Lesung und Gespräch mit Georgi Gospodinov

»Gospodinov ist ein sprachlicher Hochseilakrobat.« (FAZ) Er gehört zu den eigenwilligsten und scharfsinnigsten Stimmen der zeitgenössischen europäischen Literatur: Georgi Gospodinov, 1968 in Bulgarien geboren. Sein aktueller Roman Zeitzuflucht (Aufbau // dt. von Alexander Sitzmann) ist ein Meisterwerk, bereits in 15 Sprachen übersetzt, ausgezeichnet mit dem Premio Strega Europeo und von allen Feuilletons hymnisch besprochen.

Im noblen Zürich eröffnet der melancholische Arzt Gaustin eine »Klinik für die Vergangenheit«, Zimmer für Zimmer eingerichtet im Stil verschiedener Jahrhunderte. Eigentlich entwickelt, um Demenzkranken letzte Erinnerungsräume zu gewähren, interessieren sich mehr und mehr auch Gesunde für dieses Konzept. Schließlich wollen ganze Nationen in ihre Lieblingsepochen fliehen, um der Gegenwart zu entkommen – die therapeutische Idee wird zum politischen Programm. Nostalgische Vergangenheitsüberhöhung und sarkastische Geschichtsklitterung, kollektive Erinnerung und Amnesie – in Gospodinovs raffiniertem Roman »wird die postapokalyptische geschichtsversessene europäische Landkarte von ihren Rändern her bis ins Zentrum schonungslos vermessen« (FAZ).

Moderation: Judith Heitkamp (Bayern 2)
Lesung: Stefan Wilkening
Dolmetscher: Alexander Sitzmann