November
Zur Reihe: In Aufs Jahr geschaut widmet sich jeweils eine Autorin oder ein Autor des Literaturportals Bayern auf literarisch-künstlerische Weise einer Jahreszeit und gewinnt dieser im Format eines monatlichen Beitrags poetische, politische, alltagssensibel-lyrische oder bildhafte Reflektionen ab, welche die Leserschaft einmal ganz anders „aufs Jahr schauen“ lässt. In den Monaten Oktober, November und Dezember „blickt“ für uns auf den Herbst die Autorin Birgit Müller-Wieland.
*
Zweiter November
für Ahoo Daryaei (in Solidarität und Bewunderung)
Über einen Campus spaziert eine junge Frau mit offenem langem Haar
als sei das so in ihrem Land so fast salopp nur flache Schuhe Slip und BH
Sie hatte es so satt das Schleier leier geeier satt satt satt die Schergen irgendwelcher Sitten die ihre Kleidung rissen na gut na gut das habt ihr so gewollt dann also gleich fast nackt schaut her ich renne nicht davon schlender herum geh auf der Straße grüß das Kutscherpferd das Auto wird gleich ah die Reifen quietschen schon und schwarze Männer hallo quellen da hervor ich wehr mich schrei sie stopfen mich zurück in Zukunft blutdumpf gotttrumpf mordsumpf klick jetzt bin ich zwei mein Körper männerbegraben klick da unten klick mein Herz Geist Seele hin zu euch verschwunden Schwestern liebe Schwestern
hab mich nur ein bisschen kleines bisschen selbst verrückt
Vierter November
Es ist der Tag davor die Bäume brennen
nicht durchs Fenster wirkts
nur so beim schnellen Blick
hinaus
atmen einfach ruhig weiter
atmen meinen Karnickelatem
raus ins schlängelnde Orangegold braun
Fünfter November
Morgens ist der eine gewählt abends
löst der andere die Regierung
auf dem Mars – die Frage bald an jeden Stein:
wollt ihr das wirklich?
Wirklich die toto taleale Kolonienienie sein?
Novembermitte
Kristallgezuckertes Dächerweiß
zerglitzerte Siedlung versprüht
H au ch von etwas früher
aus dem Kind sein weht was
Saugstelle Wald
Wir schaffen sie ab
steht in der Zeitung das klingt zu wahr
um schön zu sein – also ab ab ab
in den WIRKLICHKEITswald!
Flotten Schritts die Lungen füllen Modergedüftel Moosgeschnüffel
die Sonne sprenkelt sich ins Bächlein rein biegt Mundwinkel hoch
munter bäumeln wir den Sonnentag entlang
ach, was für ein Verzweigen! Belauben! Umrinden!
Ausklingender November
Auf das Verschwinden können wir uns verlassen
auch wenn sonst nichts mehr gilt
verschwinden geht immer
Durch den nassen Abend rudern wir
Traumspuren hinterher
schau: das kleine Glück dort! Das wird uns erhaschen
November>
Zur Reihe: In Aufs Jahr geschaut widmet sich jeweils eine Autorin oder ein Autor des Literaturportals Bayern auf literarisch-künstlerische Weise einer Jahreszeit und gewinnt dieser im Format eines monatlichen Beitrags poetische, politische, alltagssensibel-lyrische oder bildhafte Reflektionen ab, welche die Leserschaft einmal ganz anders „aufs Jahr schauen“ lässt. In den Monaten Oktober, November und Dezember „blickt“ für uns auf den Herbst die Autorin Birgit Müller-Wieland.
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Zweiter November
für Ahoo Daryaei (in Solidarität und Bewunderung)
Über einen Campus spaziert eine junge Frau mit offenem langem Haar
als sei das so in ihrem Land so fast salopp nur flache Schuhe Slip und BH
Sie hatte es so satt das Schleier leier geeier satt satt satt die Schergen irgendwelcher Sitten die ihre Kleidung rissen na gut na gut das habt ihr so gewollt dann also gleich fast nackt schaut her ich renne nicht davon schlender herum geh auf der Straße grüß das Kutscherpferd das Auto wird gleich ah die Reifen quietschen schon und schwarze Männer hallo quellen da hervor ich wehr mich schrei sie stopfen mich zurück in Zukunft blutdumpf gotttrumpf mordsumpf klick jetzt bin ich zwei mein Körper männerbegraben klick da unten klick mein Herz Geist Seele hin zu euch verschwunden Schwestern liebe Schwestern
hab mich nur ein bisschen kleines bisschen selbst verrückt
Vierter November
Es ist der Tag davor die Bäume brennen
nicht durchs Fenster wirkts
nur so beim schnellen Blick
hinaus
atmen einfach ruhig weiter
atmen meinen Karnickelatem
raus ins schlängelnde Orangegold braun
Fünfter November
Morgens ist der eine gewählt abends
löst der andere die Regierung
auf dem Mars – die Frage bald an jeden Stein:
wollt ihr das wirklich?
Wirklich die toto taleale Kolonienienie sein?
Novembermitte
Kristallgezuckertes Dächerweiß
zerglitzerte Siedlung versprüht
H au ch von etwas früher
aus dem Kind sein weht was
Saugstelle Wald
Wir schaffen sie ab
steht in der Zeitung das klingt zu wahr
um schön zu sein – also ab ab ab
in den WIRKLICHKEITswald!
Flotten Schritts die Lungen füllen Modergedüftel Moosgeschnüffel
die Sonne sprenkelt sich ins Bächlein rein biegt Mundwinkel hoch
munter bäumeln wir den Sonnentag entlang
ach, was für ein Verzweigen! Belauben! Umrinden!
Ausklingender November
Auf das Verschwinden können wir uns verlassen
auch wenn sonst nichts mehr gilt
verschwinden geht immer
Durch den nassen Abend rudern wir
Traumspuren hinterher
schau: das kleine Glück dort! Das wird uns erhaschen