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23.09.2024, 16:03 Uhr
Amalia Rohrer
Spektakula

Die Internationale Jugendbibliothek feiert ihren 75. Geburtstag

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(c) Internationale Jugendbibliothek / Yannick Thedens

Die Feierlichkeiten zum Geburtstag der IJB im Schloss Blutenburg, dem Zuhause der Internationalen Jugendbibliothek, fanden am Vormittag des 13. Septembers statt. Fast auf den Tag genau 75 Jahre nach der Gründung. Ein Nachbericht von Amalia Rohrer.

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Der ca. zweistündige Festakt sprach deutlich von dem Wunsch einen Dialog zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu eröffnen. In den Reden der zum Geburtstag geladenen Gäste, standen die Gründungsideale der Bibliothek im Vordergrund. Die Versicherung der weiteren Förderung und Unterstützung durch Stadt, Freistaat und Bund, sowie durch Freunde und Förderer, zeugten von dem Willen, die IJB noch sehr viel älter werden zu sehen.

Eine lebensfrohe alte Dame ist die IJB bereits; die aktuellen politischen Entwicklungen verweisen darauf, einen Blick auf die nach wie vor aktuellen Botschaften aus ihren Gründungsjahren zu werfen. Musikalisch untermalt wurde die Feier im Jella-Lepman-Saal vom Trio Merak. Die Musik verlieh den kurzen Pausen einen fröhlichen wie auch geheimnisvollen Klang. Ganz so, als würde man in der Geschichte und zwischen den Büchern reisen.

(c) Internationale Jugendbibliothek / Yannick Thedens

Die Mütter der IJB – Die Geschichte der IJB von 1949 bis heute

Im Jahr 1949, nach Kriegsende, im Rahmen des „Re-Education-Programms“ der Vereinigten Staaten, gründete die Jüdin und Remigrantin Jella Lepman die Internationale Jugendbibliothek in München.

Unter dem Motto „gebt uns Bücher, gebt uns Flügel“ verfolgte Jella Lepman ihre Vision, bei den Kindern anzufangen, um für Völkerverständigung und Dialog zwischen den Kulturen zu sorgen.

Die IJB wurde nach dem Amerikahaus die zweite Bibliothek in Deutschland, die über einen Freihandbestand verfügte und damit den Kindern einen offenen Zugang zu Wissen und Geschichten ermöglichte.

Mit über 675.000 Büchern ist sie bis heute zur größten Bibliothek für internationale Kinder- und Jugendliteratur weltweit herangewachsen.

Alles zum langen Leben, den Meilensteinen, Umzügen, Umbauten und Idealen der IJB erfahren die Anwesenden in einem kurzen Film. Mit viel Liebe zum Detail und zahlreichen Videobotschaften aus aller Welt feierte der Film so den 75. Geburtstag dieser großen Institution. Die Bibliothek, die liebevoll als „Bücherschloss“ bezeichnet wird, hat so über die Jahre viele Liebhaber und Freunde gewonnen.

Die Reden

Auch die prominenten Redner gehörten zu diesen Freunden und gratulierten der IJB. „Wenn man sie nicht erfunden hätte, müsste man sie erfinden“ betonte Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume in seiner Rede. Voller Lob für die starken Frauen, den „Müttern der Erfolgsgeschichte“, versicherte er die weitere finanzielle Förderung der IJB durch den Freistaat. Er sprach außerdem von der andauernden Bedeutung der IJB als „geistige Tankstelle“, an der gelesen und seit Kurzem auch geforscht wird.

(c) Internationale Jugendbibliothek / Yannick Thedens

Der Vorsitzende des Stiftungsrates verwies auf ein weiteres Ideal der Bibliothek: „Hier wird Internationalität im besten Sinne gelebt“. Und ganz im Sinne der Internationalität waren unter anderem die israelische Generalkonsulin sowie der japanische Generalkonsul bei der Feier zu Gast.

In der Rede Florian Roths, dem Stadtrat der Grünen in München, schwang die Hoffnung mit, dass hinter der Idee Jella Lepmans weiterhin eine Möglichkeit steckt, unsere Welt zu verbessern und wieder ins Lot zu bringen. Sehr viel Vertrauen setzt er in die neue Generation. Noch vor dieser steht aber auch die Verantwortung der anwesenden Erwachsenen. Sie sind diejenigen, die für den Zugang zu Büchern sorgen und in den Kindern den Willen nach Veränderung und Verständigung wecken. Die „Kinderbuchbrücke“ muss zwar von Kindern beschritten, aber auch von den Erwachsenen gestützt werden.

Die Podiumsdiskussion

Eine kurze Podiumsdiskussion zur Idee des Brückenbauens mit der deutschen Kinderbuchautorin Susan Kreller und dem belgischen Autor Bart Moeyaert bildete den letzten Akt der Veranstaltung.

(c) Internationale Jugendbibliothek / Yannick Thedens

Keller versteht sich ganz als „Brückenbauerin“ und sucht in Texten auch oft die Brücken zu sich selbst. Sie plädierte dafür, die Geschichten der Anderen am besten auch „bis Seite 93“ anzuhören und sich damit auf neue Verbindungen einzulassen. Moeyaert hingegen erachtete die Brücken von A nach B und besonders den Zwang der „Erwachsenen“, unbedingt Brücken bauen zu müssen, als etwas langweilig. Mit der Idee, eine Brücke von A nach F oder sogar G zu bauen, schien er sich wiederum anfreunden zu können.

Lesungen der Jugendlichen

Da hauptsächlich die älteren Liebhaber und Förderer der IJB sprachen, waren die inspirierten Lesungen der Jugendlichen eine begrüßenswerte Ergänzung. Sie brachten in ihren Texten, die in der Schreibwerkstatt für Junge Autorinnen und Autoren entstanden sind, eine eigene Stimme und die Seele der Institution mit in die Feier ein.

In Prosa und Gedichten, die vom Bücherschloss, von einer fiktiven Jella Lepman, einem Traumfresserchen und der versöhnenden Wirkung von Büchern handelten, wurde deutlich, wie viel die Liebe zu Büchern bewirken kann. Aus allen Texten, die alle einen Bezug zur IJB haben, trat eine Botschaft besonders deutlich heraus: „allen ist das Lesen gemein“. Aus diesem Lesen entsteht Kreativität und auch die Kraft die Welt zu verändern und Grenzen und Hindernisse zu überwinden. Denn „Vögel haben Flügel, wir Menschen haben Bücher“.

(c) Literaturportal Bayern

Bevor sich die Gäste zu Getränken und Häppchen in die Flure und mit Büchern gefüllten Räume der Burg begaben, dankte die amtierende Direktorin der IJB, Dr. Christiane Raabe, allen Kooperationspartnern, Freunden und Förderern. Nach Ende des offiziellen Teils konnten die Gäste noch die Plakate betrachten, die die Geschichte der IJB weiter illustrieren.

Auf dem Weg aus der Burg hinaus ging man auf einmal ganz verändert und viel bewusster über die kleine Brücke vor dem Schloss, zurück in die echte Welt und freute sich auf ein baldiges Wiedersehen mit dieser Institution.