Olga Benario (1908-1942) war eine Antifaschistin der ersten Stunde. Sie wurde 1908 geboren und wuchs in einem bürgerlichen, sozialdemokratischen Elternhaus auf. Sie war Jüdin und Münchnerin – bevor sie Wahl-Berlinerin und -Brasilianerin wurde. Ihr Vater, der als Rechtsanwalt die Anliegen sozial schwächer Gestellter und Linker vertrat, brachte Geschichten seiner Klient*innen nach Hause, die die junge Olga Benario tief beeindruckten (während sie die Mutter, eine Lehrerin, die gern in die upper class aufgestiegen wäre, verschreckten). Noch als Jugendliche mit gerade mal 15, 16 Jahren trat sie der Kommunistischen Partei und ihrer Schwabinger Sektion bei. Sie begann außerdem eine Ausbildung zur Buchhändlerin, die sie zwei Jahre später abbrach. 1925 geht sie, bereits als höhere Funktionärin der KP, nach Berlin, in dessen Nähe sie 1942, nach einer spektakulären politischen Karriere, in der Gaskammer der sogenannten Landesheil- und Pflegeanstalt Bernburg ermordet wird.

Im Spaziergang werden ihre Stationen in München nachgezeichnet: vom Geburtshaus in der Haydnstraße 12, wo Stolpersteine fast an die gesamte Familie Benario erinnern; über das Luisengymnasium in der gleichnamigen Straße, das sie – widerwillig – besuchte; das Haus, in dem der Georg Müller Verlag untergebracht war, bei dem sie in die Lehre ging; das Haus in der Jakob-Klar-Straße 1, in dem sich ihre Jugend abspielte; über den Ort, an dem die Schwabinger KP untergebracht war, um zuletzt im Barrio Olga Benario in Giesing zu enden: Hier entstand 2019 ein politisch-kultureller Ort, der neben dem Stolperstein bislang der einzige Ort Münchens ist, der explizit an die Tochter der Stadt erinnert.

Literarische Fußabdrücke hat Olga Benario auch hinterlassen: 2013 wurden ihre Briefe aus dem KZ an den Lebensgefährten Luiz Carlos Prestes veröffentlicht (vgl. dazu das Hörbuch Die Unbeugsame), es gibt ein Theaterstück von Dea Loher mit dem Titel Olgas Raum (1992) und erst jüngst ist auf Deutsch das Buch Olga Benario Prestes (2022) der Tochter Anita Prestes erschienen, die als Geschichtsprofessorin den Lebensweg ihrer Mutter nachzeichnet. Die Gedichte, die der chilenische Diplomat, Dichter und Schriftsteller Pablo Neruda für Benarios Mann schrieb, sowie das Gedicht Dura Elegia für ihre Schwiegermutter, das er bei deren Beerdigung 1943 in Brasilien vortrug, sind weitere literarische Zeugnisse im Zusammenhang mit Olga Benarios Persönlichkeit.

Die Briefe und Dokumente geben Einblick in ein filmreifes, bewegtes Leben – ein Schicksal, das weit über ein einzelnes hinausweist: auf die emanzipatorischen Bewegungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die mit der NS-Zeit nicht zuletzt verschüttet wurden. Der Spaziergang möchte einen Teil dazu beitragen, die Person und Persönlichkeit Olga Benario wiederzuentdecken.

 

Spaziergang starten: Station 1 von 6 Stationen

 

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