Fragment Musik

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Der „Himmelssaal“ im Haus Atlantis in der Bremer Böttcherstraße

Schon sehr früh begann ich mit spartenübergreifenden Kooperationen. Im Lauf der Jahre führten zu interaktiven Kontakten mit den bildenden Künsten, der Malerei, der Fotografie und der Bildhauerei, die von der wechselseitigen Inspiration profitierten. 1995 kam eine weitere Dimension hinzu: Die Musik. Der Komponist Werner Heider entdeckte in einer Ausstellung mein Gedicht Unterwegs und fragte, ob er es vertonen darf. Ich fühlte mich geehrt und erteilte gerne die Erlaubnis.

Unterwegs

Tag für Tag
in der Welt bewegen

Nacht für Nacht
riskieren die Augen zu schließen

Stunde für Stunde
einen neuen Anfang machen

Woche für Woche
von den Wurzeln zur Krone atmen

Monat für Monat
mich den Begegnungen stellen

Jahr für Jahr
bei mir sein

Kurz darauf setzte zweite Komponist der Lyrik von mir in Töne: Erwin Koch-Raphael. 3 Lieder für Anthony sind eine Hommage an seinen Freund, den australischen Bariton Anthony Ransome, der diese in Bremen bei der Aufführung selbst sang. Es war für mich ein berührendes Erlebnis in diesem wunderbaren Ambiente des im Art-Déco-Stil erbauten Himmelssaal im Haus Atlantis dabei zu sein.

Nachdem der Komponist Franck Adrian Holzkamp bereits einige Liedtexte von mir vertont hatte, entwickelten wir gemeinsam das Programm „Notturni – Piano und Poesie zur Nacht“, das im Kulturforum Fürth und in den  Kammerspielen Ansbach aufgeführt wurde. Aus dem Einführungstext: „Die Nacht ist nicht nur eine Zeit und ein Raum, sie ist auch ein Gefühl. Oft wandeln sich die Hoffnungen des Tages zu den Ängsten der Nacht. Oder der grelle Alltag verschwimmt und Sehnsüchte kriechen dafür aus ihren Kopfverstecken. Nun dürfen unsere Gefühle ihre Tageskäfige verlassen und wir flüstern Worte ins Dunkel, die wir des Tags nicht aussprechen würden. Es ist die Stunde der Poesie und ihrer Schwester, der Musik.“

Die Zusammenarbeit vertiefte sich weiter und mündete schließlich in die abendfüllende Oper Das Labyrinth. Der Zauberflöte zweyter Theil

Der Klappentext des Librettos möge an dieser Stelle stellvertretend für eine Inhaltsangabe stehen: „Was geschieht, nachdem sich der letzte Vorhang in der Zauberflöte gesenkt hat? Regiert Sarastro weiter? Sind Tamino und Pamina glücklich? Was treiben Papageno und Papagena? Wie heißt eigentlich die Königin der Nacht? Wer sind die drei Damen? Und was wurde aus Monostatos? Das Labyrinth – Der Zauberflöte zweyter Theil erzählt vom weiteren Schicksal der Akteure und der Rache der Königin der Nacht. Der Kampf um das Reich des Lichts ist noch nicht zuende und führt bis ins dunkle Zentrum des Labyrinths ...“

Während manche Projekte immer noch auf ihre Umsetzung warten, kommen andere überraschend schnell hörbar und erlebbar auf die Welt. So erhielt ich von dem Komponisten Max Maxelon aus heiterem Himmel die Einladung, an der Uraufführung der musikalischen Umsetzung meines Gedichts Das Gesetz der Freiheit im April 2017 in Düsseldorf mitzuwirken. Er hatte dieses Werk für Oboe (Fanny Kloevekorn),  Klavier (Sophio Gigineishvili) und Sprecher komponiert und hielt es für angemessen, dass der Autor selbst als Sprecher auftritt. Natürlich sagte ich zu und durfte ein Jahr später im Festsaal von Schloss Schillingsfürst bei einer weiteren Aufführung erneut mit diesen exzellenten Musikerinnen auftreten.

Seit einigen Jahren arbeite ich intensiv mit Manuel de Roo zusammen, der inzwischen etliche meiner Texte in Töne gesetzt hat – Lieder, Songs, Arien bis zur kompletten Rock Oper. Zwei große Projekte warten auf das Ende der Publikumsbeschränkungen durch Corona. Zum einen das Rock-Oratorium Luther Rock, das als Auftragsarbeit für die evangelische Kirche entstand und in der Ansbacher Gumbertuskirche schon längst Premiere gehabt haben sollte. Das andere Werk beschäftigt sich mit drei Frauenfiguren aus der Mythologie. Ausgehend von meinen lyrischen Monologen komponierte Manuel de Roo Drei starke Frauen – Lilith Medea Kassandra, das gesprochen und gesungen im Theater Ansbach die Uraufführung erleben soll.

 


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Verfasst von: Gerd Scherm