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30.06.2023
20 Uhr
Theater Ulm, Herbert-von-Karajan-Platz 1, Ulm
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Michel Houellebecq: »Unterwerfung«

Das gesellschaftliche Leben Frankreichs steht vor einer fundamentalen Umwälzung: Auseinandersetzungen zwischen Salafisten und Anhängern der Identitären Bewegung eskalieren, ein Erfolg des Front National bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen ist wahrscheinlich. Um dies zu verhindern, unterstützen linke und liberale Parteien den Kandidaten der »Bruderschaft der Muslime« und ermöglichen dessen Sieg. Der erste Muslim an der Spitze des Staats setzt sofort Reformen um, die einen Paradigmenwechsel bedeuten – die Abkehr vom Primat des ungebremsten kapitalistischen Wettbewerbs, von Individualismus und Laizismus, die Rückbesinnung auf den sozialen und familiären Zusammenhalt. Innerhalb kurzer Zeit wandelt sich mit der Einführung von Scharia, Patriarchat und Polygamie das Antlitz des Landes. Chronist dieser Ereignisse ist der Literaturwissenschaftler François, der seine akademische Arbeit nur fortsetzen kann, wenn er zum Islam konvertiert. Soll er, der bekennende Atheist mit wehmütigem Hang zur abendländisch christlichen Kultur, diesen Schritt tun? Als Intellektueller auf der Sinnsuche, dem westlichen Lebenswandel in Verachtung zugetan und emotional haltlos, steht François vor der Entscheidung, den Verlockungen – opulente Besoldung, mehrere attraktive Ehefrauen, lohnende Forschung – zu widerstehen oder sie mit dem muslimischen Glauben anzunehmen. 

In Michel Houellebecqs provokanter Zukunftsperspektive verheißt der Islam dem durch hemmungslosen Materialismus und ideelle Verödung abgewirtschafteten Westen neue kulturelle und moralische Orientierung: ein (An-)Gebot zur Unterwerfung und Revitalisierung?

Adaptiert aus »Soumission« von Michel Houellebecq
aus dem Französischen von Norma Cassau und Bernd Wilczek
Bühnenfassung für das Theater Ulm von Andreas Nathusius und Christian Katzschmann



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