugleich sein stiller Teilhaber wurde, er mietete ein leerstehendes Haus am äußersten Rande Schwabacher Landstraße, unweit davon stand, gleichfalls in großer Einsamkeit, ein neuerrichtetes Zinshaus, dessen zweiten Stock er mit seiner Familie bezog. Nach der Rückseite breiteten sich die Wiesen aus, und ein mageres Waldstück schloss den Blick ab, vorne, gegen die Rednitz hinunter, lag das Dambacher Land, dann die tiefen Forste, die sich bis gegen Kadolzburg und Erlangen dehnten. Das auf der Höhe der Chaussee gelegene Gebäude war den herbstlichen Stürmen von allen Seiten schutzlos preisgegeben und zitterte oft unter dem Anprall bis in seine Grundmauern; wenn die Sonne unterging, waren die Wände und Fensterscheiben wie mit Blut bestrichen, alle Gegenstände im Zimmer glühten von innen heraus und im Spiegel über dem Sofa malte sich noch einmal das flammende Himmelsmeer über der auf ihre stärksten und einfachsten Linien zurückgeführten Landschaft. Die Verlassenheit hier draußen wirkte nicht wohltätig auf Engelhart; Besuche kamen höchst selten, auch für die Kameraden wohnte er zu weit, und innerhalb der Familie war doch Herz dem Herzen fremd.
Die Freude währt ohnehin nicht lange, denn auch das Engagement von Adolf Wassermann in der Schwabacher Landstraße (heute: Schwabacher Straße) ist nicht von Erfolg gekrönt. In Jakob Wassermanns Autobiografie Mein Weg als Deutscher und Jude heißt es vergleichsweise nüchtern:
Mitte der achtziger Jahre gründete er eine Fabrik in kleinem Stil, mit geringem Kapital, das er mühselig zusammengeborgt hatte, aber mit großen Hoffnungen. Nach wenigen Jahren machte er Bankrott und wurde dann Versicherungsagent, eine Tätigkeit, die trotz unermüdlicher Anstrengungen ihn mit den Seinen kaum über Wasser hielt und ihn außerdem mit dem Gefühl der gescheiterten Existenz belud.
Zu diesem Zeitpunkt hat Jakob Wassermann Fürth allerdings bereits verlassen: 1889 schickt ihn der Vater nach Wien, zum Bruder der Mutter, damit der Heranwachsende endlich eine ordentliche kaufmännische Ausbildung erhält.