Ankommen. Bericht aus Québec (1)
Im Rahmen der seit 1989 bestehenden Partnerschaft zwischen Bayern und Québec vergibt der Freistaat Bayern jedes Jahr ein Aufenthaltsstipendium für Schriftsteller*innen, Comic/Graphic Novel-Künstler*innen sowie literarische Übersetzer*innen. Die bayerische Stipendiatin bzw. den bayerischen Stipendiaten erwartet ein Aufenthalt von Mitte September bis Mitte November in der kanadischen Stadt Québec, bekannt für ihre dynamische Kreativ- und Literaturszene. Für einen Aufenthalt im Jahr 2022 wurde die Münchner Übersetzerin Michaela Meßner ausgewählt. Im Literaturportal Bayern berichtet sie darüber in sechs Folgen. Alle Folgen finden Sie HIER.
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Im Juli 2021 klingelte das Telefon: „Glückwunsch, Sie sind die Auserwählte!“ Was im ersten Augenblick wie eine Lotto-Betrugsnummer klang, war die frohe Botschaft des Oberpfälzer Künstlerhauses in Schwandorf, dass ich mit meinem Übersetzungsprojekt das begehrte Kanadastipendium des Freistaats Bayern gewonnen hatte. Ein langer Aufenthalt im fernen Québec, in Ruhe an einem Projekt arbeiten, eine neue Welt kennenlernen und das dortige Französisch mal so richtig gründlich live erleben.
Doch Corona war noch höchst aktiv, Kanada für Nicht-Kanadier gesperrt, eine weitere Stipendiatin noch in der Warteschleife ... Ich entschied mich ganz bewusst dafür, den indian summer abzuwarten, vor allem aber das Literaturfestival, das immer im Oktober stattfindet – und so dauerte es noch über ein Jahr, bis ich an den Start ging.
Ein Taxi brachte mich vom Flughafen zu dem für mich angemieteten Airbnb, wo mich Catherine vom Literaturhausteam empfing – in diesem wunderschönen Viertel, das die nächsten zwei Monate mein Zuhause sein würde.
Am nächsten Tag lernte ich vor Ort das ganze Team kennen, darunter Élise Glück, meine Hilfe und Stütze in allen Belangen. Wie wahrscheinlich alle frisch in Québec Ville Gelandeten lief ich unermüdlich durch die Straßen des Vieux Québec und machte zahllose Fotos von Treppen und malerischen Straßenzügen, konnte mich kaum sattsehen am Sankt-Lorenz-Strom und allem, das anders war als bei uns, angefangen bei den bunten Hydranten bis hin zum Strommastdschungel auf den Straßen – und stieß prompt auf ein Schild, das das 25-jährige Freundschaftsjubiläum zwischen Bayern und Québec pries. Anfangs geriet ich noch über jedes der feisten dreisten Eichhörnchen in Verzückung, meine beliebtesten Motive waren Weißblechdächer und Graffiti, und ich bestaunte fassungslos die Bierdosendesignvielfalt der Québecer Mikrobrauereien. Unten am Fluss, beim Viertel Champlain, war bis zum 10. Oktober Ai Weiweis bedrückende Life-Jackets-Installation mit Rettungswesten der Insel Lesbos ausgestellt. Ich nahm die Fähre, la Traversière, ans andere Ufer nach Lévis und lief hüben wie drüben alles kreuz und quer ab, wann immer ich Zeit hatte.
Links: Vieux-Québec, 20, côte de la Fabrique. Mitte: Château Frontenac. Rechts: Vieux Québec, Rue Sainte-Ursule.
Links: Blick vom Observatorium. Mitte: Kurz hinter der Rue Saint-Jean ... Rechts: Ai Weiwei: Gilets de sauvetage.
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Michaela Meßner hat Romanistik und Ethnologie in Mainz und München studiert und arbeitet seit 1990 als freie Übersetzerin. 1993 wurde sie mit dem Raymond-Aron-Preis ausgezeichnet. 2017 nahm sie im Magisterstudiengang Literarisches Übersetzen einen Lehrauftrag an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität wahr. Sie hat bislang rund 60 Titel aus dem Französischen, Spanischen, Englischen und Lateinischen übersetzt, darunter Klassiker wie Emily Brontës Wuthering Heights, Alexandre Dumas‘ La Dame aux camélias oder Les Trois Mousquetaires sowie Sachbuchtitel, Monographien, Unterhaltungsliteratur oder Anthologien zur spanischen, lateinamerikanischen oder kubanischen Literatur. 2017 erhielt sie das Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern für ihre Erstübersetzung des Romans Désorientale der französischen Autorin Négar Djavadi.
Ankommen. Bericht aus Québec (1)>
Im Rahmen der seit 1989 bestehenden Partnerschaft zwischen Bayern und Québec vergibt der Freistaat Bayern jedes Jahr ein Aufenthaltsstipendium für Schriftsteller*innen, Comic/Graphic Novel-Künstler*innen sowie literarische Übersetzer*innen. Die bayerische Stipendiatin bzw. den bayerischen Stipendiaten erwartet ein Aufenthalt von Mitte September bis Mitte November in der kanadischen Stadt Québec, bekannt für ihre dynamische Kreativ- und Literaturszene. Für einen Aufenthalt im Jahr 2022 wurde die Münchner Übersetzerin Michaela Meßner ausgewählt. Im Literaturportal Bayern berichtet sie darüber in sechs Folgen. Alle Folgen finden Sie HIER.
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Im Juli 2021 klingelte das Telefon: „Glückwunsch, Sie sind die Auserwählte!“ Was im ersten Augenblick wie eine Lotto-Betrugsnummer klang, war die frohe Botschaft des Oberpfälzer Künstlerhauses in Schwandorf, dass ich mit meinem Übersetzungsprojekt das begehrte Kanadastipendium des Freistaats Bayern gewonnen hatte. Ein langer Aufenthalt im fernen Québec, in Ruhe an einem Projekt arbeiten, eine neue Welt kennenlernen und das dortige Französisch mal so richtig gründlich live erleben.
Doch Corona war noch höchst aktiv, Kanada für Nicht-Kanadier gesperrt, eine weitere Stipendiatin noch in der Warteschleife ... Ich entschied mich ganz bewusst dafür, den indian summer abzuwarten, vor allem aber das Literaturfestival, das immer im Oktober stattfindet – und so dauerte es noch über ein Jahr, bis ich an den Start ging.
Ein Taxi brachte mich vom Flughafen zu dem für mich angemieteten Airbnb, wo mich Catherine vom Literaturhausteam empfing – in diesem wunderschönen Viertel, das die nächsten zwei Monate mein Zuhause sein würde.
Am nächsten Tag lernte ich vor Ort das ganze Team kennen, darunter Élise Glück, meine Hilfe und Stütze in allen Belangen. Wie wahrscheinlich alle frisch in Québec Ville Gelandeten lief ich unermüdlich durch die Straßen des Vieux Québec und machte zahllose Fotos von Treppen und malerischen Straßenzügen, konnte mich kaum sattsehen am Sankt-Lorenz-Strom und allem, das anders war als bei uns, angefangen bei den bunten Hydranten bis hin zum Strommastdschungel auf den Straßen – und stieß prompt auf ein Schild, das das 25-jährige Freundschaftsjubiläum zwischen Bayern und Québec pries. Anfangs geriet ich noch über jedes der feisten dreisten Eichhörnchen in Verzückung, meine beliebtesten Motive waren Weißblechdächer und Graffiti, und ich bestaunte fassungslos die Bierdosendesignvielfalt der Québecer Mikrobrauereien. Unten am Fluss, beim Viertel Champlain, war bis zum 10. Oktober Ai Weiweis bedrückende Life-Jackets-Installation mit Rettungswesten der Insel Lesbos ausgestellt. Ich nahm die Fähre, la Traversière, ans andere Ufer nach Lévis und lief hüben wie drüben alles kreuz und quer ab, wann immer ich Zeit hatte.
Links: Vieux-Québec, 20, côte de la Fabrique. Mitte: Château Frontenac. Rechts: Vieux Québec, Rue Sainte-Ursule.
Links: Blick vom Observatorium. Mitte: Kurz hinter der Rue Saint-Jean ... Rechts: Ai Weiwei: Gilets de sauvetage.
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Michaela Meßner hat Romanistik und Ethnologie in Mainz und München studiert und arbeitet seit 1990 als freie Übersetzerin. 1993 wurde sie mit dem Raymond-Aron-Preis ausgezeichnet. 2017 nahm sie im Magisterstudiengang Literarisches Übersetzen einen Lehrauftrag an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität wahr. Sie hat bislang rund 60 Titel aus dem Französischen, Spanischen, Englischen und Lateinischen übersetzt, darunter Klassiker wie Emily Brontës Wuthering Heights, Alexandre Dumas‘ La Dame aux camélias oder Les Trois Mousquetaires sowie Sachbuchtitel, Monographien, Unterhaltungsliteratur oder Anthologien zur spanischen, lateinamerikanischen oder kubanischen Literatur. 2017 erhielt sie das Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern für ihre Erstübersetzung des Romans Désorientale der französischen Autorin Négar Djavadi.