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10.03.2022
19 Uhr
Stiftung Lyrik Kabinett, Amalienstraße 83a, München
Eintritt: € 8 / € 6 (Mitglieder: frei); Anmeldung erbeten

Die ukrainische Dichterin Halyna Petrosanyak liest aus ihrem neuen Gedichtband

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H. Petrosanyak © Goran Basic

Halyna Petrosanyak, geboren 1969 in Tscheremoschna, ukrainische Karpaten, seit 2016 in der Schweiz lebend, ist Autorin von fünf Lyrikbänden auf Ukrainisch und übersetzt Prosa aus dem Deutschen ins Ukrainische. In den 1990er Jahren prägte sie zusammen mit Juri Andruchowytsch und anderen eine unabhängige Künstlergruppe, die u.a. die multiethnische Vergangenheit ihrer gemeinsamen Stadt Iwano-Frankiwsk thematisierte. 1996 erschien ihre erste Gedichtsammlung Park am Hang, ein Gedicht daraus erhielt einen Preis „Für das beste Gedicht des Jahres“. 2007 gewann sie den Hubert-Burda-Preis für osteuropäische Autoren in Deutschland und war 2011 Stipendiatin der Villa Waldberta in Feldafing. In ihrer Lyrik erfüllen sich Hoffnungen, die immer wieder „vergeblich schienen“: „wo alle fremd, das heisst, alle frei sind, / wo die Zeit entgegenkommend langsam fliesst, / weil sie weiss: Ich bin nur bis morgen hier.“ Mit Exophonien. Im Rhythmus der Landschaft, so der Titel ihrer jüngsten Sammlung auf Ukrainisch, erscheinen ihre gesammelten Gedichte 2022 auf Deutsch.

Verena Nolte – Autorin, Herausgeberin, Übersetzerin, Kuratorin von Ausstellungen und internationalen Kulturprojekten – gründete 2011 die gemeinnützige Initiative Kulturallmende, mit der sie seither internationale Kunst- und Literaturprojekte durchführt, u.a. paperbridge / Eine Brücke aus Papier, ein seit 2015 bestehendes deutsch-ukrainisches Schriftstellertreffen vor allem in der Ukraine, an dem Petrosanyak von Anfang an mitgewirkt hat.

1.

Manchmal
zahlt es sich aus umzukehren
auf halbem Weg
wie gross
die Entfernung auch
sein mag
die Trauer
die Furcht vor dem Urteil
der Schmerz einer verletzten Eigenliebe
Immer dann
zahlt es sich aus umzukehren
wenn du beim Weggehen
vergessen hast
ein eingeschaltetes Bügeleisen, das göttliche Gebot.

Villa Waldberta, 2011

Halyna Petrosanyak, aus dem Zyklus „Brücke aus Papier. Hebräisches Galizien“, übersetzt von Alois Woldan, wie in: Exophonien. Mit einem Vorwort von Ruth Schweikert, essais agités, Band #8 (Reihe Weltenliteratur), Verein Literaturstiftung Zürich 2022; S. 56.

 

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