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11.05.2014
19 Uhr
Loretta-Bar, Müllerstraße 50, München
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Urbane Narration in Schizophonie: Lesung und CD-Release mit Fridolin Schley

In den fünf Erzählungen entwirft Schley wie leicht in die Schräge gedrehte Welten, in denen die Figuren um Selbstbehauptung ringen, um Haltung oder auch bloß um festen Halt. Da ist der scheue Bibliothekar, der als urbaner Voyeur seine Angebete nur aus der Ferne zu berühren vermag – und deshalb im entscheidenden Moment versagt. Da ist ein Mann, der vom Leben Abschied nimmt und dabei die groteske Vision einer Zukunft entwirft, in der die moderne Medizin eine Welt seliger Kranker erschafft; oder die junge Polin, die in tödliche Gefangenschaft gerät – und dort unversehens zur Schönheitskönigin avanciert. Alle Geschichten kreisen um das Verlorengehen und seine oft untergründige Verwandtschaft zur Erlösung. Menschen und Dinge geraten hier außer Kontrolle, eskalieren schleichend, verlieren ihren Zusammenhang und stabilen Grund. Doch auch Fallen fühlt sich an wie Fliegen, zumindest für einen kurzen Augenblick.

Das Konvolut folgt dem musikalischen Prinzip des Zusammenfließens. Ein Ton ist nichts ohne seinen Zusammenhang, der im Moment des Entstehens schon wieder vergeht. Und dabei doch etwas hinterlässt. So versteht die Gruppe auch Literatur. Nicht als in papiernen Stein gehauen, sondern als Klangtexte voller Rhythmus, Stimmen und Melodie. Erst zu Gehör gebracht, werden aus Buchstaben Töne, beginnen sie zu leben, in der Interpretation, im Zusammenspiel mit anderen Kunstformen: dem Schauspiel, der Musik – und dem Film, der vor dem inneren Auge abläuft. Keine Ebene ist dominanter als die andere, ein Konvolut ist ein Ganzes aus Verschiedenem. Die Besetzung ist deshalb ebenfalls beweglich. In loser Folge stoßen immer neue Autoren dazu und inszenieren mit dem festen Kern ihre Texte. Meistens Stadtgeschichten. Denn auch die Stadt bedeutet größtmögliche, unentwegt zusammen und durcheinander fließende Vielfalt auf kleinstem Raum. Das Konvolut öffnet diese Hörräume und bespielt sie als urbane Narration in Schizophonie. Kern der Gruppe sind: Katharina Neudorefer (Stimme), Erik Weingarten (Sound) und Kilian Kemmer (Keys).



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