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Erich Mühsam, Festungshaftanstalt Ansbach, 1919

Amalienstraße 14 (heute 25), Ecke Theresienstraße: Café Stefanie

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Außenansicht des Café Stefanie, 1934, Stadtarchiv München, DE-1992-FS-NL-PETT1-0154

Das Café Stefanie zählt ebenfalls zu den zentralen Orten der Münchner Boheme. Gegründet wird das Kaffeehaus Wiener Tradition 1895 vom Konditormeister Karl Oberdorfer. Es ist besonders beliebt, da es zu den wenigen Lokalen Münchens gehört, die bis nachts um 3 Uhr geöffnet sein dürfen. Franziska zu Reventlow bezeichnet es liebevoll als „Cafe Größenwahn“ – ein Spitzname, der sicherlich auch manchen Stammgast charakterisiert.

Mühsam macht bei seiner abendlichen Tour durch die verschiedensten Kneipen oft hier Station oder verbringt auch schon seine Nachmittage dort. Häufig kommt er zum Schachspielen ins Café Stefanie, doch bekannt ist das Café auch für hitzige Diskussionen, wie sie der Schriftsteller Leonhard Frank beschreibt:

Das Boheme-Cafe Stefanie bestand aus einem Nebenraum, an dessen Fensternischen Münchner Berühmtheiten jeden Nachmittag Schach spielten vor zuschauenden Straßenpassanten, und den größeren Hauptraum mit einem glühenden Kohlenofen, versessenen, stark nach Moder riechenden Polsterbänken, rotem Plüsch, und dem Kellner Arthur, der in ein zerschlissenes Büchlein, notdürftig zusammengehalten durch ein Gummiband, die Pfennigsummen notierte, die seine Gäste ihm schuldig blieben. Der überfüllte Hauptraum hatte einen warmen Geruch, eine spezielle Mischung aus Kaffee- und dumpfem Moderduft und dickstem Zigarettenrauch. Wer eintrat, war daheim.

Irgendwo im Haus oder im Himmel musste ein Elektrizitätswerk sein. Die Gäste, angeschlossen an den Starkstrom, zuckten unter elektrischen Schlägen gestikulierend nach links und nach rechts und vor und von den Polsterbänken hoch, fielen ermattet zurück und schnellten mitten im Satz wieder hoch, die Augen aufgerissen im Kampf der Meinungen über Kunst. (Leonhard Frank, Links wo das Herz ist)

Diese Stimmung überdauert hier auch den Ersten Weltkrieg. Der Neuerungsdrang macht sich bald nicht mehr nur in der Kunst bemerkbar, sondern auch im politischen Engagement für ein gleichberechtigtes Zusammenleben und die Überwindung sozialer Missstände. Mühsam gehört schon vor dem Krieg stets zu den Künstlern, die auch die Sorgen und Nöte der Arbeiterschaft im Blick haben. In der Revolution von 1918 geht es ihm nicht nur um den dringenden Wunsch nach dem Ende des Krieges, sondern auch um die Hoffnung auf einen grundlegenden Wandel in der Gesellschaft. Die junge Sozialistin Hilde Kramer, die in dieser Zeit mit Mühsam politisch zusammenarbeitet, beschreibt das Café Stefanie als wichtigen Treffpunkt:

Damals verbrachte ich meine Tage meist im Cafe Stephanie in der Theresienstraße, wo für meine Freunde und mich ein Tisch in einer Nische mehr oder weniger immer reserviert war. Wir lebten von Kaffee, Politik und einem gelegentliche Ei im Glas. Ich fand es ein herrliches Leben, aber meine Familie wäre sicher entsetzt gewesen, wenn sie von meiner Boheme-Existenz gewußt hätte. (Hilde Kramer, S. 56)

 

Innenraum des Café Stefanie, 1911, Stadtarchiv München, DE-1992-FS-PK-STB-04314

 


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Verfasst von: Monacensia im Hildebrandhaus / Laura Mokrohs