Füssen
Füssens Geschichte reicht bis in die Römerzeit zurück. Der Ort entwickelt sich an der von Norditalien nach Augsburg führenden Römerstraße, der Via Claudia Augusta. Füssen gewinnt vor allem durch seine Salzstraße als wirtschaftlicher Umschlagsplatz im Mittelalter an Bedeutung.
Nach der Legende soll Magnus, ein später als Heiliger anerkannter Missionar aus St. Gallen, im Jahre 748 am Ort eine Zelle eingerichtet haben; durch den Zuzug weiterer Mönche entsteht schließlich das nach ihm benannte Benediktinerkloster St. Mang, das den Augsburger Bischöfen untersteht.
Nach dem Tod des letzten Staufers Konradin 1268 wird die Vogtei über das Augsburger Hochstift zum Streitobjekt zwischen den Bischöfen von Augsburg und den Herzögen von Bayern: Herzog Ludwig II. versucht seinen Anspruch durch die Anlage einer Burg über dem Kloster St. Mang abzusichern, das Hohe Schloss. 1292 kommt es zum Vergleich, bei dem der Herzog auf die Burg und weitere Befestigungen in der Region verzichtet. 1363 ist die Burg bereits integraler Bestandteil der Stadtbefestigung. Ab 1486 wird unter Bischof Friedrich II. von Zollern das Pflegschloss um- und ausgebaut, was das Bild des Hohen Schlosses bis heute prägt. Die heutige Klosterkirche St. Magnus entsteht in den Jahren 1701 bis 1726.
Füssen bringt hochwertige literarische Schätze hervor, so das Füssener Osterspiel. Dieses findet sich in einer Handschrift des ehemaligen Benediktinerklosters Füssen und gelangt in Folge der Säkularisation an das Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein, von dort aus in die Augsburger Universitätsbibliothek, wo der Sammelband unter der Signatur Cod., l, 4°, 62 heute aufbewahrt wird.
Überlieferungsträger und ostschwäbische Schreibart weisen auf Füssen als Aufführungsort hin. Genauer ist an die Klosterkirche St. Magnus für Aufführungen im 15. Jahrhundert zu denken.
Schloss Füssen und Kloster St. Mang, Postkarte um 1910
Das Osterspiel inszeniert den Gang der Marien zum Grab sowie die Begegnung der Maria Magdalena mit dem Auferstandenen und den Apostellauf. Dabei ist die konsequente lateinisch-deutsche Zweisprachigkeit bemerkenswert, welche als laienfreundliche Katechese zu werten ist. Der durchgehend mit sangbaren Noten versehene Text kennzeichnet den Überlieferungsträger als Aufführungsexemplar. Die frühneuhochdeutschen Verse zeigen durchaus individuellen Charakter, so dass an die Autorschaft etwa eines Füssener Mönches gedacht werden kann. Ein derartiges benediktinisches Engagement in der Spielträgerschaft als Seelsorge begegnet auch andernorts, so etwa beim Augsburger Passionsspiel oder mit dem Ettaler Benediktiner Ferdinand Rosner für das Oberammergauer Passionsspiel. Insofern ist das Füssener Osterspiel einer ostoberdeutschen Spiellandschaft zuzuweisen.
Ehemalige Klosterkirche St. Mang: der wahrscheinliche Aufführungsort des Füssener Osterspiels. Foto: Wladyslaw Sojka, www.sojka.photo © 15. Juni 2011, Taxiarchos228, FAL 1.3
Sekundärliteratur:
Knedlik, Manfred: Geistliche Spiele (Mittelalter), publiziert am 24.09.2019. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Geistliche_Spiele_(Mittelalter), (31.08.2020).
Lipphardt, Walther (1979): Füssener Osterspiel. In: Ruh, Kurt (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. völlig neu bearb. Aufl. De Gruyter, Berlin/New York, Bd. 2, Sp. 1032-1034.
Wolf, Klaus (2018): Bayerische Literaturgeschichte. Von Tassilo bis Gerhard Polt. C.H. Beck, München.
Wolf, Klaus (2019): Deutschsprachige Literatur aus dem Kloster Ettal vom Mittelalter bis zur Moderne. In: Wüst, Wolfgang; Bauereisen, Lisa (Hg.): Die süddeutsche Klosterlandschaft – Kultur, Religion, Politik und Umwelt. Peter Lang, Berlin u.a., S. 231-239.
Edition:
Dietrich Schmidtke; Ursula Hennig; Walther Lipphardt: Füssener Osterspiel und Füssener Marienklage. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Bd. 98. Tübingen 1976, S. 236-258 u. S. 396-412.
Externe Links:
Das Füssener Osterspiel im Handschriftencensus
Alt-Füssener Bürgerlied (entstanden etwa um das Jahr 1796)
Berta Führer: I mächt so gera wieder a Schulmädle sei! (Gedicht)
Artikel zum Füssener Osterspiel in Unser Allgäu (26./27. März 2022, Nr. 12)
- Aichler, David
- Benz, Ferdinand
- Berthold, Klaus
- Bletschacher, Richard
- Bühler, Karl
- Dolesch, Annemarie
- Dörflinger, Robert
- Döring, Herbert
- Dumas, Casimir von
- Faigele, Hans
- Fischer, Brigitte
- Franz, Christian
- Führer, Berta
- Glock, Manfred
- Göhmann, Thomas
- Helmschrott, Joseph Maria
- Hindelang, Wolfgang K.
- Höfer, Anton
- Iacob, Wilhelm
- Keller, Georg
- Keller, Placidus
- Korbinian
- Lenk, Fabian
- Mändl, Caspar
- Modlmayr, Jörg
- Neumair, Franz
- Pickl, Uli
- Poppler, Karl
- Prosch, Maria Magdalena
- Renner, Stefan
- Richter, Markus
- Rothmayr, Helmut
- Ruppert, Walter
- Rupsch, Sieglinde
- Sandholzer, Gallus
- Scherl, Christa
- Schneider, Centa
- Scholz, Egidius
- Schwangau, Hiltbolt von
- Stempfle, Martin
- Werkmeister, Benedikt Maria von
Füssens Geschichte reicht bis in die Römerzeit zurück. Der Ort entwickelt sich an der von Norditalien nach Augsburg führenden Römerstraße, der Via Claudia Augusta. Füssen gewinnt vor allem durch seine Salzstraße als wirtschaftlicher Umschlagsplatz im Mittelalter an Bedeutung.
Nach der Legende soll Magnus, ein später als Heiliger anerkannter Missionar aus St. Gallen, im Jahre 748 am Ort eine Zelle eingerichtet haben; durch den Zuzug weiterer Mönche entsteht schließlich das nach ihm benannte Benediktinerkloster St. Mang, das den Augsburger Bischöfen untersteht.
Nach dem Tod des letzten Staufers Konradin 1268 wird die Vogtei über das Augsburger Hochstift zum Streitobjekt zwischen den Bischöfen von Augsburg und den Herzögen von Bayern: Herzog Ludwig II. versucht seinen Anspruch durch die Anlage einer Burg über dem Kloster St. Mang abzusichern, das Hohe Schloss. 1292 kommt es zum Vergleich, bei dem der Herzog auf die Burg und weitere Befestigungen in der Region verzichtet. 1363 ist die Burg bereits integraler Bestandteil der Stadtbefestigung. Ab 1486 wird unter Bischof Friedrich II. von Zollern das Pflegschloss um- und ausgebaut, was das Bild des Hohen Schlosses bis heute prägt. Die heutige Klosterkirche St. Magnus entsteht in den Jahren 1701 bis 1726.
Füssen bringt hochwertige literarische Schätze hervor, so das Füssener Osterspiel. Dieses findet sich in einer Handschrift des ehemaligen Benediktinerklosters Füssen und gelangt in Folge der Säkularisation an das Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein, von dort aus in die Augsburger Universitätsbibliothek, wo der Sammelband unter der Signatur Cod., l, 4°, 62 heute aufbewahrt wird.
Überlieferungsträger und ostschwäbische Schreibart weisen auf Füssen als Aufführungsort hin. Genauer ist an die Klosterkirche St. Magnus für Aufführungen im 15. Jahrhundert zu denken.
Schloss Füssen und Kloster St. Mang, Postkarte um 1910
Das Osterspiel inszeniert den Gang der Marien zum Grab sowie die Begegnung der Maria Magdalena mit dem Auferstandenen und den Apostellauf. Dabei ist die konsequente lateinisch-deutsche Zweisprachigkeit bemerkenswert, welche als laienfreundliche Katechese zu werten ist. Der durchgehend mit sangbaren Noten versehene Text kennzeichnet den Überlieferungsträger als Aufführungsexemplar. Die frühneuhochdeutschen Verse zeigen durchaus individuellen Charakter, so dass an die Autorschaft etwa eines Füssener Mönches gedacht werden kann. Ein derartiges benediktinisches Engagement in der Spielträgerschaft als Seelsorge begegnet auch andernorts, so etwa beim Augsburger Passionsspiel oder mit dem Ettaler Benediktiner Ferdinand Rosner für das Oberammergauer Passionsspiel. Insofern ist das Füssener Osterspiel einer ostoberdeutschen Spiellandschaft zuzuweisen.
Ehemalige Klosterkirche St. Mang: der wahrscheinliche Aufführungsort des Füssener Osterspiels. Foto: Wladyslaw Sojka, www.sojka.photo © 15. Juni 2011, Taxiarchos228, FAL 1.3
- Aichler, David
- Benz, Ferdinand
- Berthold, Klaus
- Bletschacher, Richard
- Bühler, Karl
- Dolesch, Annemarie
- Dörflinger, Robert
- Döring, Herbert
- Dumas, Casimir von
- Faigele, Hans
- Fischer, Brigitte
- Franz, Christian
- Führer, Berta
- Glock, Manfred
- Göhmann, Thomas
- Helmschrott, Joseph Maria
- Hindelang, Wolfgang K.
- Höfer, Anton
- Iacob, Wilhelm
- Keller, Georg
- Keller, Placidus
- Korbinian
- Lenk, Fabian
- Mändl, Caspar
- Modlmayr, Jörg
- Neumair, Franz
- Pickl, Uli
- Poppler, Karl
- Prosch, Maria Magdalena
- Renner, Stefan
- Richter, Markus
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- Ruppert, Walter
- Rupsch, Sieglinde
- Sandholzer, Gallus
- Scherl, Christa
- Schneider, Centa
- Scholz, Egidius
- Schwangau, Hiltbolt von
- Stempfle, Martin
- Werkmeister, Benedikt Maria von
Knedlik, Manfred: Geistliche Spiele (Mittelalter), publiziert am 24.09.2019. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Geistliche_Spiele_(Mittelalter), (31.08.2020).
Lipphardt, Walther (1979): Füssener Osterspiel. In: Ruh, Kurt (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. völlig neu bearb. Aufl. De Gruyter, Berlin/New York, Bd. 2, Sp. 1032-1034.
Wolf, Klaus (2018): Bayerische Literaturgeschichte. Von Tassilo bis Gerhard Polt. C.H. Beck, München.
Wolf, Klaus (2019): Deutschsprachige Literatur aus dem Kloster Ettal vom Mittelalter bis zur Moderne. In: Wüst, Wolfgang; Bauereisen, Lisa (Hg.): Die süddeutsche Klosterlandschaft – Kultur, Religion, Politik und Umwelt. Peter Lang, Berlin u.a., S. 231-239.
Edition:
Dietrich Schmidtke; Ursula Hennig; Walther Lipphardt: Füssener Osterspiel und Füssener Marienklage. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Bd. 98. Tübingen 1976, S. 236-258 u. S. 396-412.