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15.05.2023
19 Uhr
Café Luitpold, Brienner Straße 11, München
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Ein Abend mit Joachim Bauer, Andrian Kreye und Nathalie Weidenfeld

Warum wir unser Fühlen, Denken und Handeln nicht den Internetkonzernen überlassen dürfen. Immer mehr Menschen finden das Leben in der diesseitigen, analogen Welt unerträglich. Einsamkeit, Wohnungsnot, Klimawandel, Pandemie, innergesellschaftliche Spaltung, internationale Konflikte und Krieg: Wer möchte diesen Seuchen unserer Zeit nicht entfliehen in ein scheinbar besseres, digitales Jenseits? Doch dem stehen die vergessenen wahren Sehnsüchte des Menschen gegenüber, die auf die analoge Präsenz unserer Mitmenschen gerichtet sind. Gemeinschaft, Empathie und Kooperation waren das evolutionäre Erfolgsticket unserer Spezies.

Der preisgekrönte Wissenschaftler und Bestseller-Autor Joachim Bauer erkennt in aktuellen Entwicklungen – darunter das bei immer mehr Menschen zu einer Sucht gewordene Gaming, oder das vor seinem Durchbruch stehende Metaversum - die Symptome einer Verwischung der Grenze zwischen Realität und Virtualität. Dieser Megatrend des Realitätsverlustes wurde nicht nur durch eine Serie von Filmen gefördert, die mit „Matrix“ einst ihren Anfang nahm, sondern erhielt durch David Chalmers, den aktuell prominentesten US-Philosophen, neuerdings auch philosophische Weihen.

Joachim Bauer vergleicht die „digitalen Mythen“ unserer Zeit mit den kirchlichen Jenseitsmythologien des Mittelalters. Damals wie heute wurden virtuelle Alternativen zu einer zunehmend unerträglichen Realität angepriesen. Die In-Game-Käufe, mit denen Digitalkonzerne ihre Kunden abkassieren, sieht Bauer als die Fortsetzung des mittelalterlichen Ablasshandels. Statt des kirchlichen Versprechens auf ewige Glückseligkeit im Jenseits reden die transhumanistischen Verführer von heute vom „Uploading“ des menschlichen Geistes auf superintelligente Roboter. Joachim Bauers neues Buch ist ein Vermächtnis. Ein Warnruf gegen den drohenden Rückfall hinter die Aufklärung.

Prof. Dr. med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Arzt und Psychotherapeut. Nach erfolgreichen Jahren an der Universität Freiburg lehrt und arbeitet er heute in Berlin. Für seine Forschungsarbeiten erhielt er den renommierten Organon-Preis. Er veröffentlichte zahlreiche Sachbücher, u. a. »Warum ich fühle, was du fühlst«. Zuletzt erschienen bei Blessing/Heyne der SPIEGEL-Bestseller »Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens« (2015), »Wie wir werden, wer wir sind – Die Entstehung des menschlichen Selbst durch Resonanz« (2019) und »Fühlen, was die Welt fühlt« (2020).

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