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Rosemarie Tietze erhält Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern 2024 für literarische Übersetzerinnen und Übersetzer

Kunstminister Markus Blume: „Rosemarie Tietze ist die Grande Dame der deutschsprachigen Übersetzung. Ihr ganz eigener Ton nimmt die Leserinnen und Leser sofort gefangen.“

„Das mit 7.000 Euro dotierte Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern geht in diesem Jahr an die Übersetzerin Rosemarie Tietze für ihre Erstübertragung des russischsprachigen Romans Getäuscht von Juri Felsen“, wie Kunstminister Markus Blume vor wenigen Wochen in München bekanntgab. „Rosemarie Tietze ist die Grande Dame der deutschsprachigen Übersetzung. Mit großer Versiertheit, sprachlicher Eleganz und einem reichen Erfahrungsschatz verwandelt sie fremde Sprachlandschaften in vertraute Worte. Ihr ganz eigener Ton nimmt die Leserinnen und Leser sofort gefangen. Die hohe Kunst der Übersetzung eröffnet uns ständig neue Sichtweisen auf die Welt. Selten war dies so wichtig wie in der heutigen Zeit“, so Blume. 

Die Jury würdigte Rosemarie Tietzes großes übersetzerisches Können: „Mit Getäuscht von Juri Felsen hat Rosemarie Tietze wieder einmal einen Schatz für die deutschsprachige Literaturwelt gehoben. Nach Gaito Gasdanow, der im selben Pariser Exilverlag veröffentlicht wurde, besticht Felsen als Zeitgenosse von Proust mit einer psychologisch ungemein feinnervigen Charakterisierung seiner Figuren, die von der Übersetzerin auf sensible und kreative Weise ins Deutsche gebracht wurde, genau wie die fließenden, sprudelnden, überbordenden Satzkaskaden. Rosemarie Tietze stellt erneut ihren virtuosen Umgang mit dem reichen Instrumentarium der deutschen Sprache unter Beweis. Ihre übersetzerische Souveränität zeigt sich nicht zuletzt darin, dass sie die Besonderheiten des russischen Originals erfasst, ohne ihnen im Deutschen auf den Leim zu gehen und dass sie dadurch einen eigenständigen deutschen Text erschafft.“ Die Übersetzung soll 2025 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheinen.

Rosemarie Tietze wurde 1944 in Oberkirch/Schwarzwald geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft, Slawistik und Germanistik in Köln, Wien und München. Zu Forschungszwecken hielt sie sich ein Jahr lang in Moskau auf. Seit 1972 ist sie freiberuflich tätig, zunächst in Wirtschaft und Wissenschaft, seit Ende der siebziger Jahre vor allem als Literaturübersetzerin. Mehr als zwanzig Jahre lehrte sie zudem am Münchner Sprachen- und Dolmetscherinstitut. Tietze war Initiatorin und von 1997 bis 2009 Vorsitzende des Deutschen Übersetzerfonds. Ihr übersetzerisches Werk reicht von Fjodor Michailowitsch Dostojewski, Vladimir Nabokov, Boris Pasternak, Vladimir Nabokov, Alexander Puschkin und Lew Tolstoi zu Boris Schitkow und Andrej Bitow, dem zentralen Autor ihrer Werkbiografie. Für ihre Übersetzungen wurde Tietze bereits vielfach ausgezeichnet, u.a. 2010 mit dem Paul-Celan-Preis für die Neuübersetzung von Leo Tolstois Anna Karenina, 2017 mit dem Deutschen Sprachpreis oder 2018 mit dem Stahl-Literaturpreis. 2013 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet, 2021 erhielt sie die Auszeichnung „Pro meritis scientiae et litterarum“ des Freistaats Bayern. Rosemarie Tietze lebt in München und Oberkirch.

Das Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern für literarische Übersetzerinnen und Übersetzer 

Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst vergibt seit 2009 jährlich ein Arbeitsstipendium für ein Übersetzungsvorhaben, um die bedeutende kulturelle Leistung der literarischen Übersetzerinnen und Übersetzer zu würdigen, die die Literatur anderer Sprachen für den größten, nicht polyglotten Teil der Leserschaft erst zugänglich macht. Das Arbeitsstipendium soll es einer literarischen Übersetzerin bzw. einem literarischen Übersetzer ermöglichen, sich ohne wirtschaftlich-materiellen Zwang einem Übersetzungsvorhaben zu widmen. Über die Vergabe des Stipendiums entscheidet der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst auf Vorschlag einer Jury, die die eingereichten Eigenbewerbungen prüft. Der Jury gehören derzeit an: Patricia Klobusiczky, Andrea O’Brien, Thomas Weiler.

Die Verleihung des Arbeitsstipendiums für Übersetzerinnen und Übersetzer durch Kunstminister Markus Blume wird am 10. Juli 2024 im Literaturhaus München stattfinden.