Von den „Scharfrichtern“ zur „Strafkolonie“

Der heute weltberühmte Autor Franz Kafka (1883-1924) aus Prag war bei dreien seiner vier Besuche in München zwischen 1903 und 1916 nahezu unbekannt. Der 20-jährige Jurastudent erkundete die Stadt knapp zwei Wochen von Ende November bis Anfang Dezember 1903, prüfte dabei einen Orts- und Studienwechsel und sah sich das Kabarett der „Elf Scharfrichter“ an (Stationen 1 bis 8). Auch wenn er diesen Besuch später als „trostlose Jugenderinnerung“[1] abtat, lassen sich Folgen daraus noch im Kontext seiner Groteske In der Strafkolonie erkennen (Station 13). Kafka debütierte literarisch 1908 in der von Franz Blei und Carl Sternheim herausgegebenen Münchner Luxus-Zeitschrift Hyperion des Hans von Weber Verlags (Station 9). Sein zweiter Aufenthalt am 26. August 1911 war eine halbstündige nächtliche Stadtrundfahrt im Regen (Station 10), und der dritte Aufenthalt im Oktober 1913 dauerte nur einen Tag (Station 11).

Nachdem 1913 Kafkas erste Bücher, die Prosastücke Betrachtung (Berlin, Rowohlt Verlag, 100 Seiten Großdruck) und das Romanfragment Der Heizer (Leipzig, Kurt Wolff Verlag, 47 Seiten) erschienen waren, fiel der „junge Prager Erzähler“ in München erstmals Anfang Dezember 1915 in einer Zeitungsnotiz auf, als der wohlhabende Dramatiker Carl Sternheim durch Franz Blei den Fontane-Preis erhielt und das Preisgeld auf Bleis Anregung „als ein Zeichen seiner Anerkennung“[2] an Kafka weiterreichte.

Als schon etwas bekannterer Autor der schmalen Prosabände Die Verwandlung (1915, 73 Seiten) und Das Urteil (1916, 29 Seiten, beide Leipzig, Kurt Wolff Verlag) kam der 33-jährige Versicherungsbeamte Dr. Franz Kafka im November 1916 schließlich ein viertes und letztes Mal für zwei Tage nach München und las in der Buchhandlung Goltz in Anwesenheit von u.a. Rainer Maria Rilke die damals noch unveröffentlichte Erzählung eines militärischen Foltermords In der Strafkolonie (1919) vor (Station 12). Am nächsten Tag traf er sich mit einer kleinen Schar seiner Zuhörer im Café Luitpold (Station 13).

Das Thema verlangte aufgrund von Einseitigkeiten und Mängeln in bisherigen Darstellungen längst nach einer Revision.[3] Und wenn auch viele der Stationen, an denen Kafka in München erinnert werden kann, heute verschwunden sind, so lassen sie sich nicht nur gut rekonstruieren, sondern bieten viele neue und überraschende Erkenntnisse.

Prolog

München kam schon 1902 für Kafka als zweiter Studienort in Frage. In Prag hatte er erst Chemie, dann Jura studiert und war im Sommersemester 1902 zur Kunstgeschichte und zur „deutsch-nationalen“ Germanistik des Professors August Sauer gewechselt.[4] Zusammen mit seinem Schulkameraden Paul Kisch (1883-1944, ermordet), dem älteren Bruder des ‚rasenden Reporters‘ Egon Erwin Kisch, plante er, das Germanistikstudium in München fortzusetzen.[5] Ende August 1902 schrieb er einem anderen Mitschüler, Oskar Pollok, er fahre „noch eine Woche nach Liboch, dann auf eine Woche nach Triesch, dann nach Prag wieder und dann nach München, studieren, ja studieren. Warum schneidest Du Grimassen. Ja, ja, ich werde studieren.“[6]

Abb. 1: „Johannesbüste von Donatello“. 35 cm. Angebot der Fa. Weinknecht, München, um 1905. DNB.

Doch die eingebildeten Grimassen des Freundes hatten ihre Berechtigung, denn nur Paul Kisch fuhr zum Studium nach München, Kafka nicht.[7] „Prag läßt nicht los. Uns beide nicht. Dieses Mütterchen hat Krallen“[8], schreibt Kafka resigniert an Oskar Pollok. Er blieb in Prag und wandte sich wieder dem beruflich aussichtsreicheren Jura-Studium zu. Zwar fühlte er sich „verschüttet (…) zwischen Pandekten und Institutionen“[9], hielt aber auf seine Weise die Verbindung mit dem Wunschort München aufrecht durch Briefe und Karten an den Germanistikstudenten Paul Kisch in der „Nordendstraße (69 I)“[10]. Wenn auch von der Korrespondenz der Freunde zwischen November 1902 und März 1903 nur die Schreiben Kafkas erhalten sind, so lässt sich aus dessen Antworten ein Dialog mit Paul Kisch über Münchner Kunst, genauer über Kunstreproduktionen der Firma Weinknecht, Theresienstraße 66 erschließen.

Kisch hatte offenbar gefragt, ob er zum 24. März 1903, dem Geburtstag von Kafkas Mutter Julie, „etwas mitbringen“ solle, und Kafka antwortete, das sei „ein gefährlicher Satz: „Kennst Du Weinknecht Theresienstraße 66. Dort wollte ich für die Mutter [Geburtstag 24 März] den jungen Johannes von Donatello [Elfenbein- oder Steintönung] 3 M. bestellen.“ Er sei nun aber spät dran, habe von Oskar Pollok gehört, dass eine ähnliche Lieferung „unglaublich lang gedauert“ habe und bitte darum, dass Kisch die beiden Werke selbst bestellen und von Weinknecht „gleich verpacken und einschicken lassen“ solle, damit alles noch rechtzeitig ankomme. Und wenn er die drei Mark nicht „vorstrecken“ könne, schicke Kafka ihm das Geld direkt.

Sodann möchte er aber auch selbst „etwas bei dem Weinknecht kaufen. Katalognummer 64. Tanzende Mänade [gelb Elfenbein] 2 M. Es ist ein Relief.“[11]

Dank eines Katalogs der Firma Weinknecht aus der Zeit um 1905 lässt sich neuerdings genau sagen, welche Kunstwerke gemeint waren.[12] So handelt es sich bei dem „jungen Johannes von Donatello“ um die von Weinknecht angebotene „Johannesbüste von Donatello“, die u.a. in „Elfenbein-“ oder „Steinimitation“ für 4.50 Mark angeboten wurde.[13] (Abb. 1).

Der „Johannes“ war nun aber anscheinend teurer geworden, sodass Kafka am 10. März 1903 befand, es sei „gleichgültig“, ob er „3 oder 5 Mark“ koste, wichtiger sei, dass er rechtzeitig ankomme, was nun aber „kaum mehr möglich sein“ werde. Kisch solle ihn daher „in München“ lassen und dafür lieber „die Mänade mitbringen“.[14]

Am Tag darauf erfährt Kafka, das der „Johannes“ wohl schon unterwegs sei, was ihm wiederum nur recht ist. Dagegen hat Kisch die „Mänade“ offenbar noch nicht losgeschickt, er findet sie auch „nicht schön“ und weiß etwas von „billigern Quellen“.[15]

Tanzende Mänade

Das Relief der Mänade hat Max Brod in Kafkas Prager Arbeitszimmer an der Wand gesehen. Es war „der vergilbte Gipsabguß eines kleinen antiken Reliefs, einer Mänadin, die ein Fleischstück, einen Ochsenschenkel, schwingt. Die zierlichen Falten ihres Kleides tanzten um die Gestalt ohne Kopf.“[16] Weinknecht bot dieses Relief als „Menade (sic), römische Antike“ in Elfenbeintönung für 2.50 Mark an.[17] (Abb. 2a) Diese „Tanzende Mänade“ wurde bislang einem Vorbild im British Museum zugeordnet.[18] Diese Mänade oder rasende Bacchantin, schwingt, was in der Weinknecht-Abbildung kaum zu erkennen ist, in ihrer rechten Hand einen Dolch, hält aber mit ihrer linken Hand keinen „Ochsenschenkel“, wie Max Brod annahm, sondern das Hinterteil einer jungen Ziege, die geopfert wurde, oder eines Rehkälbchens.[19] Außerdem aber hat diese Mänade einen intakten Kopf.

Abb. 2a: „Menade (sic), römische Antike“, 44 x 24 cm. Angebot der Fa. Weinknecht, München, um 1905. DNB.

Vorbild für Kafkas „Gestalt ohne Kopf“ könnte daher eine andere Darstellung dieser Figur sein. Sie findet sich auf einem Relief mit drei orgiastisch tanzenden Mänaden aus dem Gefolge des Dionysos oder Bacchus. Die römische Kopie aus pentelischem Marmor aus dem 1. Jh. n. Chr. nach einem griechischen Original aus dem 5. Jh. v. Chr. befindet sich seit 1825 in den Uffizien zu Florenz. Hier ist der Kopf der dolchschwingenden Mänade zerstört. Das Hinterteil der Ziege oder des Rehkälbchens, das sie hält, passt zum Vorderteil, das die mittlere der drei Mänaden mit ihrer linken Hand ergriffen hat, während sie mit der rechten Hand den Thyrsosstab umfasst.[20]

Inzwischen lässt sich aber das Vorbild für die „Tanzende Mänade“ in Kafkas Prager Arbeitszimmer eindeutiger bestimmen. Max Brod erwähnt sie in seinem Kafka-Roman Zauberreich der Liebe (1928). Franz Kafka heißt hier Richard Garta, und in seinem Prager Zimmer findet sich „der Gipsabguß eines kleinen antiken Reliefs, Mänade im Schleierkleid, tanzschreitend, einen Tierschenkel schwingend“[21]. Später heißt es, das „‘Original jener Mänade (…) im Tanzschleier, mit dem Tierschenkel‘“ befinde sich „‘in Rom, im kapitolinischen Museum‘“, dort habe es den Freund „‘wirklich einmal wie ein Gruß von Garta angeblickt‘“[22]. (Abb. 2b) Diese „Tanzende Mänade“ nach dem griechischen Bildhauer Kallimachos (406-405 v. Chr.) hat auch einen Schaden am Kopf, so dass sie nicht als „Gestalt ohne Kopf“, höchstens als Gestalt mit nur halbem Kopf bezeichnet werden kann. Das heißt: Max Brod erinnert sich in seinem Kafka-Roman 1928 genauer als in seiner Kafka-Biographie von 1937. Immerhin, die Weinknecht-Reproduktion war intakt gewesen, der Schaden könnte auch andere Ursachen gehabt haben.

Abb. 2b: Tanzende Mänade, römische Kopie nach einem griechischen Vorbild des Kallimachos (ca. 406-405 v. Chr.), Pentelischer Marmor, 143,50 x 71 cm. Rom, Kapitolinische Museen, Palazzo de‘ Conservatori, Sala degli Horti Mecenaziani, Inventar-Nr. MC1094. Foto: Jean-Pol Grandmont, 2013. Wikimedia Commons. Vgl. Foto Marburg, Bilddatei-Nr. fm1895374.

Der Pflüger

In Kafkas Arbeitszimmer hing aber noch ein zweites Kunstwerk aus München. Max Brod schreibt ebenfalls 1937: „Über Kafkas Schreibtisch hing eine große Reproduktion des Bildes ‚Der Pflüger‘ von Hans Thoma“ und ergänzt, es handele sich hier um einen „‘Kunstwart‘-Druck“[23], also einen Druck der einflussreichen Zeitschrift Der Kunstwart, herausgegeben von Ferdinand Avenarius. Paul Kisch hatte dem Freund diesen Druck aus München mitgebracht.[24] Nur handelt es sich dabei nicht um einen Kunstwart-Druck, sondern um eine Radierung, die der Berliner Kunsthändler Fritz Gurlitt vertrieb.[25] (Abb. 2c) Das dürfte die intensiv geführte Diskussion um Kafkas Verhältnis zum Kunstwart etwas modifizieren.[26]

Abb. 2c. Hans Thoma (1839-1924): Der Pflüger (Ochsenpflug), 1897. Radierung auf Papier, 15,4 x 21 cm (25 x 29,5 cm), signiert sowie in der Platte monogrammiert. Angebot Jeschke, van Vliet Buch- und Kunstauktionen, Berlin., 17. Juni 2016. Foto: Patrick Hertel.

Soviel zu den Kunstwerken aus München in Kafkas Prager Arbeitszimmer. München war für Kafka somit schon vor seinem ersten Besuch der Kontrast zu Prag: „Man muß andere Augen und Finger und Seelen bekommen in so einer scharfen Luft“, nahm er in einem Brief an Paul Kisch an, und vermutete: „Ja ja während man hier auf den Kanapees gähnt, rast es in München“.[27] München lockte ihn als Kunst- und Literaturstadt: „Hier lebten Tausende von Malern, wirkte Thomas Mann, einer seiner Lieblingsautoren, der in seiner ihm wohlbekannten Erzählung Gladius Dei München ‚leuchten‘ ließ und die Sehnsucht des Prager Jurastudenten nach literarisch-großstädtischem Leben weiter entfacht haben mag.“[28] Zudem studierte ein zweiter Schulfreund, Emil Utitz, „der einstige Klassenprimus“ [29], schon seit dem Sommersemester 1902 in München Kunstgeschichte, und was er und Paul Kisch dem in Prag zurückgebliebenen Freund vom Leben in der Kunststadt berichteten, muss für Kafka „außerordentlich verlockend gewesen sein“.[30] Ende November 1903 gibt der 20-jährige dieser Lockung nach. Das „Mütterchen“ Prag zieht für ein paar Tage die Krallen ein und lässt ihn los.

 


Spaziergang starten: Station 1 von 13 Stationen


 

[1] Franz Kafka: Brief an Gottfried Kölwel, Prag, 3.1.1917, in: Franz Kafka: Briefe April 1914-1917, hrsg. von Hans-Gerd Koch (hinfort zitiert Br III). Frankfurt am Main 2005, S. 283, Brief 1009.

[2] Vgl. die Notiz „Karl Sternheim (…)“, in: Münchner Neueste Nachrichten (München), Jg. 68, Nr. 622 vom 5.12.1915, Morgenblatt, S. 2. Eine Anzeige des Kurt Wolff Verlags zum „Fontane-Preis für den besten Erzähler 1915“ führte bald darauf auch Pressestimmen aus München, Berlin und Wien zu Franz Kafka an, in: Münchner Neueste Nachrichten (München), Jg. 68, Nr. 651 vom 21.12.1915, Morgenblatt, S. 6.

[3] Hanns Arens würdigt in seinem Kompendium Unsterbliches München. Streifzüge durch 200 Jahre literarischen Lebens der Stadt (München und Esslingen 1968, S. 714-720) nur Kafkas Besuch 1916 (Station 12). Alle damals erreichbaren Quellen zu diesem Besuch versammelt erstmals Hartmut Binder im Kapitel „Gottfried Kölwel“ von: Hartmut Binder (Hrsg.): Prager Profile. Vergessene Autoren im Schatten Kafkas. Berlin 1991, S. 33-44. Reiner Stach behandelt Kafkas Münchner Lesung im Kapitel „Kafka trifft auf seine Leser“ von: Reiner Stach: Kafka. Die Jahre der Erkenntnis 1916-1924. Frankfurt am Main 2008, 42017, S. 147-158. Alfons Schweiggerts feuilletonistische Gesamtdarstellung Franz Kafka in München. Zwischen Leuchten und Finsternis (München 2007, Neuausgabe 2024) verzichtet auf konkrete Belege und birgt Missverständnisse (vgl. Anm. 115).

[4] Chris Bezzel: Kafka-Chronik. München 1975, S. 20f.

[5] Max Brod: Franz Kafka. Eine Biographie (1937), in: Max Brod: Über Franz Kafka. Frankfurt am Main 1986, S. 43; Klaus Hermsdorf: Ein Traum. Zu Franz Kafkas Briefen an Paul Kisch, in: Sinn und Form (Berlin), Jg. 40, 1988, H. 4, S. 791-808, hier S. 803.

[6] Franz Kafka: Brief an Oskar Pollok, Prag, am oder vor dem 24. August 1902, in: Franz Kafka: Briefe 1900-1912, hrsg. von Hans-Gerd Koch. Frankfurt am Main 1999 (hinfort zitiert Br I), S. 12-15, hier S. 14, Brief 7.

[7] Vgl. den Kommentar zu Brief 12 in: Franz Kafka: Karten und Briefe an Paul Kisch, in: Sinn und Form (Berlin), Jg. 40, 1988, H. 4, S. 809-817, hier S. 815f.

[8] Franz Kafka: Brief an Oskar Pollok, Prag, 20.12.1902, in: Br I (wie Anm. 7), S. 17, Brief 14.

[9] Franz Kafka: Brief an Paul Kisch, Prag, 5.11.1902, in: Br I (wie Anm. 7), S. 17, Brief 13.

[10] Vgl. den Kommentar zu Brief 8 (Prag, 8.3.1903) in: Franz Kafka: Karten und Briefe an Paul Kisch (wie Anm. 8), S. 814. Der Brief wird in Br I (wie Anm. 7) unter Nr. 19, S. 23 auf den 11. März 1903 datiert; im Kommentar (ebd., S. 398) fehlt die Adressangabe. – Der im Polizeilichen Meldebogen Paul Kischs (Stadtarchiv München) für den Aufenthalt vom 31.10.1902 bis zum 10.4.1903 erwähnte Vermieter „Waldherr“ ließ sich im Adressbuch München (1905, Teil II, S. 332) als der Hausmeister Joseph Waldherr ermitteln.

[11] Franz Kafka: Brief an Paul Kisch, Prag, 7.2.1903, in: Br I (wie Anm. 6), S. 21-23, hier S. 22f., Brief 17.

[12] Vgl. Johann Weinknecht, Atelier für plastische Kunst und Vergolderei, München, Theresienstr. 66: Katalog über antik imitierte Gipsabgüsse von plastischen Meisterwerken aller Zeiten. München o.J. [um 1905]. Exemplar der DNB, Leipzig. Die Nummern der Angebote und die Preise dieses offenbar späteren Katalogs entsprechen zwar nicht den Angaben Kafkas, das Sortiment dürfte allerdings gleichgeblieben sein.

[13] Vgl. Weinknecht-Katalog (wie Anm. 13), S. 8, Nr. 283. Die Elfenbein- bzw. Steinimitation wurde damals für 4.50 Mark angeboten. Die Annahme, es handele sich dabei um eine „Nachbildung der Johannes-Statue von Donatello“ bzw. um „die Donatello-Statue“, ist zu korrigieren (vgl. Reiner Stach: Kafka von Tag zu Tag. Dokumentation aller Briefe, Tagebücher und Ereignisse. Frankfurt am Main 2017, S. 54). Weinknecht bietet auch keine solche Statue an. Inzwischen ist die frühere Zuschreibung dieser Büste an Donatello zugunsten des Benedetto da Maiano oder des Antonio Rossellino korrigiert worden. Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Marburg, www.bildindex./de/document/obj08011391?, medium=bh002973 (Aufruf vom 12.05.2022).

[14] Franz Kafka: Brief an Paul Kisch, Prag, 10.3.1903, in: Br I (wie Anm. 7), S. 23, Brief 18.

[15] Franz Kafka: Brief an Paul Kisch, Prag, 11.3.1903, in: Br I (wie Anm. 7), S. 23f., hier S. 23, Brief 19.

[16] Brod 1986 (wie Anm. 6), S. 54. Kafkas Zimmer befand sich von 1896 bis 1907 in der Familienwohnung im ersten Stock des Hauses Zu den drei Königen in der Zeltnergasse (Celetná) 3, vgl. Klaus Wagenbach: Kafkas Prag. Ein Reiselesebuch. Berlin 1994, S. 35-37, hier S. 35.

[17] Weinknecht-Katalog (wie Anm. 13), S. 8, Nr. 260.

[18] Vgl. Andreas Kilcher: Kafka und die bildende Kunst (S. 214-237), in: Andreas Kilcher: Zeichnen und Schreiben bei Kafka, in: Franz Kafka: Die Zeichnungen, hrsg. von Andreas Kilcher. München 2021, S. 211-276, hier S. 215-217 samt der Abb. einer „Tanzenden Mänade“ (Attisch, 5. Jh. v. Chr.) aus dem British Museum (ebd., S. 217).

[19] „Marble panal sculptured in relief: a frenzied Maenad with the severed hindquarters of a kid“ (Marmor-Relief-Skulptur, Marmor: Rasende Mänade mit dem abgetrennten Hinterteil eines Tiers); „A bas relief of a raving Bacchant or Mystes, with the dagger in her right hand held over her head, and in the left part of a young goat“ (Flachrelief einer tobenden Bacchantin oder Myste, mit dem Dolch in der rechten Hand über dem Kopf und in der linken dem Teil einer jungen Ziege) (www.britishmuseum.org/collection/object/G_1805-0703-131. Aufruf vom 12.05.2022). Die Mänaden oder Bakchai tanzen im Gefolge des Dionysos, und im „orgiastischen Taumel zerfleischen sie junge Rehkälbchen und verzehren das rohe Fleisch“ (Dionysos, in: Herbert Hunger: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Reinbek bei Hamburg 1984, S. 110-115, hier S. 110). In Friedrich Nösselts Lehrbuch der griechischen und römischen Mythologie (Leipzig 1874) heißt es im Abschnitt „Dionysos oder Bacchos“ (S. 131-141) von den „Mänaden oder Bacchantinnen“: „Die Haare sind auch wohl mit Schlangen durchflochten, der Kopf zurückgebogen und in den Händen schwingen sie Schlangen und Dolche. In ihrer Wuth erwürgen sie Hirschkälber, essen das rohe Fleisch und hängen sich die blutigen Felle um.“ (S. 137)

[20] Vgl. Dirk Heißerer: Franz Kafka in München (wie Anm. 1), S. 15, Abb. 2b. Link: https://ancientrome.ru/art/artworken/img.htm?id=3834

[21] Max Brod: Zauberreich der Liebe. Roman. Berlin, Wien, Leipzig 1928, S. 93.

[22] Ebd., S. 180.

[23] Brod 1986 (wie Anm. 6), S. 54.

[24] „Dies geht aus einer handschriftlichen Marginalie hervor, die Paul Kisch selbst auf einem Exemplar der Kafka-Biographie Max Brods angebracht hat (Prag 1937, 70). Freundliche Mitteilung von Jürgen Born, Wuppertal (…).“ Hartmut Binder: Anschauung ersehnten Lebens. Kafkas Verständnis bildender Künstler und ihrer Werke (1983), in: Hartmut Binder: Auf Kafkas Spuren. Gesammelte Studien zu Leben und Werk, hrsg. von Roland Reuß & Peter Staengle. Göttingen 2023, S. 645-663, hier S. 649f., Anm. 24.

[25] „Platte bei F. Gurlitt, Berlin“. Vgl. J.A. Beringer: Hans Thoma. Radierungen. Vollständiges Verzeichnis der radierten Pressen und ihrer Zustände. Mit 294 Abbildungen. München 1923, S. 2, Nr. 7.1-4 (433), Abb. S. 6. Die Radierung entstand nach dem kleinformatigen Ölgemälde „Pflügender Bauer“ (um 1876), 20 x 24 cm, Abb. in: Thoma. Des Meisters Gemälde in 874 Abbildungen, hrsg. von Henry Thode. Stuttgart und Leipzig 1909 (Klassiker der Kunst, Bd. 15), S. 81. Binder (wie Anm. 25) führt für die Abb. (S. 650) keinen Bildnachweis (S. 987) und geht auf den „Kunstdruck“ gar nicht bzw. nur auf das ihm vorhergehende „recht kleine“ Gemälde ein (S. 651). Kilcher (wie Anm. 19), S. 216 bildet die Radierung ohne nähere Angaben nach einer Vorlage des Hans Thoma Kunstmuseums, Bernau, ab.

[26] Vgl. Binder (wie Anm. 25), S. 649-651. In die Thoma-Mappe des Kunstwart (München 1910) ist „Der Pflüger“ jedenfalls nicht unter die 26 Tafeln aufgenommen worden.

[27] Franz Kafka: Brief an Paul Kisch, Prag, 4.2.1903, in: Br I (wie Anm. 7). S. 20f., hier S. 21, Brief 16.

[28] Hartmut Binder: Kafkas Welt. Eine Lebenschronik in Bildern. Reinbek bei Hamburg 2008, S. 102, Abb. 158.

[29] Reiner Stach: Kafka. Die frühen Jahre 1883-1910. Frankfurt am Main 2014, S. 272.

[30] Ebd.

Verfasst von: Dr. Dirk Heißerer