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Literatur am Telefon (14): Verena Nolte und Lukas Hammerstein

Das Literaturtelefon-Archiv wird in der Monacensia im Hildebrandhaus aufbewahrt. Es umfasst 40 CDs, auf denen insgesamt 573 Lesungen enthalten sind. Die Monacensia und das Literaturportal Bayern präsentieren monatlich eine Auswahl dieser Lesungen. Folge 14: Blick auf den Mann am Ende des Jahrhunderts von Verena Nolte und Im freien Fall von Lukas Hammerstein

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© Mila Pavan

In Verena Noltes Erzählung Blick auf den Mann am Ende des Jahrhunderts stellt die Protagonistin am Anfang die Frage: „Sind Sie schon einmal in Seebüll gewesen?“ Weil sie ein „Nein“ erwartet, erklärt sie, was diesen Ort für sie so reizvoll macht: Es ist das Haus des Malers Emil Nolde, das von einem paradiesischen Garten umgeben ist, dessen Blütenpracht für viele Gemälde Modell gestanden hat. Doch es sind nicht die Dahlien, Astern, Mohnblumen und Margeriten, denen ihr eigentliches Interesse gilt, sondern einem Bild, das niemand zu kennen scheint: „Sechs Männer“. Diese sind auf eine Art und Weise dargestellt, dass die Protagonistin einen neuen Titel für das Gemälde erfindet: „Es ist eine Last, Mann zu sein.“ Das Verhalten ihres Jugendfreundes, mit dem sie das Haus des Malers besucht, scheint ihre Erfindung zu bestätigen.

 

© privat

„Es war einmal...“ So beginnen viele Märchen und Geschichten – auch die vom „freien Fall“, die uns Lukas Hammerstein erzählt. Doch sein Protagonist ist nicht der einzige Erzähler. Er hat die Geschichte von einem anderen gehört, dem sie wiederum von einem anderen überliefert worden ist. Im Mittelpunkt steht „ein Buch, das seinen Besitzer gerade so oft wechselte wie seinen Inhalt“. Der aktuelle Besitzer will es verkaufen und bietet es einem vermeintlichen Interessenten in einem Nachtlokal an. Es sei ein Buch, auf das man sich verlassen könne. Ein Buch, in dem man sein ganzes Leben finden würde. Dabei sei es nicht umfangreich, denn „die Wahrheit macht nicht viele Worte“. Ist es Neugier oder Angst, die den Mann schließlich sein Zögern aufgeben lässt. Nachdem er das Buch gekauft hat, will er mit ihm allein sein, endlich lesen – nicht ahnend, dass es sein Ende bedeuten wird.

 

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