Baaderstraße 1 und 1a: Verlag / Druckerei Max Steinebach
Laut Adressbuch des Deutschen Buchhandels gründet Max Steinebach 1905 einen Buch- und Zeitschriftenverlag mit Druckerei in der Münchner Baaderstraße 1 und 1a. Ab 1911 wird dort Mühsams Kain. Zeitschrift für Menschlichkeit gedruckt. Mühsam ist nicht nur Herausgeber, sondern auch einziger Autor der politischen und literarischen Artikel. Auf dem Titelblatt heißt es: „Die Beiträge dieser Zeitschrift sind vom Herausgeber. Mitarbeiter dankend verbeten.“ Der Untertitel soll, wie Mühsam anmerkt, keine wohltätigen Absichten deutlich machen, sondern seine Arbeit für eine „unverdorbene, natürliche, wechselseitige Einstellung der Menschen zueinander“ zeigen (Kain, Juli 1911). Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs bemüht Mühsam sich trotz erheblicher finanzieller Schwierigkeiten um das regelmäßige Erscheinen der Zeitschrift. Unterstützung hat er dabei immer wieder von Max Steinebach, der das Blatt nicht nur druckt, sondern mit seinem Verlag auch Kosten übernimmt. Erleichtert notiert Mühsam im März 1911 ins Tagebuch:
Nummer drei ist gesichert, denn es sind etwa 8o Mark in der Kasse, und das übrige will Steinebach kreditieren. Ich machte ihm den Vorschlag, selbst als stiller Teilhaber in den Verlag einzutreten, d.h. das Risiko zu übernehmen und dafür am Gewinn teilzunehmen. Ihm war der Gedanke sympathisch, und er sagte halb und halb zu, will sich die Sache aber noch überschlafen. Es wäre für mich sehr erfreulich, wenn was daraus würde. Dann wäre das Blatt als ständige Institution gesichert, und die ewige Schnorrerei wäre überstanden.
Dennoch wachsen Mühsams Schulden bei Steinebach in der nächsten Zeit stetig, der Fortbestand der Zeitschrift ist immer unsicher:
Gestern hatte ich von Steinebach einen sehr schmerzlichen Brief bekommen: Das Konto „Kain-Verlag“ weise einen Saldo von Mk 613.71 auf. Er wolle diese Nummer noch herausbringen, könne aber weitere nur dann drucken, wenn von irgend einer Seite aus für die Zukunft größere Zuschüsse geleistet werden. (4. November 1911)
Die Verkaufszahlen bleiben bescheiden. Bis Juli 1912 hat der Kain 89 Abonnenten „und mit dem Einzelverkauf gehn nur etwa 400 Exemplare unter die Leute“. (Mühsam, Tagebuch, 7. Juli 1912)
Der Verleger Max Steinebach scheint mit Mühsams Ansichten zu sympathisieren. Mühsam hält fest, wie sie sich näher kennenlernten: „Steinebach erzählte mir gestern Interessantes aus seinem Leben. Er war bei der Heilsarmee, war auch Grubenarbeiter und hat viel gehungert. Ein ganz feiner Mensch.“ (Mühsam, Tagebuch 3. Oktober 1911).
In den Jahren vor dem Krieg erscheinen bei Steinebach auch Schriften der „Freien Studentenschaft“, einer Vereinigung, die sich für die Verbindung zwischen Arbeitern und Akademikern einsetzt und gegen die Anpassung der Universitäten an die kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung arbeitet. Aber auch Mühsams künstlerisches Umfeld ist im Verlagsprogramm vertreten, etwa mit Artur Kutschers Die Kunst und unser Leben von 1909.
Als Mühsam während des Krieges die Zeitschrift ob der Unvereinbarkeit mit der Kriegszensur einstellt, haben seine Schulden beim Verlag eine Höhe von 4.209 Mark erreicht, die Steinebachs Frau 1915 bei ihm anmahnt. Der Verleger selbst ist zum Kriegsdienst eingezogen worden und liegt nervenkrank im Lazarett.
Mit Beginn der Revolution erscheint der Kain als „Revolutionsorgan“ (Dezember 1918 bis April 1919) erneut, den Druck übernimmt wieder Max Steinebach. Auch einige Revolutionsflugblätter, vornehmlich Karikaturen gegen die Monarchie, wie das Blatt Die Revolutionsnacht vor der Residenz und Flugblätter der USPD werden bei ihm gedruckt. Auch die Neue Zeitung druckt er ab Dezember 1918. Das Blatt ist anfänglich eine USPD nahe Tageszeitung, in der regelmäßig Artikel Kurt Eisners erscheinen, und wird später Parteizeitung der bayerischen KPD.
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Laut Adressbuch des Deutschen Buchhandels gründet Max Steinebach 1905 einen Buch- und Zeitschriftenverlag mit Druckerei in der Münchner Baaderstraße 1 und 1a. Ab 1911 wird dort Mühsams Kain. Zeitschrift für Menschlichkeit gedruckt. Mühsam ist nicht nur Herausgeber, sondern auch einziger Autor der politischen und literarischen Artikel. Auf dem Titelblatt heißt es: „Die Beiträge dieser Zeitschrift sind vom Herausgeber. Mitarbeiter dankend verbeten.“ Der Untertitel soll, wie Mühsam anmerkt, keine wohltätigen Absichten deutlich machen, sondern seine Arbeit für eine „unverdorbene, natürliche, wechselseitige Einstellung der Menschen zueinander“ zeigen (Kain, Juli 1911). Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs bemüht Mühsam sich trotz erheblicher finanzieller Schwierigkeiten um das regelmäßige Erscheinen der Zeitschrift. Unterstützung hat er dabei immer wieder von Max Steinebach, der das Blatt nicht nur druckt, sondern mit seinem Verlag auch Kosten übernimmt. Erleichtert notiert Mühsam im März 1911 ins Tagebuch:
Nummer drei ist gesichert, denn es sind etwa 8o Mark in der Kasse, und das übrige will Steinebach kreditieren. Ich machte ihm den Vorschlag, selbst als stiller Teilhaber in den Verlag einzutreten, d.h. das Risiko zu übernehmen und dafür am Gewinn teilzunehmen. Ihm war der Gedanke sympathisch, und er sagte halb und halb zu, will sich die Sache aber noch überschlafen. Es wäre für mich sehr erfreulich, wenn was daraus würde. Dann wäre das Blatt als ständige Institution gesichert, und die ewige Schnorrerei wäre überstanden.
Dennoch wachsen Mühsams Schulden bei Steinebach in der nächsten Zeit stetig, der Fortbestand der Zeitschrift ist immer unsicher:
Gestern hatte ich von Steinebach einen sehr schmerzlichen Brief bekommen: Das Konto „Kain-Verlag“ weise einen Saldo von Mk 613.71 auf. Er wolle diese Nummer noch herausbringen, könne aber weitere nur dann drucken, wenn von irgend einer Seite aus für die Zukunft größere Zuschüsse geleistet werden. (4. November 1911)
Die Verkaufszahlen bleiben bescheiden. Bis Juli 1912 hat der Kain 89 Abonnenten „und mit dem Einzelverkauf gehn nur etwa 400 Exemplare unter die Leute“. (Mühsam, Tagebuch, 7. Juli 1912)
Der Verleger Max Steinebach scheint mit Mühsams Ansichten zu sympathisieren. Mühsam hält fest, wie sie sich näher kennenlernten: „Steinebach erzählte mir gestern Interessantes aus seinem Leben. Er war bei der Heilsarmee, war auch Grubenarbeiter und hat viel gehungert. Ein ganz feiner Mensch.“ (Mühsam, Tagebuch 3. Oktober 1911).
In den Jahren vor dem Krieg erscheinen bei Steinebach auch Schriften der „Freien Studentenschaft“, einer Vereinigung, die sich für die Verbindung zwischen Arbeitern und Akademikern einsetzt und gegen die Anpassung der Universitäten an die kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung arbeitet. Aber auch Mühsams künstlerisches Umfeld ist im Verlagsprogramm vertreten, etwa mit Artur Kutschers Die Kunst und unser Leben von 1909.
Als Mühsam während des Krieges die Zeitschrift ob der Unvereinbarkeit mit der Kriegszensur einstellt, haben seine Schulden beim Verlag eine Höhe von 4.209 Mark erreicht, die Steinebachs Frau 1915 bei ihm anmahnt. Der Verleger selbst ist zum Kriegsdienst eingezogen worden und liegt nervenkrank im Lazarett.
Mit Beginn der Revolution erscheint der Kain als „Revolutionsorgan“ (Dezember 1918 bis April 1919) erneut, den Druck übernimmt wieder Max Steinebach. Auch einige Revolutionsflugblätter, vornehmlich Karikaturen gegen die Monarchie, wie das Blatt Die Revolutionsnacht vor der Residenz und Flugblätter der USPD werden bei ihm gedruckt. Auch die Neue Zeitung druckt er ab Dezember 1918. Das Blatt ist anfänglich eine USPD nahe Tageszeitung, in der regelmäßig Artikel Kurt Eisners erscheinen, und wird später Parteizeitung der bayerischen KPD.
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