Friedrich von Hagen
1. Angaben zum Bestandsbildner:
Name: Friedrich von Hagen. *24.07.1903 in Nürnberg, †25.02.1979 in Paris.
Beruf: Lehrer, freier Publizist und Schriftsteller, Schauspieler, Dramaturg, Theaterregisseur und -spielleiter, Fotograf, Redakteur, Auslandskorrespondent, Grafiker, Übersetzer, Maler.
Friedrich Hagen wurde in Nürnberg als Sohn von Wilhelm und Katharina Hagen, geb. Beuschel, geboren. Die mütterliche Familie entstammt einer südfranzösischen Hugenottenfamilie, die sich um 1700 in Schwabach niedergelassen hatte. Väterlicherseits stammte die Familie aus Demmin/Pommern. Eigenen Angaben zufolge entwickelte er, wohl auch durch die Förderung seiner Mutter bedingt, bereits früh ein lebhaftes Interesse an Musik, später auch an Malerei und Literatur. Nach Abschluss der Kreisrealschule besuchte Friedrich Hagen von 1922 bis 1929 das Schwabacher Lehrerseminar und veröffentlichte während dieser Zeit erste Gedichte durch Karl Bröger, mit dem ihn später eine Freundschaft verband. In der ersten Hälfte der 1920er Jahre sammelte er Erfahrungen als Schauspieler, Dramaturg, Theaterregisseur und im Bereich Bühnen- und Kostümentwurf. Er gastierte u.a. in Frankfurt a. M., wo er seine zukünftige Frau, die rumänischstämmige Ballettmeisterin Marguerite Schnirer (geb. 1903), kennenlernte, die er 1930 heiratete. 1930-1933 arbeitetete Hagen für den Schulfunk des Hessischen Rundfunks. Als Oberspielleiter wirkte er am Intimen Theater in Nürnberg bis zu seiner Verhaftung (wegen politischer Agitation) im März 1933. Während der sechswöchigen Schutzhaft wurden ein Großteil seiner Privatbibliothek und seiner Gemälde von der Gestapo vernichtet. Nach der Haftentlassung emigrierte das Ehepaar im selben Jahr nach Frankreich, wo 1935 und 1944 die Kinder Francine und Jean-Michel geboren wurden. Friedrich Hagen arbeite in Frankreich als Fotograf, Redakteur im Kulturressort verschiedener Zeitungen und Rundfunkanstalten, Übersetzer literarischer Werke aus dem Deutschen und ins Deutsche, Grafiker und Lehrer. Die eigene schriftstellerische Arbeit musste aus finanziellen Gründen zunächst vernachlässigt werden. Während des Krieges war Hagen im französischen Widerstand aktiv. In Frankreich schloss er Bekanntschaft mit führenden Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, darunter Louis Aragon, André Breton, Hans Arp, Paul Eluard, André Gide, Pablo Picasso, Paul Celan, Marc Chagall und Jules Supervielle. Nach dem Zweiten Weltkrieg betätigte sich Friedrich Hagen in vielfältiger Weise als Kulturschaffender: Er arbeitete als Auslandskorrespondent für etliche deutsche Zeitungen, im Bereich der Kulturberichterstattung aus Frankreich, als Chefredakteur 1945-50 beim Französischen Rundfunk, er hielt Vorträge bei verschiedenen Volkshochschulen sowie bei Veranstaltungen des Bundes für Geistesfreiheit. Ab 1950 war er freier Schriftsteller, übersetzte Werke Jean Cocteaus und Paul Eluards und führte gelegentlich Regie. In Nürnberg bestanden freundschaftliche Kontakte zum ehemaligen Leiter der Volkshochschule Dr. Gustav Wieszner, zum Herausgeber der Nürnberger Nachrichten Bruno Schnell, zu den Schriftstellern Godehard Schramm und Inge Meidinger-Geise, zu Mitgliedern des Bundes für Geistesfreiheit, den Malern Lydia Hasselt und Oskar Koller. 1971 erkrankte Hagen schwer, den Folgen seines langjährigen Lungenleidens erlag er 1978.
2. Bestandsumfang:
374 Nummern.
3. Erschließungsstand:
Der Bestand ist zur Benutzung erschlossen.
3.1. Katalogisierung:
Der Bestand wurde hausintern in einer Datenbank verzeichnet.
4. Bestand:
4.1. Werk:
- Der Bestand enthält Typoskripte und Manuskripte von:
- literarischen Texten,
- Essays,
- Vorträgen,
- Rundfunksendungen.
4.2 Korrespondenzen:
- Der Bestand enthält private und rege berufliche Korrespondenz mit:
- Verlagshäusern,
- Rundfunkanstalten,
- Presse- und Künstlerkollegen sowie
- Vertretern der Stadt Nürnberg:
- Kunsthalle,
- Kulturreferat,
- damaliger Oberbürgermeister Dr. Urschlechter.
4.3. Lebensdokumente:
- Fotografien,
- Tagebücher der Jahre 1933–1977,
- Notizzettel,
- viele Post- und Visitenkarten,
- Einladungen und Veranstaltungshinweise sowie Ausweise Hagens von verschiedenen Organisationen,
- Post- und Bankquittungen,
- Fahrkarten im Briefbestand.
4.4. Sammlungen:
- Bildobjekte, darunter:
- Zeichnungen,
- Ölbilder,
- Aquarelle,
- Skizzen (Teil der Bleistift- und Tuschezeichnungen Hagens, seiner Bühnen- und Kostümentwürfe mit Pastellkreide und der Drucke und Radierungen seines Freundes Leo Maillets),
- Widmungsexemplare befreundeter Schriftsteller,
- Teil der Privatbibliothek Friedrich von Hagens,
- kunsttheoretische Schriften, Materialien zu Kunstausstellungen, Kompositionen u.v.m.
- große private Sammlung an Zeitschriften- und Zeitungsartikeln zu literarisch und künstlerisch relevanten Themengebieten,
- vereinzelt private Aufzeichnungen Marguerite Hagens.
5. Zugang:
Eine Benutzung ist derzeit nur eingeschränkt möglich.
6. Veröffentlichungen zum Nachlass:
- Bayerischer Archivtag (Hg.): Handbuch der bayerischen Archive, München 2001, S. 195–197.
- Horst-Dieter Beyerstedt & Herbert Schmitz: 125 Jahre Stadtarchiv Nürnberg, Nürnberg 1990.
7. Vermerk zur Erwerbung:
[leer]
8. Bemerkungen:
Den größten Teil des Bestandes bildet der Schriftverkehr Hagens, der ein relativ genaues Bild der durch die Emigration hervorgerufenen beruflichen, finanziellen und politischen Probleme der Familie Hagen zeichnet. Fast lückenlos ist der schriftliche Kontakt nach seiner Emigration 1933 bis in die 1970er Jahre hinein zu seiner Schwester Marie Böhme in Lauf/Pegnitz und zu den zahlreichen, oft gleichfalls emigrierten Freunden ersichtlich. Der Briefwechsel mit seiner Frau Marguerite und den Kindern während dieser Zeit ist ebenfalls sehr ausführlich erhalten. Häufig sind den Briefen Fotografien beigelegt, die zusammen mit dem mannigfaltigen Satz der persönlichen und der Familienbilder den Bestand bereichern und mit den Privatdokumenten zu Taufe bzw. Trauung und zur Schulzeit Hagens einen weiteren Pfeiler des Nachlasses bilden. Der Bestand umfasst daneben zahlreiche hand- und maschinenschriftliche Manuskripte, die zum einen von Friedrich Hagen selbst verfasst oder ihm zur Korrektur bzw. zur Ansicht von anderen überlassen worden waren. Bei seinen Manuskripten handelt es sich in erster Linie um kürzere Prosatexte und um die Manuskripte des unveröffentlichten Romans Freiheit für Miribel und seiner autobiographischen Erzählung Begegnung mit Moira. Aber es finden sich auch Lyrikmanuskripte und eine über Jahre hinweg betriebene Aphorismensammlung. Friedrich Hagen besaß eine große private Sammlung an Zeitschriften- und Zeitungsartikeln zu literarisch und künstlerisch relevanten Themengebieten und archivierte die von ihm verfassten und veröffentlichten Berichte. Stellenweise enthalten sind ferner private Aufzeichnungen Marguerite Hagens.
Stadtarchiv Nürnberg
Friedrich von Hagen
1. Angaben zum Bestandsbildner:
Name: Friedrich von Hagen. *24.07.1903 in Nürnberg, †25.02.1979 in Paris.
Beruf: Lehrer, freier Publizist und Schriftsteller, Schauspieler, Dramaturg, Theaterregisseur und -spielleiter, Fotograf, Redakteur, Auslandskorrespondent, Grafiker, Übersetzer, Maler.
Friedrich Hagen wurde in Nürnberg als Sohn von Wilhelm und Katharina Hagen, geb. Beuschel, geboren. Die mütterliche Familie entstammt einer südfranzösischen Hugenottenfamilie, die sich um 1700 in Schwabach niedergelassen hatte. Väterlicherseits stammte die Familie aus Demmin/Pommern. Eigenen Angaben zufolge entwickelte er, wohl auch durch die Förderung seiner Mutter bedingt, bereits früh ein lebhaftes Interesse an Musik, später auch an Malerei und Literatur. Nach Abschluss der Kreisrealschule besuchte Friedrich Hagen von 1922 bis 1929 das Schwabacher Lehrerseminar und veröffentlichte während dieser Zeit erste Gedichte durch Karl Bröger, mit dem ihn später eine Freundschaft verband. In der ersten Hälfte der 1920er Jahre sammelte er Erfahrungen als Schauspieler, Dramaturg, Theaterregisseur und im Bereich Bühnen- und Kostümentwurf. Er gastierte u.a. in Frankfurt a. M., wo er seine zukünftige Frau, die rumänischstämmige Ballettmeisterin Marguerite Schnirer (geb. 1903), kennenlernte, die er 1930 heiratete. 1930-1933 arbeitetete Hagen für den Schulfunk des Hessischen Rundfunks. Als Oberspielleiter wirkte er am Intimen Theater in Nürnberg bis zu seiner Verhaftung (wegen politischer Agitation) im März 1933. Während der sechswöchigen Schutzhaft wurden ein Großteil seiner Privatbibliothek und seiner Gemälde von der Gestapo vernichtet. Nach der Haftentlassung emigrierte das Ehepaar im selben Jahr nach Frankreich, wo 1935 und 1944 die Kinder Francine und Jean-Michel geboren wurden. Friedrich Hagen arbeite in Frankreich als Fotograf, Redakteur im Kulturressort verschiedener Zeitungen und Rundfunkanstalten, Übersetzer literarischer Werke aus dem Deutschen und ins Deutsche, Grafiker und Lehrer. Die eigene schriftstellerische Arbeit musste aus finanziellen Gründen zunächst vernachlässigt werden. Während des Krieges war Hagen im französischen Widerstand aktiv. In Frankreich schloss er Bekanntschaft mit führenden Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, darunter Louis Aragon, André Breton, Hans Arp, Paul Eluard, André Gide, Pablo Picasso, Paul Celan, Marc Chagall und Jules Supervielle. Nach dem Zweiten Weltkrieg betätigte sich Friedrich Hagen in vielfältiger Weise als Kulturschaffender: Er arbeitete als Auslandskorrespondent für etliche deutsche Zeitungen, im Bereich der Kulturberichterstattung aus Frankreich, als Chefredakteur 1945-50 beim Französischen Rundfunk, er hielt Vorträge bei verschiedenen Volkshochschulen sowie bei Veranstaltungen des Bundes für Geistesfreiheit. Ab 1950 war er freier Schriftsteller, übersetzte Werke Jean Cocteaus und Paul Eluards und führte gelegentlich Regie. In Nürnberg bestanden freundschaftliche Kontakte zum ehemaligen Leiter der Volkshochschule Dr. Gustav Wieszner, zum Herausgeber der Nürnberger Nachrichten Bruno Schnell, zu den Schriftstellern Godehard Schramm und Inge Meidinger-Geise, zu Mitgliedern des Bundes für Geistesfreiheit, den Malern Lydia Hasselt und Oskar Koller. 1971 erkrankte Hagen schwer, den Folgen seines langjährigen Lungenleidens erlag er 1978.
2. Bestandsumfang:
374 Nummern.
3. Erschließungsstand:
Der Bestand ist zur Benutzung erschlossen.
3.1. Katalogisierung:
Der Bestand wurde hausintern in einer Datenbank verzeichnet.
4. Bestand:
4.1. Werk:
- Der Bestand enthält Typoskripte und Manuskripte von:
- literarischen Texten,
- Essays,
- Vorträgen,
- Rundfunksendungen.
4.2 Korrespondenzen:
- Der Bestand enthält private und rege berufliche Korrespondenz mit:
- Verlagshäusern,
- Rundfunkanstalten,
- Presse- und Künstlerkollegen sowie
- Vertretern der Stadt Nürnberg:
- Kunsthalle,
- Kulturreferat,
- damaliger Oberbürgermeister Dr. Urschlechter.
4.3. Lebensdokumente:
- Fotografien,
- Tagebücher der Jahre 1933–1977,
- Notizzettel,
- viele Post- und Visitenkarten,
- Einladungen und Veranstaltungshinweise sowie Ausweise Hagens von verschiedenen Organisationen,
- Post- und Bankquittungen,
- Fahrkarten im Briefbestand.
4.4. Sammlungen:
- Bildobjekte, darunter:
- Zeichnungen,
- Ölbilder,
- Aquarelle,
- Skizzen (Teil der Bleistift- und Tuschezeichnungen Hagens, seiner Bühnen- und Kostümentwürfe mit Pastellkreide und der Drucke und Radierungen seines Freundes Leo Maillets),
- Widmungsexemplare befreundeter Schriftsteller,
- Teil der Privatbibliothek Friedrich von Hagens,
- kunsttheoretische Schriften, Materialien zu Kunstausstellungen, Kompositionen u.v.m.
- große private Sammlung an Zeitschriften- und Zeitungsartikeln zu literarisch und künstlerisch relevanten Themengebieten,
- vereinzelt private Aufzeichnungen Marguerite Hagens.
5. Zugang:
Eine Benutzung ist derzeit nur eingeschränkt möglich.
6. Veröffentlichungen zum Nachlass:
- Bayerischer Archivtag (Hg.): Handbuch der bayerischen Archive, München 2001, S. 195–197.
- Horst-Dieter Beyerstedt & Herbert Schmitz: 125 Jahre Stadtarchiv Nürnberg, Nürnberg 1990.
7. Vermerk zur Erwerbung:
[leer]
8. Bemerkungen:
Den größten Teil des Bestandes bildet der Schriftverkehr Hagens, der ein relativ genaues Bild der durch die Emigration hervorgerufenen beruflichen, finanziellen und politischen Probleme der Familie Hagen zeichnet. Fast lückenlos ist der schriftliche Kontakt nach seiner Emigration 1933 bis in die 1970er Jahre hinein zu seiner Schwester Marie Böhme in Lauf/Pegnitz und zu den zahlreichen, oft gleichfalls emigrierten Freunden ersichtlich. Der Briefwechsel mit seiner Frau Marguerite und den Kindern während dieser Zeit ist ebenfalls sehr ausführlich erhalten. Häufig sind den Briefen Fotografien beigelegt, die zusammen mit dem mannigfaltigen Satz der persönlichen und der Familienbilder den Bestand bereichern und mit den Privatdokumenten zu Taufe bzw. Trauung und zur Schulzeit Hagens einen weiteren Pfeiler des Nachlasses bilden. Der Bestand umfasst daneben zahlreiche hand- und maschinenschriftliche Manuskripte, die zum einen von Friedrich Hagen selbst verfasst oder ihm zur Korrektur bzw. zur Ansicht von anderen überlassen worden waren. Bei seinen Manuskripten handelt es sich in erster Linie um kürzere Prosatexte und um die Manuskripte des unveröffentlichten Romans Freiheit für Miribel und seiner autobiographischen Erzählung Begegnung mit Moira. Aber es finden sich auch Lyrikmanuskripte und eine über Jahre hinweg betriebene Aphorismensammlung. Friedrich Hagen besaß eine große private Sammlung an Zeitschriften- und Zeitungsartikeln zu literarisch und künstlerisch relevanten Themengebieten und archivierte die von ihm verfassten und veröffentlichten Berichte. Stellenweise enthalten sind ferner private Aufzeichnungen Marguerite Hagens.