Brienner Straße 20: Wittelsbacher Palais
Das Wittelsbacher Palais war ursprünglich als Wohnsitz für Kronprinz Max, den späteren König Max II (1848-1864), bestimmt. Ab 1848 dient es als Alterswohnsitz des abgedankten Königs Ludwig I. und bis zum Ende der bayerischen Monarchie als Residenz von Ludwig III. Im August 1914, bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, richtet dieser sich vom Balkon des Palais aus an die Bevölkerung.
Umso verständlicher ist es, dass die entschiedensten Gegner von Monarchie und Militarismus, die Anhänger des Rätesystems in der Revolutionszeit 1918/1919, nach dem Ende der Monarchie und der Flucht des Königs, das Palais zu ihrem Tagungsort machen. Der Aktionsausschuss der Räterepublik trifft sich nun hier zu Sitzungen. Nach der Ermordung Eisners im Februar 1919 verschärfen sich die Fronten zwischen den gemäßigten Linken um die Mehrheits-SPD und den Anhängern des Rätesystems. Anfang April beschließt der Aktionssauschuss in den Räumen des Palais die Ausrufung der Räterepublik. Erich Mühsam erinnert sich in seinem Rechenschaftsbericht Von Eisner bis Levine an den Abend vor der Ausrufung:
Am Abend dieses Tages (Sonntag) trat die Versammlung vom Freitagabend in etwas anderer Zusammensetzung im Wittelsbacher Palais, und zwar im Schlafzimmer der früheren Königin, wieder zusammen, um die endgültige Proklamation der Räterepublik vorzunehmen. [...] Die Zeitungen wurden noch in der Nacht besetzt. Endlich wurde verfügt, dass um 12 Uhr mittags die Glocken geläutet werden sollten und daß um diese Zeit auf allen öffentlichen Plätzen ein Redner zur Bevölkerung sprechen sollte. Die Stilllegung der Arbeit für den nächsten Tag wurde ebenfalls sofort beschlossen und durch Anschläge bekannt gegeben.
Am 6. April werden im Wittelsbacher Palais Volksbeauftragte gewählt. Rückblickend beschreibt Mühsam die Wahl als verfrüht und bemängelt die fehlende Abgrenzung gegen die scheinrevolutionäre Politik der SPD. Landauer und Mühsam verfassen die Proklamation, die am Morgen des 7. April 1919 überall in München zu lesen ist: „Baiern ist Räterepublik.“
Ab 1933 dient das Gebäude als Hauptquartier der Gestapo. 1944 brennt es nach einem Luftangriff aus.
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Das Wittelsbacher Palais war ursprünglich als Wohnsitz für Kronprinz Max, den späteren König Max II (1848-1864), bestimmt. Ab 1848 dient es als Alterswohnsitz des abgedankten Königs Ludwig I. und bis zum Ende der bayerischen Monarchie als Residenz von Ludwig III. Im August 1914, bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, richtet dieser sich vom Balkon des Palais aus an die Bevölkerung.
Umso verständlicher ist es, dass die entschiedensten Gegner von Monarchie und Militarismus, die Anhänger des Rätesystems in der Revolutionszeit 1918/1919, nach dem Ende der Monarchie und der Flucht des Königs, das Palais zu ihrem Tagungsort machen. Der Aktionsausschuss der Räterepublik trifft sich nun hier zu Sitzungen. Nach der Ermordung Eisners im Februar 1919 verschärfen sich die Fronten zwischen den gemäßigten Linken um die Mehrheits-SPD und den Anhängern des Rätesystems. Anfang April beschließt der Aktionssauschuss in den Räumen des Palais die Ausrufung der Räterepublik. Erich Mühsam erinnert sich in seinem Rechenschaftsbericht Von Eisner bis Levine an den Abend vor der Ausrufung:
Am Abend dieses Tages (Sonntag) trat die Versammlung vom Freitagabend in etwas anderer Zusammensetzung im Wittelsbacher Palais, und zwar im Schlafzimmer der früheren Königin, wieder zusammen, um die endgültige Proklamation der Räterepublik vorzunehmen. [...] Die Zeitungen wurden noch in der Nacht besetzt. Endlich wurde verfügt, dass um 12 Uhr mittags die Glocken geläutet werden sollten und daß um diese Zeit auf allen öffentlichen Plätzen ein Redner zur Bevölkerung sprechen sollte. Die Stilllegung der Arbeit für den nächsten Tag wurde ebenfalls sofort beschlossen und durch Anschläge bekannt gegeben.
Am 6. April werden im Wittelsbacher Palais Volksbeauftragte gewählt. Rückblickend beschreibt Mühsam die Wahl als verfrüht und bemängelt die fehlende Abgrenzung gegen die scheinrevolutionäre Politik der SPD. Landauer und Mühsam verfassen die Proklamation, die am Morgen des 7. April 1919 überall in München zu lesen ist: „Baiern ist Räterepublik.“
Ab 1933 dient das Gebäude als Hauptquartier der Gestapo. 1944 brennt es nach einem Luftangriff aus.
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