Literatur am Telefon (22): Henrike Leonhardt und Rudolf Herfurtner
Das Literaturtelefon-Archiv wird in der Monacensia im Hildebrandhaus aufbewahrt. Es umfasst 40 CDs, auf denen insgesamt 573 Lesungen enthalten sind. Die Monacensia und das Literaturportal Bayern präsentieren monatlich eine Auswahl dieser Lesungen. Folge 22: Der Taktmesser. Johann Nepomuk Mälzel – ein lückenhafter Lebenslauf von Henrike Leonhardt und Muschelkind veränderte von Rudolf Herfurtner.
*
Das Metronom ist nur eine der spektakulären Erfindungen des Johann Nepomuk Mälzel. Er wurde am 15. August 1772 in Regensburg als Sohn eines Orgelbauers geboren, arbeitete zunächst als Klavierlehrer, bis er sich ganz seiner Leidenschaft, der Konstruktion von Musikautomaten, zuwandte. Henrike Leonhardt schildert Mälzels Versuch, den berühmten Schachautomaten des Baron von Kempelen, den „Schachtürken“, zusammenzusetzen. Dem mechanischen Schachspieler werden legendäre Spielfähigkeiten nachgesagt. Doch um den schönen Torso – er ist „außerordentlich sinnlich konstruiert” – mit Leben zu erfüllen, bedarf es Kenntnisse der Anatomie, Chirurgie und Orthopädie, die Mälzel sich aneignen will. „Was macht uns zu Lebenden?“ ist die Frage, die ihn vorantreibt und die Figur mehr und mehr verfeinern lässt, so dass sie ihm überlegen zu sein scheint und er erkennt: „Er, Mälzel, ist für seine Maschine nicht perfekt genug. Noch nicht.“
(c) privat
In seinem Buch Muschelkind verwebt Rudolf Herfurtner Vergangenheit und Gegenwart zu einem spannenden Jugendroman und liefert „Mitteilungen über ein Perlenkind, das ein Bärenkind war sowie über die durchaus ehrbare Kräutertrud, welche durch die Bosheit eines Medicus zur Grabenhex gemacht wurde, um 1590.“ Mittelpunkt sind der Bernbach und die Menschen und Tiere, die über Jahrhunderte an ihm lebten. Damals, Ende des 16. Jahrhunderts, hauste eine Bärin im Krähenloch am Bach. Nachdem sie von dem Jäger Bärnickel erlegt worden war, fand er in ihrem Versteck neben zwei kleinen Bären ein etwa gleichaltriges wildes Kind. Es floh aus seinem Versteck, stürzte sich in den Bach, in dem es sich offensichtlich wohlfühlte, so dass der Bärnickel große Mühe hatte, es zu fangen. Nachdem es ihm gelungen war, brachte er es zur Kräutertrud, die das Findelkind liebevoll aufnahm. Sie entdeckten, dass es zwei verschiedenen Augen hatte: ein blaues Menschenauge und ein braunes Bärenauge.
**
Alle Folgen des Literaturtelefons finden Sie HIER.
Literatur am Telefon (22): Henrike Leonhardt und Rudolf Herfurtner>
Das Literaturtelefon-Archiv wird in der Monacensia im Hildebrandhaus aufbewahrt. Es umfasst 40 CDs, auf denen insgesamt 573 Lesungen enthalten sind. Die Monacensia und das Literaturportal Bayern präsentieren monatlich eine Auswahl dieser Lesungen. Folge 22: Der Taktmesser. Johann Nepomuk Mälzel – ein lückenhafter Lebenslauf von Henrike Leonhardt und Muschelkind veränderte von Rudolf Herfurtner.
*
Das Metronom ist nur eine der spektakulären Erfindungen des Johann Nepomuk Mälzel. Er wurde am 15. August 1772 in Regensburg als Sohn eines Orgelbauers geboren, arbeitete zunächst als Klavierlehrer, bis er sich ganz seiner Leidenschaft, der Konstruktion von Musikautomaten, zuwandte. Henrike Leonhardt schildert Mälzels Versuch, den berühmten Schachautomaten des Baron von Kempelen, den „Schachtürken“, zusammenzusetzen. Dem mechanischen Schachspieler werden legendäre Spielfähigkeiten nachgesagt. Doch um den schönen Torso – er ist „außerordentlich sinnlich konstruiert” – mit Leben zu erfüllen, bedarf es Kenntnisse der Anatomie, Chirurgie und Orthopädie, die Mälzel sich aneignen will. „Was macht uns zu Lebenden?“ ist die Frage, die ihn vorantreibt und die Figur mehr und mehr verfeinern lässt, so dass sie ihm überlegen zu sein scheint und er erkennt: „Er, Mälzel, ist für seine Maschine nicht perfekt genug. Noch nicht.“
(c) privat
In seinem Buch Muschelkind verwebt Rudolf Herfurtner Vergangenheit und Gegenwart zu einem spannenden Jugendroman und liefert „Mitteilungen über ein Perlenkind, das ein Bärenkind war sowie über die durchaus ehrbare Kräutertrud, welche durch die Bosheit eines Medicus zur Grabenhex gemacht wurde, um 1590.“ Mittelpunkt sind der Bernbach und die Menschen und Tiere, die über Jahrhunderte an ihm lebten. Damals, Ende des 16. Jahrhunderts, hauste eine Bärin im Krähenloch am Bach. Nachdem sie von dem Jäger Bärnickel erlegt worden war, fand er in ihrem Versteck neben zwei kleinen Bären ein etwa gleichaltriges wildes Kind. Es floh aus seinem Versteck, stürzte sich in den Bach, in dem es sich offensichtlich wohlfühlte, so dass der Bärnickel große Mühe hatte, es zu fangen. Nachdem es ihm gelungen war, brachte er es zur Kräutertrud, die das Findelkind liebevoll aufnahm. Sie entdeckten, dass es zwei verschiedenen Augen hatte: ein blaues Menschenauge und ein braunes Bärenauge.
**
Alle Folgen des Literaturtelefons finden Sie HIER.