Info
14.12.2021
20 Uhr
Rathaus, Großer Sitzungssaal, Obere Hauptstraße 2, Freising
Eintritt: € 8
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39. Literarischer Herbst: Lesung mit Felicitas Hoppe

Die Veranstaltung wurde abgesagt.

Dass Felicitas Hoppe für eine Lesung zu uns nach Freising kommt, ist etwas Besonderes. Natürlich vor allem deshalb, weil sie als Büchner-Preisträgerin einen hohen Rang in der Literaturszene einnimmt und nicht nur ausgesprochene Bücherfreaks ihren Namen kennen. Für uns ist es außerdem eine glückliche Wiederbegegnung. Vor etwa einem Vierteljahrhundert haben wir sie mit ihrem allerersten Erzählungsband Picknick der Friseure in ein Freisinger Gymnasium eingeladen. Dort erzählte sie den gespannt lauschenden Schülerinnen und Schülern, wie ein Verlagslektor aus einem Haufen von unzähligen Manuskripten ausgerechnet ihres herausgepickt und zur Veröffentlichung vorgeschlagen hat: „Welch ein Zufall!“ Wenn man ihren Werdegang als Schriftstellerin betrachtet, war es allerdings eher Spürsinn als Zufall.

Nun, viele Romane später, wird sie aus ihrem neuesten Buch lesen. Die Sage von Begehren, Stolz und Rache, dem blutigen Schicksal der Nibelungen, hat die Autorin sich ausgesucht, um sie auf ihre Weise zu erzählen. Dabei geht sie bei der Verortung ihrer Geschichte nicht zurück bis zu den „alten maeren“. Vielmehr orientiert sie sich an späteren Rezeptionen: Der Untertitel „Ein deutscher Stummfilm“ bezieht sich auf den heroischen Film von Fritz Lang aus dem Jahre 1924. Und Felicitas Hoppe manövriert sich selbst da hinein, als Drehbuchautorin / Beobachterin / Zeugin. Was sie aber beobachtet und kommentierend begleitet, ist nicht die Szenerie des damaligen Films, sondern die Drehbühne der traditionellen Nibelungenfestspiele im durchaus heutigen Worms. Es wird kein Zweifel daran gelassen, dass es sich um Theater handelt. So können vor dem inneren Auge des Lesers nicht gleich die hehren Recken erscheinen, die vielen von uns durch die Begegnung mit dem Original in Schule oder Eigenlektüre so vertraut sind. Siegfried „ist dunkelhaarig und klein“. Doch der Bühnenzauber funktioniert: „Man sieht ihm förmlich beim Wachsen zu und wie sein Haar dabei immer heller wird, bis es sich, jetzt schon beinahe blond, in steile goldene Locken legt.“
Die Schilderung einzelner Szenen sprüht vor abgründigem Hoppeschen Witz, zeugt von der Gabe der Autorin, skurrile Situationen auszumachen und sprachlich pointiert wiederzugeben. Bei allem mutwilligem Klamauk teilt sich dem Leser dennoch die Symbolik dieser Flussfahrten auf Rhein und Donau mit. Eine Lebensreise bis zum tragischen Ende, einem letztendlich rätselhaften Schicksal. War es wirklich der Streit der Königinnen und Hagens Mannestreue zu seinem Herrn, was das Verderben ausgelöst hat? Oder doch die Macht des Goldes, also des im Rhein versenkten Schatzes, um den sich alles gedreht hat? Felicitas Hoppe jedenfalls verwandelte den Schatz in eine eigene Figur, die goldene Dreizehn.

Felicitas Hoppe, 1960 in Hameln geboren, studierte Literatur, Religionswissenschaften und Sprachen. Seit 1996 veröffentlicht sie Erzählungen, Romane, Kinderbücher und Feuilletons. Sie war Gastprofessorin, Poetikdozentin und Writer in Residence im In- und Ausland. Sie ist Trägerin des Georg-Büchner-Preises und des Großen Preises des Deutschen Literaturfonds.

In Kooperation mit der Stadtbibliothek Freising
Mitveranstalter: Bücher Pustet