Chiemsee: Auf der Fraueninsel
- Gstadt: Unterwegs zur Fraueninsel auf dem Schiff
- Hauptsteg: Auf der Wiese vor dem Klosterwirt
- Irmingardkapelle
- Äbtissinnengang
- Kloster-Pforte: Zeit der Schließung und ein Festspiel
- Friedhof: Blick auf Klosterkirche und linke Mauerseite
- Familiengrabstätte: Dumbser - Haushofer
- Friedhofsausgang: Blick auf den Gasthof zur Linde
- Im Gasthof zur Linde an der Tür
- Untere Wirtsstube: Malerstube
- Hotel-Restaurant Inselwirt: Klostergerichtshof und Tuchmacherhaus
- Im Garten des Inselwirts: Blick auf Max Haushofers Arbeitszimmer
- Inselwirt: Vor dem Bild Marie Haushofers
- Inselwirt: Vor dem Bild Marie Haushofers II
- Haus Sommerfrische: Villa Bergwald
- Grabstätte von Max Haushofer
- Grabstätte von Wilhelm Jensen
- Grab von Felix Schlaginweit
Der Spaziergang hat eine Länge von ca. 3,8 km und dauert ca. 0,5 Std. (reine Laufzeit ohne Überfahrt).
Frauenchiemsee gehört mit seinem Benediktinerinnenkloster zu den ältesten Kulturstätten Süddeutschlands und gilt heute als einer der bedeutendsten „Kraftorte“ Bayerns. Die Insel nennt ein Frauenkloster ihr eigen, dessen erste namentlich bekannte Äbtissin Irmingard eine Urenkelin Karls des Großen (747/748-814) und eine Tochter Ludwigs des Deutschen (um 806-876) war. 1928 wurde die Königstochter sogar heiliggesprochen.
Nicht jeder weiß, dass seit dem Mittelalter Klöster eine bedeutende Rolle als literarische Produktionsorte gespielt haben. Hinsichtlich der Vielzahl bedeutender literarischer Denkmäler ragt dabei der süddeutsche Raum heraus. Das liegt auch daran, dass das Frauenchiemsee nahegelegene Kloster Tegernsee einstmals nicht nur das benediktinische, sondern auch das literarische Zentrum Altbayerns war.
Dass zwischen den beiden Benediktinerklöstern Frauenchiemsee und Tegernsee einstmals Beziehungen bestanden haben, davon legen die alten Klosterwappen von Tegernsee und Frauenchiemsee mit jeweils zwei verschlungenen Seeblättern noch heute Zeugnis ab. Eine gesicherte Verbindung ist uns überliefert: In der Zeit, als das Klosterwappen mit den Seeblättern erstmals um 1395 in Tegernsee auftaucht, wenig später dann auch in Frauenchiemsee, war Oswald Torer, auch bekannt als Oswald Ritter vom Tor, der Abt Tegernsees (Amtszeit: 1393-1418). Nahezu zur gleichen Zeit aber hatte in Frauenchiemsee eine Elisabeth I. Torer das Amt der Äbtissin inne (1391 bis 1398). Beide entstammten Zweigen des altritterlichen Geschlechts der Torer (Thorer), auch „vom Tor zu Eurasburg (Irinsburg) und Hornstein“ genannt. Es liegt nahe, dass Oswald und Elisabeth nicht nur miteinander verwandt waren und sich kannten, sondern sich über Belange beider Klöster austauschten und auch über ein zu führendes Klosterwappen einigten. Tatsächlich ist uns aus Kloster Tegernsee eine Sammlung fiktiver Liebesbriefe überliefert, die einstmals in einem Frauenkloster verfasst worden sein müssen. Wer weiß, ob es nicht das frühere adelige Damenstift Frauenchiemsee war.
Als alle Klöster 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurden, lagerte man den Bestand vieler Klosterbibliotheken aus. Schriftdenkmäler und Archivalien aus Tegernsee und Frauenchiemsee landeten in staatlichen Bibliotheken, meist der Hof- und Staatsbibliothek München oder im Hauptstaatsarchiv München. Viele Archivalien wurden aber auch verkauft oder gingen verloren. Aus Frauenchiemsee erhalten sind viele Tagebücher Frauenchiemseer Äbtissinnen, aber auch Chroniken, Usanzenbücher (Bücher über klösterliche Gebräuche), Sakristeibücher, Inschriften auf Holztafeln und Steinplatten oder auch Schriften, die im Zusammenhang mit dem Schulunterricht und der Erinnerungskultur im Kloster stehen, darunter auch ein Theaterstück von 1938.
Frauenchiemsee im Wechsel der Jahreszeiten
Als Kultur- und Literaturstätte bedeutsam ist die Insel aber nicht nur wegen des alten Klosters und des hier entstandenen Schrifttums. Sie ragt auch deswegen heraus, weil hier im 19. Jahrhundert eine Künstlerkolonie entstand, die sich zu einer der bedeutendsten und ungewöhnlichsten in Europa entwickeln sollte. Nicht nur bildende Künstler wirkten hier, auch Schriftsteller und Dichter. Der enge inspirierende Austausch untereinander führte zur Erscheinung sogenannter „Malerpoeten“ und zu einzigartigen literarischen Kunstwerken, den Frauenwörther Künstlerchroniken. Die literarische Komponente der Frauenwörther Künstlerkolonie ist heute kaum mehr bekannt. Nur wenige wissen, dass von der Schönheit und Kultur der Fraueninsel vor den Toren Münchens im 19. und 20. Jahrhundert auch viele Schriftsteller und Schriftstellerinnen Zeugnis abgelegt haben, an vorderster Front: Viktor von Scheffel (1826-1886), Ludwig Steub (1812-1888), Karl Stieler (1842-1888), Max Haushofer (1840-1907), Wilhelm Jensen (1837-1911), Ludwig Ganghofer (1855-1920), Ludwig Thoma (1867-1921), Felix Dahn (1834-1912), Anna Mayer-Bergwald (1852-1935), Emma Merk (1854-1925) und Carry Brachvogel (1864-1942). Die beiden zuletzt genannten Frauen waren ihrerzeit deutschlandweit bekannte Schriftstellerinnen, die auch als große Kennerinnen Bayerns galten. Seit 1894 standen sie in Bayern an vorderster Front für die Emanzipation der Frau und gründeten sogar den ersten bayerischen Schriftstellerinnenverein (1913-1933) überhaupt.
Umgeben von der inspirierenden Landschaft und Künstlerkolonie berichteten diese Dichter und Dichterinnen über ihre Sommeraufenthalte auf der Insel, beschrieben das Leben in der Künstlerkolonie und verewigten sich in den Frauenwörther Künstlerchroniken. In Ludwig Steubs Das bayerische Hochland (1860) und Felix Dahns Lebenserinnerungen wird man heute noch fündig, wenn man auf der Suche nach Insider-Berichten aus der Frauenwörther Künstlerkolonie ist. Doch sie alle ließen sich auch von der Vergangenheit der Insel anregen. Während der als bayerischer „Hochlanddichter“ bekannte Karl Stieler beispielsweise in seinem Gedichtzyklus Eliand (1879) der Figur der Irmingard nachspürte, präsentierte Wilhelm Jensen in seinen Chiemgaunovellen (1895) herausragende historische Ereignisse am Chiemsee. Der mit der Insel familiär verbundene Dichterphilosoph Max Haushofer, ein Sohn des Landschaftsmalers Maximilian Haushofer (1811-1866) und Gründers der Frauenwörther Künstlerkolonie, ragt insofern an Bedeutung heraus, als er der Chronist der Künstlerchroniken von Frauenwörth war. Er, der damals auch als „deutscher Dante“ gehandelt wurde, hat auf der Insel an seinen großen Werken geschrieben, an Der ewige Jude (1886), den Geschichten zwischen Diesseits und Jenseits (1888), an Die Verbannten (1890) und an dem utopischen Roman Planetenfeuer (1899).
Die Schriftstellerin Emma Merk, die mit ihrem Vater, dem Landschaftsmaler Eduard Merk, schon als Kind in der Künstlerkolonie weilte, hat uns nicht nur zahlreiche Essays über die Künstlerkolonie hinterlassen, sondern mit Chiemseenovellen (1897) auch vier auf der Insel spielende Liebesgeschichten, deren Handlungskulisse die Inselkultur des 19. Jahrhunderts bildet, das alte Fischereiwesen, die Klosterkultur und die Künstlerkolonie. Die Schriftstellerin Carry Brachvogel wiederum hat sich eingehend mit Frauenwörths Besonderheiten befasst und die Frauenwörther Künstlerchroniken und ihren Chronisten Max Haushofer eindringlich beschrieben (1912). Anna Mayer-Bergwald sticht mit ihrer Lyrik und ihren Berichten über die Natur der Fraueninsel und den Chiemsee heraus. Versammelt finden sich ihre literarischen Texte in ihren Büchern Chiemseebilder (1921) und Chiemgauheimat (1927).
Spaziergang starten: Station 1 von 18 Stationen
Literaturspaziergang Fraueninsel (Seniorenstudium Mühldorf 2017, PDF)
Literaturspaziergang Fraueninsel gesamt (PDF)
Sekundärliteratur:
Pörnbacher, Hans (2003): „Schweigend treibt ein morscher Einbaum...“ Dichterstimmen zur Fraueninsel im 19. Jahrhundert. In: Kloster Frauenchiemsee 782-2003. Hg. v. Walter Brugger und Manfred Weitlauff. Weißenhorn, S. 665-670.
Raupp, Karl; Wolter, Franz (Hg.) (1918/24): Die Künstlerchronik von Frauenchiemsee. München.
Richardsen, Ingvild (2017): Auf den Spuren des Klosterwappens von Frauenwörth und des Wappens der Gemeinde Chiemsee – ein Ausflug in die Welt der Heraldik. In: Dies.: Die Fraueninsel. Auf den Spuren der vergessenen Künstlerinnen von Frauenchiemsee (Reihe Vergessenes Bayern, 1). München, S. 297-304.
Dies. (2017): Die Fraueninsel. Auf den Spuren der vergessenen Künstlerinnen von Frauenchiemsee (Reihe Vergessenes Bayern, 1). München, S. 10ff.
Schütz, M. Magdalena OSB (1982): Geschichte der Abtei Frauenwörth. 782-1982. Hg. v. der Benediktinnerinnen-Abtei Frauenwörth/Chiemsee. St. Ottilien.
Ziegler, Hans (2002): Anna Mayer-Bergwald. Lesebuch zu einer deutschen Schriftstellerin aus Bayern. Rosenheim. (Ms.)
Quellen:
Carry Brachvogel: Drei bayerische Kleinodien. Westermanns Monatshefte 57. Jg. Bd. 113. I. Teil: September bis November 1912, H. 673, S. 37-50.
Dies.: Die Bücher der Fraueninsel. Velhagen und Klasings Monatshefte. Oktober 1912.
Dies.: Im Weiß-Blauen Land. Bayerische Bilder. Text der Erstausgabe von 1923. Hg. und mit einem Vor- und Nachwort versehen von Ingvild Richardsen (edition monacensia). Allitera Verlag, München 2013, Zitate, S. 57.
Felix Dahn: Erinnerungen. Zweites Buch. Leipzig 1891, S. 221-253 (617-625), hier S. 222f.
Max Haushofer: Der Chiemsee. Mit 14 Illustrationen und einer Karte. Europäische Wanderbilder Nr. 215. Zürich 1893.
Wilhelm Jensen: Chiemgau-Novellen. Weimar 1895.
Anna Mayer-Bergwald: Chiemseebilder. München 1921.
Dies.: Chiemgauheimat. München 1927.
Emma Merk: Chiemseenovellen. Leipzig 1897.
Ludwig Steub: Der Chiemsee. In: Das bayerische Hochland. München 1860, S. 281-299.
Karl Stieler: Eliland. In: Ders.: Hochlandlieder. Stuttgart 1879, S. 119-132.
- Gstadt: Unterwegs zur Fraueninsel auf dem Schiff
- Hauptsteg: Auf der Wiese vor dem Klosterwirt
- Irmingardkapelle
- Äbtissinnengang
- Kloster-Pforte: Zeit der Schließung und ein Festspiel
- Friedhof: Blick auf Klosterkirche und linke Mauerseite
- Familiengrabstätte: Dumbser - Haushofer
- Friedhofsausgang: Blick auf den Gasthof zur Linde
- Im Gasthof zur Linde an der Tür
- Untere Wirtsstube: Malerstube
- Hotel-Restaurant Inselwirt: Klostergerichtshof und Tuchmacherhaus
- Im Garten des Inselwirts: Blick auf Max Haushofers Arbeitszimmer
- Inselwirt: Vor dem Bild Marie Haushofers
- Inselwirt: Vor dem Bild Marie Haushofers II
- Haus Sommerfrische: Villa Bergwald
- Grabstätte von Max Haushofer
- Grabstätte von Wilhelm Jensen
- Grab von Felix Schlaginweit
Der Spaziergang hat eine Länge von ca. 3,8 km und dauert ca. 0,5 Std. (reine Laufzeit ohne Überfahrt).
Frauenchiemsee gehört mit seinem Benediktinerinnenkloster zu den ältesten Kulturstätten Süddeutschlands und gilt heute als einer der bedeutendsten „Kraftorte“ Bayerns. Die Insel nennt ein Frauenkloster ihr eigen, dessen erste namentlich bekannte Äbtissin Irmingard eine Urenkelin Karls des Großen (747/748-814) und eine Tochter Ludwigs des Deutschen (um 806-876) war. 1928 wurde die Königstochter sogar heiliggesprochen.
Nicht jeder weiß, dass seit dem Mittelalter Klöster eine bedeutende Rolle als literarische Produktionsorte gespielt haben. Hinsichtlich der Vielzahl bedeutender literarischer Denkmäler ragt dabei der süddeutsche Raum heraus. Das liegt auch daran, dass das Frauenchiemsee nahegelegene Kloster Tegernsee einstmals nicht nur das benediktinische, sondern auch das literarische Zentrum Altbayerns war.
Dass zwischen den beiden Benediktinerklöstern Frauenchiemsee und Tegernsee einstmals Beziehungen bestanden haben, davon legen die alten Klosterwappen von Tegernsee und Frauenchiemsee mit jeweils zwei verschlungenen Seeblättern noch heute Zeugnis ab. Eine gesicherte Verbindung ist uns überliefert: In der Zeit, als das Klosterwappen mit den Seeblättern erstmals um 1395 in Tegernsee auftaucht, wenig später dann auch in Frauenchiemsee, war Oswald Torer, auch bekannt als Oswald Ritter vom Tor, der Abt Tegernsees (Amtszeit: 1393-1418). Nahezu zur gleichen Zeit aber hatte in Frauenchiemsee eine Elisabeth I. Torer das Amt der Äbtissin inne (1391 bis 1398). Beide entstammten Zweigen des altritterlichen Geschlechts der Torer (Thorer), auch „vom Tor zu Eurasburg (Irinsburg) und Hornstein“ genannt. Es liegt nahe, dass Oswald und Elisabeth nicht nur miteinander verwandt waren und sich kannten, sondern sich über Belange beider Klöster austauschten und auch über ein zu führendes Klosterwappen einigten. Tatsächlich ist uns aus Kloster Tegernsee eine Sammlung fiktiver Liebesbriefe überliefert, die einstmals in einem Frauenkloster verfasst worden sein müssen. Wer weiß, ob es nicht das frühere adelige Damenstift Frauenchiemsee war.
Als alle Klöster 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurden, lagerte man den Bestand vieler Klosterbibliotheken aus. Schriftdenkmäler und Archivalien aus Tegernsee und Frauenchiemsee landeten in staatlichen Bibliotheken, meist der Hof- und Staatsbibliothek München oder im Hauptstaatsarchiv München. Viele Archivalien wurden aber auch verkauft oder gingen verloren. Aus Frauenchiemsee erhalten sind viele Tagebücher Frauenchiemseer Äbtissinnen, aber auch Chroniken, Usanzenbücher (Bücher über klösterliche Gebräuche), Sakristeibücher, Inschriften auf Holztafeln und Steinplatten oder auch Schriften, die im Zusammenhang mit dem Schulunterricht und der Erinnerungskultur im Kloster stehen, darunter auch ein Theaterstück von 1938.
Frauenchiemsee im Wechsel der Jahreszeiten
Als Kultur- und Literaturstätte bedeutsam ist die Insel aber nicht nur wegen des alten Klosters und des hier entstandenen Schrifttums. Sie ragt auch deswegen heraus, weil hier im 19. Jahrhundert eine Künstlerkolonie entstand, die sich zu einer der bedeutendsten und ungewöhnlichsten in Europa entwickeln sollte. Nicht nur bildende Künstler wirkten hier, auch Schriftsteller und Dichter. Der enge inspirierende Austausch untereinander führte zur Erscheinung sogenannter „Malerpoeten“ und zu einzigartigen literarischen Kunstwerken, den Frauenwörther Künstlerchroniken. Die literarische Komponente der Frauenwörther Künstlerkolonie ist heute kaum mehr bekannt. Nur wenige wissen, dass von der Schönheit und Kultur der Fraueninsel vor den Toren Münchens im 19. und 20. Jahrhundert auch viele Schriftsteller und Schriftstellerinnen Zeugnis abgelegt haben, an vorderster Front: Viktor von Scheffel (1826-1886), Ludwig Steub (1812-1888), Karl Stieler (1842-1888), Max Haushofer (1840-1907), Wilhelm Jensen (1837-1911), Ludwig Ganghofer (1855-1920), Ludwig Thoma (1867-1921), Felix Dahn (1834-1912), Anna Mayer-Bergwald (1852-1935), Emma Merk (1854-1925) und Carry Brachvogel (1864-1942). Die beiden zuletzt genannten Frauen waren ihrerzeit deutschlandweit bekannte Schriftstellerinnen, die auch als große Kennerinnen Bayerns galten. Seit 1894 standen sie in Bayern an vorderster Front für die Emanzipation der Frau und gründeten sogar den ersten bayerischen Schriftstellerinnenverein (1913-1933) überhaupt.
Umgeben von der inspirierenden Landschaft und Künstlerkolonie berichteten diese Dichter und Dichterinnen über ihre Sommeraufenthalte auf der Insel, beschrieben das Leben in der Künstlerkolonie und verewigten sich in den Frauenwörther Künstlerchroniken. In Ludwig Steubs Das bayerische Hochland (1860) und Felix Dahns Lebenserinnerungen wird man heute noch fündig, wenn man auf der Suche nach Insider-Berichten aus der Frauenwörther Künstlerkolonie ist. Doch sie alle ließen sich auch von der Vergangenheit der Insel anregen. Während der als bayerischer „Hochlanddichter“ bekannte Karl Stieler beispielsweise in seinem Gedichtzyklus Eliand (1879) der Figur der Irmingard nachspürte, präsentierte Wilhelm Jensen in seinen Chiemgaunovellen (1895) herausragende historische Ereignisse am Chiemsee. Der mit der Insel familiär verbundene Dichterphilosoph Max Haushofer, ein Sohn des Landschaftsmalers Maximilian Haushofer (1811-1866) und Gründers der Frauenwörther Künstlerkolonie, ragt insofern an Bedeutung heraus, als er der Chronist der Künstlerchroniken von Frauenwörth war. Er, der damals auch als „deutscher Dante“ gehandelt wurde, hat auf der Insel an seinen großen Werken geschrieben, an Der ewige Jude (1886), den Geschichten zwischen Diesseits und Jenseits (1888), an Die Verbannten (1890) und an dem utopischen Roman Planetenfeuer (1899).
Die Schriftstellerin Emma Merk, die mit ihrem Vater, dem Landschaftsmaler Eduard Merk, schon als Kind in der Künstlerkolonie weilte, hat uns nicht nur zahlreiche Essays über die Künstlerkolonie hinterlassen, sondern mit Chiemseenovellen (1897) auch vier auf der Insel spielende Liebesgeschichten, deren Handlungskulisse die Inselkultur des 19. Jahrhunderts bildet, das alte Fischereiwesen, die Klosterkultur und die Künstlerkolonie. Die Schriftstellerin Carry Brachvogel wiederum hat sich eingehend mit Frauenwörths Besonderheiten befasst und die Frauenwörther Künstlerchroniken und ihren Chronisten Max Haushofer eindringlich beschrieben (1912). Anna Mayer-Bergwald sticht mit ihrer Lyrik und ihren Berichten über die Natur der Fraueninsel und den Chiemsee heraus. Versammelt finden sich ihre literarischen Texte in ihren Büchern Chiemseebilder (1921) und Chiemgauheimat (1927).
Spaziergang starten: Station 1 von 18 Stationen
Literaturspaziergang Fraueninsel (Seniorenstudium Mühldorf 2017, PDF)
Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Ingvild Richardsen