Logen-Blog [453]: Verliebter wurd' er, ohne zu wissen in wen
If music is the sound of love... Auch der Tanz hat seinen Anteil an der Liebe, denn alle die Empfindungen, die ihm die Tänzerinnen einflößten, wollt' er seiner Einzigen bringen. Nun gibt es aber eine interessante Übertragung, die für unrealistisch halten mag, wer will: er wendet sich der Frau von Bouse zu: weil Beata gerade nicht da ist, sondern von ihrem Erfinder kopfkrank ins Kämmerchen verbannt wurde.
Seltsam: da liebt der junge Mann sein Mädchen, dieses Unschuldswesen, aber er lässt sich von der fremden Fürstin – so hätten Antonin Dvořák und Jaroslav Kvapil sie genannt – beeindrucken. Dass ihr Geburtstag in seinen Augen ihren Reiz erhöht und der Erzähler noch meint, dass anders oder vernünftiger der Mensch nie empfinde: es ist merkwürdig, auch wenn man verstehen kann, dass ihn die Berührungen der bouseschen Arme und des Rückens – nun ja: reizt. Denn hier ist Bekleidung so viel wie keine (meint der Autor). Tänzer werden das wissen. Tänzer wissen noch mehr – aber lassen wir das, wie eine gute Freundin zu sagen pflegt. Gustav! Philosophiere und schlafe lieber.... Die Anweisung kommt zur rechten Zeit, da sich die Geschehnisse so zu verwirren drohen wie der Blick in ein verdammt nahes Tänzerinnengesicht und die Berührung ihres Rückens (und ihrer Hände) zu unabsehbaren Folgen führen könnten. Aber lassen wir das....
Nun geschieht Folgendes: auf dem Rückweg vom Ball bricht eine Radachse an der Kutsche der Bouse; sie steigt in Oefels Wagen, in dem Gustav sitzt, während Oefel auf ein Pferd steigt – sei es aus Galanterie, sei es aus literarischer Voraussicht (denn er schreibt ja immer noch an seinem Scheerauer Schlüsselroman). Noch passiert nichts zwischen Gustav und der Bouse, zwischen ihm und ihr, aber.... Aber es gibt nichts Fataleres für einen, der erst ein Engel werden will, gibt als mit einer, die er schon für einen hält, nachts aus einem Tanzsaale nach Hause zu fahren.
Kluger Jean Paul! Der Blogger, der gelegentlich in einem Tanzsaal gesichtet werden kann, wird sich auch diese Sentenz merken müssen.
Und Gustav? Was nun folgt, ist schon zur Hälfte aus dem Wutz bekannt: Aber verliebter wurd' er, ohne zu wissen in wen. Im Wutz heißt es, nur ein paar Seiten weiter, an der entsprechenden Stelle, zudem noch eingerückt und im Textfluss so freigestellt wie die Gustavische Notiz:
er wurde verliebt.-
Wutz weiß, wen er da liebt. Gustav weiß es nicht: dieses Verliebtersein. Um ehrlich zu sein: es passt zu ihm.
Die Cizí kněžna (die Fremde Fürstin) und der Prinz in der Uraufführungsproduktion der Rusalka (Praha 1901)
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If music is the sound of love... Auch der Tanz hat seinen Anteil an der Liebe, denn alle die Empfindungen, die ihm die Tänzerinnen einflößten, wollt' er seiner Einzigen bringen. Nun gibt es aber eine interessante Übertragung, die für unrealistisch halten mag, wer will: er wendet sich der Frau von Bouse zu: weil Beata gerade nicht da ist, sondern von ihrem Erfinder kopfkrank ins Kämmerchen verbannt wurde.
Seltsam: da liebt der junge Mann sein Mädchen, dieses Unschuldswesen, aber er lässt sich von der fremden Fürstin – so hätten Antonin Dvořák und Jaroslav Kvapil sie genannt – beeindrucken. Dass ihr Geburtstag in seinen Augen ihren Reiz erhöht und der Erzähler noch meint, dass anders oder vernünftiger der Mensch nie empfinde: es ist merkwürdig, auch wenn man verstehen kann, dass ihn die Berührungen der bouseschen Arme und des Rückens – nun ja: reizt. Denn hier ist Bekleidung so viel wie keine (meint der Autor). Tänzer werden das wissen. Tänzer wissen noch mehr – aber lassen wir das, wie eine gute Freundin zu sagen pflegt. Gustav! Philosophiere und schlafe lieber.... Die Anweisung kommt zur rechten Zeit, da sich die Geschehnisse so zu verwirren drohen wie der Blick in ein verdammt nahes Tänzerinnengesicht und die Berührung ihres Rückens (und ihrer Hände) zu unabsehbaren Folgen führen könnten. Aber lassen wir das....
Nun geschieht Folgendes: auf dem Rückweg vom Ball bricht eine Radachse an der Kutsche der Bouse; sie steigt in Oefels Wagen, in dem Gustav sitzt, während Oefel auf ein Pferd steigt – sei es aus Galanterie, sei es aus literarischer Voraussicht (denn er schreibt ja immer noch an seinem Scheerauer Schlüsselroman). Noch passiert nichts zwischen Gustav und der Bouse, zwischen ihm und ihr, aber.... Aber es gibt nichts Fataleres für einen, der erst ein Engel werden will, gibt als mit einer, die er schon für einen hält, nachts aus einem Tanzsaale nach Hause zu fahren.
Kluger Jean Paul! Der Blogger, der gelegentlich in einem Tanzsaal gesichtet werden kann, wird sich auch diese Sentenz merken müssen.
Und Gustav? Was nun folgt, ist schon zur Hälfte aus dem Wutz bekannt: Aber verliebter wurd' er, ohne zu wissen in wen. Im Wutz heißt es, nur ein paar Seiten weiter, an der entsprechenden Stelle, zudem noch eingerückt und im Textfluss so freigestellt wie die Gustavische Notiz:
er wurde verliebt.-
Wutz weiß, wen er da liebt. Gustav weiß es nicht: dieses Verliebtersein. Um ehrlich zu sein: es passt zu ihm.
Die Cizí kněžna (die Fremde Fürstin) und der Prinz in der Uraufführungsproduktion der Rusalka (Praha 1901)