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Literatur am Telefon (15): Shirley Michaela Seul und Arwed Vogel

Das Literaturtelefon-Archiv wird in der Monacensia im Hildebrandhaus aufbewahrt. Es umfasst 40 CDs, auf denen insgesamt 573 Lesungen enthalten sind. Die Monacensia und das Literaturportal Bayern präsentieren monatlich eine Auswahl dieser Lesungen. Folge 15: MitGift von Shirley Michaela Seul und Die Haut der Steine von Arwed Vogel

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© Christoph A. Hellhake

„Wenn die Leute zuerst mit sich selber reden würden, gäbe es viel weniger Geplappere auf der Welt“, erklärt die Großmutter ihrer kleinen Enkelin Laura. In ihrem Romandebüt MitGift charakterisiert Shirley Michaela Seul die liebevolle Oma als durch und durch unkonventionelle Frau, die ihr Leben radikal nach eigenen Wünschen gestaltet und interpretiert. Verwickelte Spiele, Klatsch, das „Einfädeln“ und Streuen von Gerüchten dienen ihr zur Selbstinszenierung. Spazier- und Einkaufsgänge folgen einer speziellen Choreografie. An Straßenecken bleibt sie stehen, geht drei Schritte vor, drei zurück, geht weiter, trifft jemanden und das Spiel beginnt von Neuem. Eine ihrer Maximen lautet: „Jede Neuigkeit muss stehenden Fußes weitergegeben werden, sonst wird sie sauer.“ Doch vorher müssen die Nachrichten korrigiert, das heißt in ihrem Sinn aufbereitet werden. „Die Kunst dabei ist, so zu übertreiben, dass es noch möglich sein könnte.“ 

 

 

„Die Haut ist ein Elefant“ heißt es in Arwed Vogels Romandebüt Die Haut der Steine. Das beinhaltet vielfältige Fähigkeiten: das Nichtvergessenkönnen genauso wie das Nachwachsen – so wird es Judith von einem Arzt erklärt, als sie ihre Schwester Johanna im Krankenhaus besucht. An jede Wunde, jeden Schnitt, jede Berührung erinnert sich die Haut. Dazu gehören auch alle Hände, von denen sie jemals berührt worden ist: liebkosend oder verletzend. Nun ist ein Unglück geschehen. Der Arzt spricht von Verbrennungen dritten Grades. Bruchstückhaft, unvermittelt und scheinbar zusammenhanglos redet Judith, während ihre Schwester schweigt. Den Hintergrund des Geschehens bildet der Konflikt eines skrupellosen Bauunternehmers mit den Mietern eines Altstadthauses, die er gewaltsam aus ihren Wohnungen vertreiben will. Sie leisten Widerstand auf vielfältige Weise und finden ihren eigenen Weg. 

 

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Alle Folgen des Literaturtelefons finden Sie HIER.

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