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27.05.2014, 14:36 Uhr
Frank Piontek
Jean-Paul-Reihe
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Jean Paul selbst nannte seinen Debütroman eine „geborne Ruine“: Frank Piontek liest „Die unsichtbare Loge“ von Jean Paul, Tag für Tag, von der ersten bis zur letzten Seite, und bloggt darüber.

Logen-Blog [415]: Auferstehung der Auferstehung

Gestern stand Papa Franziskus „der Gute“ an der Klagemauer – heute lese ich, dass Gustav eine Art Pilgerfahrt zum Grab seines Freundes unternimmt. Der Grund aber ist weniger der Tod als die Liebe, die, damals wie heute, hier wie dort, in seltsamster Weise verschwistert sind.

Wie Gustav die abwesende Beata liebte, errät jeder, der empfunden hat, wie die Liebe nie zärtlicher, nie uneigennütziger ist, als während der Abwesenheit des Gegenstandes. Täglich ging er zum Grabe des Freundes wie zum heiligen Grabe, an den Geburtort seines Glücks, mit einem seligen Beben aller Fibern.

Wieder gerät das Thema der Auferstehung in den Blick. Strukturell interpretiert: die Bilder von Leben, Tod und Auferstehung ziehen sich durch den Roman wie durch Jean Pauls weiteres Werk; ich weise nur auf den Siebenkäs hin. Billig zu sagen: an diesen Stellen merken wir, dass ein Pfarrerssohn den Roman schrieb – es wurde ihm nur nicht in die Wiege gesungen, dass er einmal über die Hochzeit von Liebe und Tod derart emphatisch schreiben sollte, um die Symbole und Orte des Christentums höchst spielerisch in seine Kunst zu bringen.

Was hätte der Papa wohl dazu gesagt?

Fotos: Frank Piontek, November 2012

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