[Sulzbach-Rosenberg/OPf.-Austausch]: Linie U 28 (Děčín – Bad Schandau – Sebnitz – Rumburk)
Morgens, 6.30
Sonntagsschlaf der Stadt nach ausgefällter Nacht.
Der Morgen speit auf grauschwarzes Pflaster
Zigarettenpapierchen,
Pizzaschachteln,
zerknüllte Kebabservietten.
Ab und an eine Mülltonne, umgestürzt.
Hier ist nachts aber was los –
denkt der fremde Zufallsbesucher.
Hier geht es in der Nacht rund –
sagt sich der verirrte
Partytänzer.
Hier komm ich vielleicht noch an Stoff –
sagt der Junkie
und steuert ins gähnende Türloch der Spielothek.
Hier ist es so richtig scheiße –
sagen die, die hier leben.
Auf dem Weg zum Bahnhof treffe ich
einige Polizisten,
Dienst in Zivil.
Ihr Gang wie in Uniform eingeübt,
die Schultern schwenken seitwärts im Takt,
Blicke wie Scheinwerfer gleiten die leuchtende Straße entlang.
In ihren Köpfen klingt:
Vielleicht bleibt es heute ja ruhig.
Durch die Morgenstadt huschen Frauen zur Arbeit.
Bisweilen die blauende Uniform eines Bahners,
aschfarbener Sonntagspinguin.
Der Bahnhof leuchtet kathedralgroß ins Zwielicht,
der Bahhof ein Floss, gleich löst es sich vom Ufer.
Das Mädchen am Schalter ist nett,
wie sie das schaffen, die Mädchen, bleibt mir ein ewiges Rätsel.
Auf Metallsitzen schlafen örtliche Obdachlose
die Nacht weg.
Ich gehe auf Bahnsteig 2,
steig in den roten Zug der Linie U 28
nach Rumburk über Bad Schandau und Sebnitz.
Der rote Zug, 6.40
Tschechische Putzfrauen sind gut zwanzig im Zug.
Gewöhnlichkeit sucht kein Versteck,
wie ein zufälliger Beobachter sicher bemerken würde.
Sie tragen Vietnamesen-Pullis auf nackter Haut,
schlecht sitzende Jeans, die sie beim Aufstehen
nach oben ziehen, nicht eine im Rock.
Das Alter zwischen dreißig und Tod.
Von Morgen an ist ihr Mundwerk in Gang
sie schimpfen auf ihre Arbeit oder verleumden die,
die heute nicht fahren.
Die Reden drehen sich ewig um eins, wer was gut macht wer nicht.
Siegerin ist die, die redet, so aggressiv wie möglich.
Leck, dem hab ichs gesagt, aber echt, Arschficker der,
deutscher Depp.
Hab den Abfall runter und verpiss mich hinter die Tonne
zieh schnell eine rein, na und?
Alles kotzt sie an.
Deutsch müssen sie gut wie nicht können.
Die Basissprache der Putzmittel ist universell.
Und sie haben für vier fünf Stunden doppelt so viel
wie zuhause samt Kindergeld.
Während der Juniflut
musste die wirre Plejade schimpfender
Hühner umsteigen in Ersatzbusse.
Spöttelnde Schaffner, zum soundsovielten Mal
kennen sie sich im Fahrplan nicht aus, wissen nicht,
wo der Anschluss nach Dresden bereit steht.
Wenn sie aussteigen,
haben sie die Zigaretten schon unangezündet zwischen den Lippen,
dann formen sie kleine Kringel aus Rauch.
Schöna
Tauchender Nacken des Gegenufers.
Tal der Aupa.
Nebel auf tauchenden Steinen.
Splitterndes Wasser, Rieselsprünge.
Hřensko am anderen Ufer
Unter der Brücke, an der Mündung der Kamenitz in die Elbe,
in der Peripherie des Blickfelds zwei Männer in Gummistiefeln,
sie beugen sich zu den Steinen des Flusses
Sie heben sie, setzen sie um,
setzen sie ein in neue Spalten.
Sie geben den Steinen neuen Sinn.
Stunden könnte ich zusehen,
wie die scharf gezeichneten Männergestalten,
sich im Frühglanz der Augustsonne
mit den Steinen befassen
still rauchen
nachsinnnend schauen
in zwei einswerdende Flüsse.
Manchmal fährt oben ein Auto über sie hin
Sturzflug der Wasseramsel über der Fläche
Lachsflossenblinken
Sich Stunden befassen,
beharrlich,
mit den Steinen im Fluss,
Steinen im Wasser,
nassen, feuchten,
Steinfischen, den Händen ständig entgleitenden
Schmilka
(Erinnerung)
Kähne, schwarz wie Leberstücke,
vom Frost gefesselt beim Ufer
In milchenem wässrigen Glas
für immer gefangen rote
und gelbe Apfelgestirne.
Sudetenrenette
Boskoop
Gros Bohn
Winterzitron
Danziger Kanter
Krippen
Ich kannte sie aus Bünaburg
eine von dieser qualmeden Clique,
alle etwa so drittes Lehrjahr,
das keiner beenden wird,
lümmeln rum in der Siedlung
und brüllen unterm Fenster in die Wohnungen ihrer Freunde –
Hast du was?
Ne, ja, dann tschüss.
Ich nannte sie die Indianerin
ihr Gesichtsausdruck war aber
der einer Eskimofrau
Plötzlich stand sie um 7.03 auf dem Bahnsteig in Krippen.
Um sich herum allen Raum des längst außer Gebrauch geratenen Bahnhofs
aus riesigen Sandsteinquadern
und suchte mit ihren braunen Augen
diesen verpafften Vollidioten mit Baseballkappe
der aus dem hinteren Zugteil glitt.
So viel Liebe in ihren Kreolenaugen
habe ich sicher noch nie gesehen.
Kastanienrotrostige Oktoberaugen
horizontal durchsstrahlte
Mandelmandorlen.
Linie S1
Erscheinung
Über dem Lilienstein
hängt eine Schaluppe voll toter Steinbrecher
in Betrachtung der Landschaft,
die Beine lassen sie über den Holzrand baumeln,
netzen die Sohlen in der Kühle der Luft
stopfen Tabak in ihre Pfeife,
stecken sie an,
reichen das Feuerzeug weiter
zieht einer aus der Tasche
den Flachmann mit Schnaps
kippen sie
Sie lächeln,
geträumte Widergänger,
tot glücklich,
endlich enthoben
lebenslanger Maloche.
Linea negra
(Pirna, Juni 2013)
Die Flutmarke ist verschwunden
Flut Nebelschwester,
Erdschwefel scheuer Sümpfe.
Versprochen wie eine Kindheitsbraut.
Flieht, stolpert, fliegt wie ein Schlitten,
reißt Ufer mit und den Ohren nimmt sie den Atem.
Siehst du ´s, ersäufte Keller, vorgespülte Hinterhöfe,
geopferte Blumen, erdrosselte Sträucher.
Lineae negrae in den Schaufenstern, Wasserstand,
So hoch? Das gibt´s doch nicht. Wie gibt´s denn das? Glaub ich nicht...
Riechst du´s, die Fische in den Mauern der Häuser,
den Urin auf Rattenpfaden.
Kontaminierte Helfer in den Straßen von Pern,
heimliche Schatten mit roten Lampen anstelle der Augen
in ihren Nasenlöchern das pfeifende Schaben der Wellen.
Pfii! Pfii!
Sie waten in gelben Overallen, in weißen sumpfschlierigen Stiefeln.
Jetzt schon befreit durch Sonnenhell und doch...
In den Straßen stapeln sich verquollene faulige Schränke Rindsbäuchen gleich,
ausgeschüttete Schubladen voller Erinnerung, rostige Haken mit Schlüsseln für nicht mehr passende Schlösser,
müffelnde Kindersachen, verzogene Jalousien...
Ausgerissene Bodenplanken starren wie Schlünde unterirdischer Holzgeschöpfe blind
zu den Decken des Unglücks
In ihren Augen flattert Angst wie ein Rabenschwarm überm Feld,
wie ein flachsenes Band der Furcht, durchtrennt von der Stichflamme der Gewissheit,
Linea negra – vertikal zieht sie den Fluss entlang
Untergräbt das Ufer, teilt zwischen lebendem Gras und schlammbegrabenem.
Beim Trocknen zieht sie die Grenze zwischen Morast und Sand,
Geheime Zeugin der Flut, allgegenwärtiges Memento des Wassers.
Solch Fruchtwasser schwappt auch in dir.
Das Geheime bedeckt sich Gesicht und Geschlecht.
Linea negra – sie sinkt vom Nabel zum Schambein,
führt auf die erdige Bürde der Frau, die kosmischen Übergriffe des Mannes.
Geheim in den Buchtungen, zwischen den Ufern wie ein auf Sand gelaufener Kahn.
Pechpuch
oder auch Teerstank,
geformt aus der Losung des Schwarzwilds,
gehärtet von der Sommerprothese,
errichtet mitten im Wald wie eine jähe Metapher des Stinkens,
ein Wundermast,
ein Leuchturm, Willkommen winkend,
ein seltsam morscher Dorn,
zerkratzt von aller menschlichen Angst,
wie Verfolgungswahn, an Kindheitsfersen sich heftend,
wie ein grauer Klecks Wagenschmiere
im gräulichen Staub des Wegs.
Wer auf ihn stößt in der sächischen Landschaft
der weiß, dass sein Leben nicht gut verläuft,
dass seine Kinder bis an den Tod versorgt sind mit Pech,
dass es kein Entkommen gibt,
keinen Wechsel des Radius,
keine Drehung des Steuers,
keinen anderen Azimut.
Der starre Menhir aus Scheiße wird weiter dort stehen
und fremde, sumpfige Leute
werden sich vor ihm neigen
und ihm ihre Opfer darbringen.
So wird es sein!
Übersetzt von Kristina Kallert
[Sulzbach-Rosenberg/OPf.-Austausch]: Linie U 28 (Děčín – Bad Schandau – Sebnitz – Rumburk)>
Morgens, 6.30
Sonntagsschlaf der Stadt nach ausgefällter Nacht.
Der Morgen speit auf grauschwarzes Pflaster
Zigarettenpapierchen,
Pizzaschachteln,
zerknüllte Kebabservietten.
Ab und an eine Mülltonne, umgestürzt.
Hier ist nachts aber was los –
denkt der fremde Zufallsbesucher.
Hier geht es in der Nacht rund –
sagt sich der verirrte
Partytänzer.
Hier komm ich vielleicht noch an Stoff –
sagt der Junkie
und steuert ins gähnende Türloch der Spielothek.
Hier ist es so richtig scheiße –
sagen die, die hier leben.
Auf dem Weg zum Bahnhof treffe ich
einige Polizisten,
Dienst in Zivil.
Ihr Gang wie in Uniform eingeübt,
die Schultern schwenken seitwärts im Takt,
Blicke wie Scheinwerfer gleiten die leuchtende Straße entlang.
In ihren Köpfen klingt:
Vielleicht bleibt es heute ja ruhig.
Durch die Morgenstadt huschen Frauen zur Arbeit.
Bisweilen die blauende Uniform eines Bahners,
aschfarbener Sonntagspinguin.
Der Bahnhof leuchtet kathedralgroß ins Zwielicht,
der Bahhof ein Floss, gleich löst es sich vom Ufer.
Das Mädchen am Schalter ist nett,
wie sie das schaffen, die Mädchen, bleibt mir ein ewiges Rätsel.
Auf Metallsitzen schlafen örtliche Obdachlose
die Nacht weg.
Ich gehe auf Bahnsteig 2,
steig in den roten Zug der Linie U 28
nach Rumburk über Bad Schandau und Sebnitz.
Der rote Zug, 6.40
Tschechische Putzfrauen sind gut zwanzig im Zug.
Gewöhnlichkeit sucht kein Versteck,
wie ein zufälliger Beobachter sicher bemerken würde.
Sie tragen Vietnamesen-Pullis auf nackter Haut,
schlecht sitzende Jeans, die sie beim Aufstehen
nach oben ziehen, nicht eine im Rock.
Das Alter zwischen dreißig und Tod.
Von Morgen an ist ihr Mundwerk in Gang
sie schimpfen auf ihre Arbeit oder verleumden die,
die heute nicht fahren.
Die Reden drehen sich ewig um eins, wer was gut macht wer nicht.
Siegerin ist die, die redet, so aggressiv wie möglich.
Leck, dem hab ichs gesagt, aber echt, Arschficker der,
deutscher Depp.
Hab den Abfall runter und verpiss mich hinter die Tonne
zieh schnell eine rein, na und?
Alles kotzt sie an.
Deutsch müssen sie gut wie nicht können.
Die Basissprache der Putzmittel ist universell.
Und sie haben für vier fünf Stunden doppelt so viel
wie zuhause samt Kindergeld.
Während der Juniflut
musste die wirre Plejade schimpfender
Hühner umsteigen in Ersatzbusse.
Spöttelnde Schaffner, zum soundsovielten Mal
kennen sie sich im Fahrplan nicht aus, wissen nicht,
wo der Anschluss nach Dresden bereit steht.
Wenn sie aussteigen,
haben sie die Zigaretten schon unangezündet zwischen den Lippen,
dann formen sie kleine Kringel aus Rauch.
Schöna
Tauchender Nacken des Gegenufers.
Tal der Aupa.
Nebel auf tauchenden Steinen.
Splitterndes Wasser, Rieselsprünge.
Hřensko am anderen Ufer
Unter der Brücke, an der Mündung der Kamenitz in die Elbe,
in der Peripherie des Blickfelds zwei Männer in Gummistiefeln,
sie beugen sich zu den Steinen des Flusses
Sie heben sie, setzen sie um,
setzen sie ein in neue Spalten.
Sie geben den Steinen neuen Sinn.
Stunden könnte ich zusehen,
wie die scharf gezeichneten Männergestalten,
sich im Frühglanz der Augustsonne
mit den Steinen befassen
still rauchen
nachsinnnend schauen
in zwei einswerdende Flüsse.
Manchmal fährt oben ein Auto über sie hin
Sturzflug der Wasseramsel über der Fläche
Lachsflossenblinken
Sich Stunden befassen,
beharrlich,
mit den Steinen im Fluss,
Steinen im Wasser,
nassen, feuchten,
Steinfischen, den Händen ständig entgleitenden
Schmilka
(Erinnerung)
Kähne, schwarz wie Leberstücke,
vom Frost gefesselt beim Ufer
In milchenem wässrigen Glas
für immer gefangen rote
und gelbe Apfelgestirne.
Sudetenrenette
Boskoop
Gros Bohn
Winterzitron
Danziger Kanter
Krippen
Ich kannte sie aus Bünaburg
eine von dieser qualmeden Clique,
alle etwa so drittes Lehrjahr,
das keiner beenden wird,
lümmeln rum in der Siedlung
und brüllen unterm Fenster in die Wohnungen ihrer Freunde –
Hast du was?
Ne, ja, dann tschüss.
Ich nannte sie die Indianerin
ihr Gesichtsausdruck war aber
der einer Eskimofrau
Plötzlich stand sie um 7.03 auf dem Bahnsteig in Krippen.
Um sich herum allen Raum des längst außer Gebrauch geratenen Bahnhofs
aus riesigen Sandsteinquadern
und suchte mit ihren braunen Augen
diesen verpafften Vollidioten mit Baseballkappe
der aus dem hinteren Zugteil glitt.
So viel Liebe in ihren Kreolenaugen
habe ich sicher noch nie gesehen.
Kastanienrotrostige Oktoberaugen
horizontal durchsstrahlte
Mandelmandorlen.
Linie S1
Erscheinung
Über dem Lilienstein
hängt eine Schaluppe voll toter Steinbrecher
in Betrachtung der Landschaft,
die Beine lassen sie über den Holzrand baumeln,
netzen die Sohlen in der Kühle der Luft
stopfen Tabak in ihre Pfeife,
stecken sie an,
reichen das Feuerzeug weiter
zieht einer aus der Tasche
den Flachmann mit Schnaps
kippen sie
Sie lächeln,
geträumte Widergänger,
tot glücklich,
endlich enthoben
lebenslanger Maloche.
Linea negra
(Pirna, Juni 2013)
Die Flutmarke ist verschwunden
Flut Nebelschwester,
Erdschwefel scheuer Sümpfe.
Versprochen wie eine Kindheitsbraut.
Flieht, stolpert, fliegt wie ein Schlitten,
reißt Ufer mit und den Ohren nimmt sie den Atem.
Siehst du ´s, ersäufte Keller, vorgespülte Hinterhöfe,
geopferte Blumen, erdrosselte Sträucher.
Lineae negrae in den Schaufenstern, Wasserstand,
So hoch? Das gibt´s doch nicht. Wie gibt´s denn das? Glaub ich nicht...
Riechst du´s, die Fische in den Mauern der Häuser,
den Urin auf Rattenpfaden.
Kontaminierte Helfer in den Straßen von Pern,
heimliche Schatten mit roten Lampen anstelle der Augen
in ihren Nasenlöchern das pfeifende Schaben der Wellen.
Pfii! Pfii!
Sie waten in gelben Overallen, in weißen sumpfschlierigen Stiefeln.
Jetzt schon befreit durch Sonnenhell und doch...
In den Straßen stapeln sich verquollene faulige Schränke Rindsbäuchen gleich,
ausgeschüttete Schubladen voller Erinnerung, rostige Haken mit Schlüsseln für nicht mehr passende Schlösser,
müffelnde Kindersachen, verzogene Jalousien...
Ausgerissene Bodenplanken starren wie Schlünde unterirdischer Holzgeschöpfe blind
zu den Decken des Unglücks
In ihren Augen flattert Angst wie ein Rabenschwarm überm Feld,
wie ein flachsenes Band der Furcht, durchtrennt von der Stichflamme der Gewissheit,
Linea negra – vertikal zieht sie den Fluss entlang
Untergräbt das Ufer, teilt zwischen lebendem Gras und schlammbegrabenem.
Beim Trocknen zieht sie die Grenze zwischen Morast und Sand,
Geheime Zeugin der Flut, allgegenwärtiges Memento des Wassers.
Solch Fruchtwasser schwappt auch in dir.
Das Geheime bedeckt sich Gesicht und Geschlecht.
Linea negra – sie sinkt vom Nabel zum Schambein,
führt auf die erdige Bürde der Frau, die kosmischen Übergriffe des Mannes.
Geheim in den Buchtungen, zwischen den Ufern wie ein auf Sand gelaufener Kahn.
Pechpuch
oder auch Teerstank,
geformt aus der Losung des Schwarzwilds,
gehärtet von der Sommerprothese,
errichtet mitten im Wald wie eine jähe Metapher des Stinkens,
ein Wundermast,
ein Leuchturm, Willkommen winkend,
ein seltsam morscher Dorn,
zerkratzt von aller menschlichen Angst,
wie Verfolgungswahn, an Kindheitsfersen sich heftend,
wie ein grauer Klecks Wagenschmiere
im gräulichen Staub des Wegs.
Wer auf ihn stößt in der sächischen Landschaft
der weiß, dass sein Leben nicht gut verläuft,
dass seine Kinder bis an den Tod versorgt sind mit Pech,
dass es kein Entkommen gibt,
keinen Wechsel des Radius,
keine Drehung des Steuers,
keinen anderen Azimut.
Der starre Menhir aus Scheiße wird weiter dort stehen
und fremde, sumpfige Leute
werden sich vor ihm neigen
und ihm ihre Opfer darbringen.
So wird es sein!
Übersetzt von Kristina Kallert