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05.02.2025, 09:00 Uhr
Redaktion
Zukunft öffnen!

Studierende der LMU texten alte und zukünftige Formen der Wahrnehmung (1)

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Ein KI-generiertes Auge © geralt auf pixabay

ZUR REIHE: „Zukunft öffnen!“ widmet sich den Ideenwelten der jungen Generationen. Sie können hier ihre Gedanken, Meinungen und Visionen über die Zukunft in vielfältiger Form zum Ausdruck zu bringen; in Gedichten, Essays, Erzählungen, Comics und Berichten. So entsteht eine kreative Plattform, die „nach vorne schaut“.

Für den folgenden Beitrag haben sich die Studierenden der LMU in München unter der Leitung der Autorin Slata Roschal mit neuen und zukünftigen Formen der Wahrnehmung schreibend auseinandergesetzt. Herausgekommen sind inspirierte, literarische Miniaturen. Die ersten Texte finden Sie hier zusammen mit der jeweils gestellten kreativen Aufgabe oder ihrer Inspirationsquelle.

*

Erschaffung der Welt

Inspiration: „Die Schöpfung“ (vgl. Kap. 2,4-25; Ps 104,1-35). 

 

Der Raum ist unendlich Ich lasse ihn so.
Begrenze ihn nicht. Bepflanze ihn nicht.
Es gibt Teilchen aller Art, die liegen in einer Kiste und wollen zusammengefügt werden wie Legosteine
MATERIAL!

Die Seele ist endlich.
Die Seelen sind endlich.
Ich nenne sie – 4 sind es Mika – Lian – Toni und Joni – Absolute Freiheit!
Der Raum ist unendlich!
Die Teilchen geben den blinden Seelen eine Form und ich sehe zu.

Sie zerstreuten sich
sahen sich nie wieder und lebten ewig.
Sie zerstreuten sich
trafen sich nie wieder und lebten nicht.
Sie zerstreuten sich
rochen sich nie wieder und starben ewig

Anna Weber

 

Zauberformeln

Aufgabe (Lyrix): „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“, sang schon Pippi Langstrumpf. Was wäre, wenn wir uns die Welt wirklich so bauen könnten, wie wir es gerne hätten? […] Erschaffen Sie Ihre eigene Welt in Gedichtform! Wie sähe sie aus? Und welche Verantwortung ginge damit einher? Was passiert nach dem Erschaffen der Welt? Wer behält oder übernimmt die Kontrolle über sie?

Schreiben Sie eine Zauberbeschwörung, die, ähnlich wie die Texte von V. Chlebnikov und D. Kraus, auf lautlicher, assoziativer Ebene funktioniert, überzeugend und befehlend wirkt.

 

Halte ein, halte in mir. Halt mal inne.
Inneninnehalten in mir.
Halte eine Sekunde, halte in mir.
Halte ein, halte in mir. Halt marine.
Innenin halte in mir.
Halte eine Stunde, haltenmir.
Hälte ein, hall in mir. Hält mit in mir.
Innen innen innen im-meer in mein moor.
Hältst eine Sekunde, Hallen im Meer.
Halte ein, halte in mir. Halt mich.
In mir innen in mich rein in mir immer in mir.
Halte eine Sestünde Sestunde hältst du in mir.

Luise Otto

 

Im Schatten der Kirschblüten

Aufgabe: Schreiben Sie einen Klappentext zum Buch mit dem kollektiven Titel Im Schatten der Kirschblüten. Ein romantischer Krimi

 

„Er hatte das hier in seiner Hosentasche.“
„Eine Kirschblüte? Nichts Ungewöhnliches für den Englischen Garten.“
„Mit der Ausnahme, dass diese spezielle Blüte nicht in der freien Wildbahn existiert.“

Der Biologiestudent Anton B. wird tot aufgefunden. Gründe für seine Ermordung finden sich zuhauf: Spielsucht, Alkoholprobleme, Beziehungsstreitigkeiten. Der Tote hatte es sich mit einigen seiner Zeitgenossen verscherzt. Als eine herangezüchtete Kirschblüte an dem Leichnam gefunden wird, führt die Spur zu einem Münchner Labor, in dem Anton als Werkstudent arbeitete. Zwischen exzentrischen Wissenschaftlern, dubiosen Geldgebern und unerklärlichen Experimenten nimmt Kommissar Martin Wallner die Ermittlungen auf. Was versteckt sich hinter den utopischen Versprechen des Unternehmens?

Und wäre das nicht schon alles genug, entpuppt sich die Leiterin des Labors als genau die Frau, die Wallner vor zehn Jahren in einer Pariser Allee stehen ließ. Neben Mord und Totschlag muss der hartgesottene Detektiv seine eigenen, neuaufkeimenden Gefühle im Zaum halten. Doch für ein Wiedersehen mit der ehemaligen Liebhaber bleibt kaum Zeit, denn plötzlich verschwinden weitere Mitarbeiter und der Mörder scheint näher als gedacht…

Christopher Bertusch

 

Bremsung der automatisierten Wahrnehmung

Inspiration: Viktor Borisovič Šklovskijs Aufsatz „Die Kunst als Verfahren“ / Zeitschrift Stiftung Warentest

 

© Franziska Weinmann 

 

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Franziska Weinmann