München: August („Gustl“) Gemming
- Der Alte Nördliche Friedhof
- Feld 5: Gemmings Grabstele
- Gemmings Sarg
- Feld 1 und 2: Die Gräber von Wilhelm Bauer und Krauss-Maffei
- Feld 9: Das Grab des Bildhauers Michael Wagmüller
- Feld 15: Das Grabmal der Maler
- Nordbad: Das Stadtarchiv München
- Fasaneriestraße/Schwere-Reiter-Straße: Das Bayerische Kriegsarchiv
- Der Gärtnerplatz: Gemming der Mietnomade?
- Maria-Theresia-Straße: Das Konsulat und die Monacensia
- Die Gemingstraße
Tourenhinweis / ÖPNV: U2 Haltstelle Josephsplatz (Ausgang Görres-/Tengstraße/ St. Joseph). Hunde können auf den Friedhof nicht mitgenommen werden.
Der literarische Spaziergang beginnt auf dem Alten Nördlichen Friedhof in der Münchner Maxvorstadt, der sich zwischen Tengstraße, Zieblandstraße, Adalbert- und Arcisstraße erstreckt. Eingänge finden sich an allen vier Seiten. Am direktesten ist es, von der Zieblandstraße zum Anfangspunkt zu gelangen.
© Städtische Friedhöfe
Im Lageplan markiert der rote Punkt den Beginn des Spazierwegs. Auf Feld fünf (vgl. fortlaufende Feldmarken im Boden) befindet sich die Grabstele von August Gemming.
Der Alte Nördliche Friedhof entstand 1866 bis 1869 nach den Plänen von Arnold Zenetti. Seine Komposition entspricht dem „Campo-Santo“ genannten Friedhof-Typ. Diesen kennzeichnen eine streng geometrische Einteilung der Felder mit zentralem Hochkreuz sowie umlaufende Arkadengrüfte. Es waren einmal 30 überdachte Plätze. Informationen zu Flora, Fauna und Baugeschichte finden sich auf den Metall-Infosäulen (diverse Stellen, u.a. Hochkreuz).
Ursprünglich war das Areal etwa 4,4 Hektar groß. 7272 Gräber gab es einst, an manchen Stellen erkennt man, wie dicht sie standen. Im 2. Weltkrieg wurden viele Gräber zerstört. Etwa ein Zehntel – ca. 800 Gräber – bleiben erhalten oder wurden, wie im Fall von August Gemming, nachträglich ergänzt. An der Westseite zur Tengstraße, in Richtung St. Josephskirche, dort, wo heute der Spielplatz liegt, befanden sich Nebengebäude, u.a. die Aussegnungs- und Aufbahrungshalle. Zwar hat sich davon nichts erhalten, ein Stück Kriegsgeschichte zeigt sich aber doch. Direkt an der Mauer befindet sich eine Figurengruppe, die ursprünglich vermutlich ein Kreuz in ihrer Mitte hatte, nun aber mittig aufgestellt wurde. Man findet sie leicht, wenn man sich an der weiß gekalkten Mauer orientiert.
Knapp ein Menschenleben war der ‚Militärfriedhof‘ in Betrieb. Der Begriff suggeriert fälschlicherweise, dass nur Mitglieder der Bayerischen Armee bestattet wurden. Doch neben teils hochdekorierten Militärs befinden sich Gräber von Ingenieuren, Handwerkern, Künstlern, Theatermenschen, Historikern, Philosophen, Buchhändlern, Geistlichen und mehr. Bereits nach 71 Jahren (1939) planten die Nationalsozialisten, den Alten Nördlichen aufzulassen. Der Friedhof lag dem städtebaulichen NS-Größenwahn im Weg. Isabella- und Luisenstraße (parallel zur Tengstraße) sollten zur Prachtallee ausgebaut werden. Angeblich, um Paraden zu Hitlers geplantem Alterssitz in Schwabing zu ermöglichen. Wie ernst die Nazis es meinten, erkennt man daran, dass die Ruhefrist kurzerhand von fünfzehn auf sieben Jahre verkürzt wurde.
Wer mehr über die teils überwachsenen, teils offen zu Tage liegenden Spuren der Nationalsozialisten in München erfahren möchte, dem sei das nahegelegene NS-Dokumentationszentrum empfohlen. In einem etwa 15-minütigen Fußweg auf der Arcisstraße Richtung Innenstadt bleibend, biegt man schließlich links in die Briennerstraße ein. Nolens volens passiert man so Überreste faschistoider ‚Märtyrer‘-Architektur.
Spaziergang starten: Station 1 von 11 Stationen
Reinhard, Augustin: Heerwesen und Dienst der königlich bayerischen Armee, München, 1877
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abtlg. IV Kriegsarchiv, Personaldatenbank Offiziere (PO 21058)
Bayerische Staatsbibliothek München, DFG-Viewer: Gemming, August, bayerischer Oberleutnant a.D., Gemälde von den 1866 und 1870/71 gefallenen bayerischen Offizieren
Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dezember 1880, s. Adressbuch von München für das Jahr 1882
Gemming, August: Ha, welche Lust, Soldat zu sein, Humoreske, München 1882
Ders.: Poetische Verbrechen, Gedichte, Nürnberg 1874
Ders.: August Gemming, Von der Etappe, Nürnberg 1872
Knapp, Friedrich: Die Bergfestung Rothenberg, in: Volk und Landschaft im Osten Nürnbergs, Heft 1, Schriftenreihe des Stadtarchivs Lauf, Lauf a.d. Pegnitz 1938, S. 4, Fußnote 2
Lankes, Christian: München als Garnison im 19. Jahrhundert: die Haupt- und Residenzstadt als Standort der Bayerischen Armee von Kurfürst Max IV. Joseph bis zur Jahrhundertwende, Mittler, (Diss.) 1993
Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft (1873)
Neumeier, Gerhard: München um 1900. Frankfurt/Main 1995
Münchner Originale. Fotografien aus der Sammlung Karl Valentin im Stadtarchiv München. Mit Texten von Karl Stankiewitz, Herausgegeben vom Stadtarchiv München, München, 2019 (ISBN 978-3-96233-104-7)
Erich Schreibmayer: Letzte Heimat. Persönlichkeiten in Münchner Friedhöfen 1784 – 1984, München 1985
Schütz, Martin: Burg und Festung Rothenberg. Aufsätze, Abhandlungen und Geschichten, Heft 2, Die Matrikeln der Festungspfarrei Rothenberg als geschichtliche und familienkundliche Quelle, Lauf a.d. Pegnitz, 1951
Stadtarchiv München (Polizeilicher Meldebogen und Steuerbogen August Gemmings)
Wilberforce, Edward: Socia life in Munich, London 1863
Elfi Zuber: Der Alte Nördliche Friedhof. Ein Kapitel Münchner Kulturgeschichte, München, 2., überarb. Auflage 1984
- Der Alte Nördliche Friedhof
- Feld 5: Gemmings Grabstele
- Gemmings Sarg
- Feld 1 und 2: Die Gräber von Wilhelm Bauer und Krauss-Maffei
- Feld 9: Das Grab des Bildhauers Michael Wagmüller
- Feld 15: Das Grabmal der Maler
- Nordbad: Das Stadtarchiv München
- Fasaneriestraße/Schwere-Reiter-Straße: Das Bayerische Kriegsarchiv
- Der Gärtnerplatz: Gemming der Mietnomade?
- Maria-Theresia-Straße: Das Konsulat und die Monacensia
- Die Gemingstraße
Tourenhinweis / ÖPNV: U2 Haltstelle Josephsplatz (Ausgang Görres-/Tengstraße/ St. Joseph). Hunde können auf den Friedhof nicht mitgenommen werden.
Der literarische Spaziergang beginnt auf dem Alten Nördlichen Friedhof in der Münchner Maxvorstadt, der sich zwischen Tengstraße, Zieblandstraße, Adalbert- und Arcisstraße erstreckt. Eingänge finden sich an allen vier Seiten. Am direktesten ist es, von der Zieblandstraße zum Anfangspunkt zu gelangen.
© Städtische Friedhöfe
Im Lageplan markiert der rote Punkt den Beginn des Spazierwegs. Auf Feld fünf (vgl. fortlaufende Feldmarken im Boden) befindet sich die Grabstele von August Gemming.
Der Alte Nördliche Friedhof entstand 1866 bis 1869 nach den Plänen von Arnold Zenetti. Seine Komposition entspricht dem „Campo-Santo“ genannten Friedhof-Typ. Diesen kennzeichnen eine streng geometrische Einteilung der Felder mit zentralem Hochkreuz sowie umlaufende Arkadengrüfte. Es waren einmal 30 überdachte Plätze. Informationen zu Flora, Fauna und Baugeschichte finden sich auf den Metall-Infosäulen (diverse Stellen, u.a. Hochkreuz).
Ursprünglich war das Areal etwa 4,4 Hektar groß. 7272 Gräber gab es einst, an manchen Stellen erkennt man, wie dicht sie standen. Im 2. Weltkrieg wurden viele Gräber zerstört. Etwa ein Zehntel – ca. 800 Gräber – bleiben erhalten oder wurden, wie im Fall von August Gemming, nachträglich ergänzt. An der Westseite zur Tengstraße, in Richtung St. Josephskirche, dort, wo heute der Spielplatz liegt, befanden sich Nebengebäude, u.a. die Aussegnungs- und Aufbahrungshalle. Zwar hat sich davon nichts erhalten, ein Stück Kriegsgeschichte zeigt sich aber doch. Direkt an der Mauer befindet sich eine Figurengruppe, die ursprünglich vermutlich ein Kreuz in ihrer Mitte hatte, nun aber mittig aufgestellt wurde. Man findet sie leicht, wenn man sich an der weiß gekalkten Mauer orientiert.
Knapp ein Menschenleben war der ‚Militärfriedhof‘ in Betrieb. Der Begriff suggeriert fälschlicherweise, dass nur Mitglieder der Bayerischen Armee bestattet wurden. Doch neben teils hochdekorierten Militärs befinden sich Gräber von Ingenieuren, Handwerkern, Künstlern, Theatermenschen, Historikern, Philosophen, Buchhändlern, Geistlichen und mehr. Bereits nach 71 Jahren (1939) planten die Nationalsozialisten, den Alten Nördlichen aufzulassen. Der Friedhof lag dem städtebaulichen NS-Größenwahn im Weg. Isabella- und Luisenstraße (parallel zur Tengstraße) sollten zur Prachtallee ausgebaut werden. Angeblich, um Paraden zu Hitlers geplantem Alterssitz in Schwabing zu ermöglichen. Wie ernst die Nazis es meinten, erkennt man daran, dass die Ruhefrist kurzerhand von fünfzehn auf sieben Jahre verkürzt wurde.
Wer mehr über die teils überwachsenen, teils offen zu Tage liegenden Spuren der Nationalsozialisten in München erfahren möchte, dem sei das nahegelegene NS-Dokumentationszentrum empfohlen. In einem etwa 15-minütigen Fußweg auf der Arcisstraße Richtung Innenstadt bleibend, biegt man schließlich links in die Briennerstraße ein. Nolens volens passiert man so Überreste faschistoider ‚Märtyrer‘-Architektur.
Spaziergang starten: Station 1 von 11 Stationen
Verfasst von: Elvira Steppacher