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18.08.2023, 08:18 Uhr
Kay Wolfinger
Gespräche Writing under Observation
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Valerie Fritsch © Martin Schwarz/Suhrkamp Verlag

„Meine Texte sind wie ein Suchbild... sodass sie [die Leser] genauer hinschauen.“ Observationsverhör mit Valerie Fritsch (1)

Zum zweiten Mal in Folge veranstaltete die LMU München zusammen mit der Schwabenakademie Irsee und Universität Augsburg 2023 das Projekt Writing under Observation – Labor literarischen Schreibens. Zu Gast war Valerie Fritsch, Autorin des Suhrkamp Verlags. Vor einem universitären Germanistik- und Ethnologie-Publikum gab sie exklusive Einblicke in ihre Textproduktion, ihre aktuellen Themen und Auskunft über ihr bisheriges Werk. Die daraus entstandenen Interviews werden im Laufe der nächsten Wochen im Literaturportal Bayern zu lesen sein.

Valerie Fritsch, 1989 in Graz geboren, wuchs in Graz und Kärnten auf. Nach ihrer Reifeprüfung 2007 absolvierte sie ein Studium an der Akademie für angewandte Photographie und arbeitet seither als Fotokünstlerin. Sie ist Mitglied des Grazer Autorenkollektivs plattform. 2015 erschien ihr Roman Winters Garten, 2020 folgte Herzklappen von Johnson & Johnson. Die Autorin lebt in Graz und Wien.

*

Ein Motiv, das Sie in Ihren Büchern immer wieder aufgreifen, ist die Idylle. In Winters Garten ist der Garten ein sehr idyllischer Ort, aber trotzdem thematisieren Sie auch negative Aspekte. Warum?

Ich glaube, das ist einfach die Logik der Welt: Es gibt keine idyllischen Orte ohne Schattenseiten. Es gibt die Welt immer nur in einem großen Graubereich, in Schwarz und Weiß gibt es sie nicht – egal, um welches Thema es geht.

Ist das auch der Grund, warum Sie in Ihren Büchern einen großen Fokus auf die Themen Tod und Vergänglichkeit legen?

Ja, ich glaube, man kommt nicht umhin. Wir alle werden vom Tod nicht verschont, ob wir wollen oder nicht, ob wir uns damit beschäftigen oder nicht. Er ist ein ständiger, schwelender Bestandteil des Lebens und er macht viel mit den Menschen, sowohl hinsichtlich der Vorbereitungen als auch der Abschiede, die zum Teil überraschen. Generell ist die Vergänglichkeit eine große Drohung für alle und leitet das Leben. Deswegen habe ich das Gefühl, man kann sie nicht ausklammern – auch wenn man eine ganz andere Geschichte erzählt. Selbst wenn ich eine Geschichte über das Kochen schreiben würde, wäre der Tod zumindest als kleine Prise Salz immer dabei.

Auch ‚kleinere‘ Motive finden sich in Ihren Texten immer wieder, beispielsweise die Vögel. Können Sie erklären, warum Sie dieses Element immer wieder aufgreifen?

Vielleicht weil die Vögel auch überall sind und ich sie liebe.

Man hört Sie bei Ihnen im Hintergrund zwitschern.

Es ist einfach ein schönes Bild. Ich mag es, und ich mag Vögel generell: Wie sie ausschauen und leben und singen. Ich entdecke sie gerne in Bäumen und wahrscheinlich lasse ich sie auch deshalb in den Büchern sein: Damit andere Leute sie entdecken können.

In zwei Romanen taucht das Motiv der betenden Hände von Albrecht Dürer auf. Gibt es einen Grund dafür?

Wo kommt es denn vor? Da müssen Sie mir auf die Sprünge helfen.

Einmal in Die VerkörperungEN und wieder in Winters Garten. Es hört sich jetzt eher nach einem Zufall an?

Regelmäßig habe ich dieses Problem: Wenn mir Journalist*innen Fragen stellen zu Büchern, die schon länger veröffentlicht sind, bin ich immer vollkommen ahnungslos, was ich darin gemacht habe, ob dieses oder jenes Motiv dort wirklich vorkommt – das hüllt sich in eine Form des Vergessens. Wenn Sie gefragt hätten, ob es doppelt vorkommt, hätte ich gesagt: Ich weiß es nicht. Aber wenn Sie sagen, dass es doppelt vorkommt, dann wird es damit zusammenhängen, dass ich dieses Bild doppelt gedacht habe, weil ich es beeindruckend finde und es in der einen oder anderen Form dann wieder auftauchen lasse.

Ihre Figuren sind oft in ‚spezielle‘ Familienkonstellationen eingebunden. Wie gestalten Sie Figuren und ihre Beziehungen untereinander?

Tatsächlich beginne ich immer mit einer Welt, die ich bewohnen lassen möchte, mit einer Art von Setting, einem dörflichen oder einem städtischen, einem Haus und wie es in diesem Haus aussieht und riecht und wie man sich darin fühlt – und dann erst kommen die Menschen. Dann entsteht in Wechselwirkung, zum Beispiel mit diesem Haus, die Geschichte der Leute: Welche Leute würden hier leben und warum? Dann kann man ein kleines Netz spinnen an komplizierten Familienkonstellationen, denn einfache Familien gibt es ohnehin nicht.

Ihre Weltentwürfe sind immer ‚zeitlos‘, ähnlich offen bleibt auch die räumliche Verortung Ihrer Geschichten. Ist diese Universalität beabsichtigt, sodass Ihre Romane immer und überall stattfinden können?

Ja, alles andere wäre mir viel zu viel Festlegung. Außerdem mag ich Ortsnamen nicht, die sind mir zu unästhetisch. Es wäre mir ein Graus, Kleinstädte zu benennen und das auch noch in der Realität zu verorten. Man ist viel freier, wenn man sich die Orte erfindet, die überall sein können oder aus mehreren Orten bestehen, dann muss man es nicht so genau nehmen mit der Wirklichkeit. Würde ich ein bestimmtes, real existierendes Dorf in Italien beschreiben, müsste ich auch nah an der Realität dranbleiben. So kann ich mischen und mixen, wie ich möchte und Bestandteile dazunehmen oder weglassen, und das ist viel freier.

Wörtliche Rede kommt in Ihren Werken nur selten und unmarkiert vor. Ist das auch eine Art der Gestaltungsfreiheit?

Ja, ich denke schon. Herzklappen von Johnson & Johnson ist ein Buch über Sprachlosigkeit, in dem ich keine direkte Rede haben wollte. Es geht um das Schweigen und die Systeme des Schweigens, die weitervererbt werden, deshalb habe ich mich bewusst gegen Figurenrede entschieden. In Winters Garten sind die Dialoge auch spärlich. Ich bin kein großer Dialogschreiber, ich rücke einem Thema lieber mit der Geschichte selbst zu Leibe.

Was stattdessen oft vorkommt, sind intertextuelle Anspielungen auf Werke der Musik, Literatur und Kunst. Welche Gestaltungsabsicht steckt hinter der Auswahl dieser Werke?

Das ist etwas Atmosphärisches: Als würde man in einer Szenerie einen Korb mit Äpfeln platzieren, um eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen. Dasselbe bewirkt die Intertextualität. Bestimmte Bücher, die im Bücherregal einer Figur des Textes stehen, haben auch immer etwas Symbolisches. Man verbindet etwas damit, es klingt ein bisschen dunkel oder ein bisschen hell. Schlussendlich würde ich sagen, dass ich fremde Werke als organische Gegenstände einsetze, als Requisiten der Atmosphäre.

Lassen Sie sich von diesen Kunstformen auch inspirieren? Hören Sie Musik, lesen Sie Bücher, betrachten Sie Kunstwerke, die Sie dann gezielt in Ihre Bücher einbauen möchten?

Es kann passieren, dass etwas einfach gut reinpasst, man es sieht und sich denkt: Das ist ein Puzzlestückchen, das noch fehlt, das nehme ich mit hinein. Ich höre auch beim Schreiben wahnsinnig viel Musik, aber die ist ganz anders als das Geschriebene; ich würde sagen, fast gegenteilig. Je tragischer ich schreibe, desto fröhlichere Musik höre ich – die verschweige ich im Buch.

Gibt es bestimmte Autor*innen, eventuell auch österreichische Kolleg*innen, mit denen Sie sich austauschen und die Sie inspirieren?

Wen ich in Österreich sehr schätze, ist Clemens Setz. Er ist Büchner-Preisträger und auch ein Freund von mir. Sein Augenmerk auf die großen Merkwürdigkeiten der Welt und seine präzise Arbeitsweise mag ich sehr, sehr gern. Vorbilder zu benennen, fällt mir schwer; ich würde stattdessen sagen, man hat literarische Liebschaften, Sachen, die man ganz besonders schätzt. Dazu zählt Swetlana Alexijewitsch, die Nobelpreisträgerin, die auch sehr viel mit Menschen gearbeitet, jahrzehntelang nur zugehört und es dann in kleinen Dosen als aufgeschriebene Geschichte publiziert hat. Herta Müller, die eine wahnsinnig schöne und poetische Sprache hat, mag und bewundere ich auch sehr.

Sie berichteten von Ihrer Reise nach Paris, wo Sie auch viele Recherche-Gespräche führten. Reisen Sie hauptsächlich wegen Ihres Berufs, um Inspirationen zu sammeln und zu recherchieren, oder sind Sie auch manchmal privat unterwegs?

Das ist schwer zu trennen. Viele Reisen unternehme ich nur, weil ich die Welt sehen möchte. Ob ich darüber schreibe, ist egal. Aber ich kann die Eindrücke einer Reise natürlich immer in meine Geschichten hineintragen, mit meiner Arbeit jede Reise erklären und sie unter Umständen sogar steuerlich absetzen. Ich könnte nicht leben, ohne ganz viel in der Welt herumzulungern, links und rechts zu schauen und mich irgendwo hinzustürzen – auch meinen Büchern würde das nichts bringen. So ist es eine schöne Symbiose: Ich kann das Reisen und das Recherchieren, das Berufliche und das Private gut kombinieren und geschickt austarieren. Hin und wieder genieße ich es auch, eine Reise zu machen und nicht darüber zu schreiben, keine Reportage, keinen Essay, nichts. Ich behalte das dann nur für mich, mache keine Fotos, möchte etwas nur für mich gesehen und gemacht haben. Das geht die Öffentlichkeit zwischendrin auch mal nichts an.

Die Inspirationen kommen dabei sicher trotzdem automatisch.

Ja, natürlich. Eine tolle Lichtstimmung, ein Bild, ganz egal – das sind Eindrücke, die man manchmal nicht vergessen kann und die man früher oder später verwertet.

Was inspiriert Sie am meisten: Orte, Kunstwerke, Gespräche? Oder gehört das für Sie alles zusammen?

Ich würde sagen, die Welt besteht aus all diesen ganz verschiedenen Teilen: Manche davon sind langweilig, andere sehr aufregend, das divergiert sehr stark.

Sie haben viele Reisen nach Afrika unternommen. Woher stammt Ihre Faszination für den afrikanischen Kontinent?

Das hat sich zufällig ergeben. Als ich 18 war, nach dem Abitur, sind alle nach Mallorca auf den Ballermann gefahren. Meine beste Freundin und ich sind stattdessen nach Äthiopien gereist, um dort in einem Kinderkrankenhaus, einem Sterbehaus zu arbeiten. Wir wollten einfach etwas anderes machen. Als ich dann dort war, war das extrem. Ich hatte 24 Stunden lang Todesangst, die von dieser ganzen Fremdheit herrührte. Äthiopien war damals in keinem sehr guten Zustand, es war gefährlich in den Slums, in der Nacht brannten Feuer überall und auf den Straßen waren viele bewaffnet. Mit 18, wenn man noch nichts gesehen hat, ist das sehr erschreckend. Nach 24 Stunden war die Todesangst vorbei und ist nie wieder gekommen, sondern einer großen Faszination gewichen für die afrikanischen Länder, deren Landschaften und Menschen: Dort sein zu können und etwas zu erleben, was so fern und fremd ist, dass ich es bisher bloß aus Naturdokumentationen im Fernsehen gekannt hatte; dass man tatsächlich in ein Flugzeug steigen und in ein Land reisen kann, das so weit weg ist und über das alle sagen, es sei so gefährlich und man könne und solle es nicht bereisen. Damals wurde mir klar, dass das Blödsinn ist. Man kann natürlich dorthin reisen, und seitdem mache ich es auch regelmäßig.

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Abschließend haben wir einige persönlichere Fragen vorbereitet – es steht Ihnen natürlich frei, darauf zu antworten.

Keine Scheu!

Wie ist Ihre Beziehung zur Germanistik und was versprechen Sie sich von der Kooperation mit Geisteswissenschaftler*innen? Oft nehmen Autor*innen eine eher distanzierte Haltung gegenüber der Germanistik beziehungsweise Literaturwissenschaft ein.

Das stimmt. Ich kenne mich nicht gut aus mit der Germanistik und der Literaturwissenschaft, ich bin nur hin und wieder ihr Gegenstand. Ich bin neugierig, und normalerweise mache ich solche Sachen nicht mit, aber Frau Heudecker war sehr freundlich, herzlich und überzeugend, sodass sie mich überredet hat. Ich habe mich „Ja“ sagen gehört und dachte: Das ist spannend, das schaue ich mir einmal an!

In jeder Kunst steckt immer auch ein Teil der Menschen, die sie erschaffen. Inwieweit sind Ihre Bücher autobiografisch? Sind Sie selbst darin zu entdecken wie die Vögel?

Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass Bücher immer autobiografisch sind. Jemand entscheidet sich dazu, über etwas zu schreiben, auch wenn es nicht die eigene Geschichte ist. Sich mit einem Thema so intensiv zu befassen, diese Auseinandersetzung aufzuschreiben und sie als Buch in die Öffentlichkeit zu stellen, ist etwas sehr Intimes. Was ich schreibe, muss mir nicht passiert sein, aber mein Text gibt wieder, wie ich die Dinge sehe und sie verdaue.

Wie war es für Sie, gemeinsam mit Ihrer Mutter den Gedichtband kinder der unschärferelation zu veröffentlichen?

Das ist eine schwierige Geschichte. Meine Mutter hat immer gerne Gedichte geschrieben; ich bin damit aufgewachsen, dass sie Lyrik produziert. Sie hat aber nie veröffentlicht, beziehungsweise erst sehr spät – tatsächlich das erste Mal, als wir den gemeinsamen Band gemacht haben. Das war in einer Zeit, in der meine Mutter schwer erkrankt ist. Sie hatte einen Gehirntumor und man wusste lange nicht, ob sie überleben würde. Ich habe mir gewünscht, dass meine Mutter noch veröffentlicht wird und ihr eigenes Buch in den Händen halten kann – vielleicht täte ihr das gut in der Heilungsphase, von der man noch nicht einschätzen konnte, wie sie ausfallen würde. In kurzer Zeit habe ich die Sachen von ihr gesammelt und selbst in drei Tagen alles dazugeschrieben, um ein Buch aus dem Boden zu stampfen. Das war ein sehr intimes Projekt, weil es nicht nur unter dem Dach der Literatur, sondern auch unter dem des persönlichen Lebens und dieser Geschichte gestanden hat.

Würden Sie sagen, dass Sie diese Zeit und die Krankheit Ihrer Mutter auf diese Weise lyrisch verarbeitet haben?

Nein, das nicht. Das war etwas sehr Pragmatisches. Ich bin damals wieder bei meinen Eltern eingezogen und habe mich um meine Mutter gekümmert. Von dem Gedichtband erhoffte ich mir, dass es ihr guttäte und sie sich freuen würde, wenn wir das gemeinsam machen und am Ende unser Werk in den Händen halten – egal wie es ausgeht. Ich habe nicht an den schlechten Ausgang dieser Geschichte gedacht, das wollte ich nicht. Ich habe mich einfach gefragt, was ich noch machen könnte, und das kam dabei heraus.

Was möchten Sie mit Ihren Büchern erreichen? Welche Botschaft möchten Sie Ihren Leser*innen vermitteln?

Keine Botschaft, keine Werte, die Kunst und Literatur für mich persönlich haben, möchte ich meinen Leser*innen vermitteln, und niemanden möchte ich erziehen. Das Schönste ist, wenn man jemanden ein bisschen unterhalten, verzaubern, verstören, trösten kann, wenn so etwas einfach passiert, ohne dass man es krampfhaft versucht hat. Meine Texte sind wie ein Suchbild: Jede Leserin und jeder Leser nimmt sich heraus, was sie darin finden, worin sie sich vielleicht wiedererkennen oder was ihnen völlig fremd ist, sodass sie genauer hinschauen. Ich habe keinen Begehr, was passiert, aber es ist schön, wenn etwas passiert.

Inwieweit lassen Sie sich von Rezensionen und Kritik zu Ihren Werken beeinflussen?

Ich glaube, man kann nur schreiben, was man schreiben kann. Kritik ist sicher oft berechtigt und man kann sich ihr nie ganz entziehen. Wenn ein Buch veröffentlicht wird, ist ohnehin wahnsinniges Highlife angesagt und es tut niemandem gut, wenn man dann in allen Zeitungen ist und sich ständig irgendwo selbst entgegenlacht, versehen mit verschiedensten Werturteilen. Davon muss man sich, so gut es irgendwie geht, distanzieren, denn das ist ein Eingriff in die Intimsphäre und in den eigenen Kopf. Wenn etwas Schwächen hat und kritikwürdig ist, wenn nicht alles gut gelungen ist oder etwas vielleicht nicht funktioniert, weiß man das eigentlich selbst aufgrund der Arbeit mit dem Lektorat und des eigenen Qualitätsempfindens; man muss nicht in der Zeitung davon lesen. Das kann immer passieren, man kann auch ein schlechtes Buch schreiben, obwohl man sonst sehr gut schreibt. Es gibt keine Garantie, dass alles funktioniert, aber dann muss man sich ans nächste Projekt setzen. Ich denke, sich stark von außen beeinflussen zu lassen, wäre kontraproduktiv.

Ihr neues Buch soll noch dieses Jahr fertiggestellt und nächstes Jahr veröffentlicht werden. Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an die nächsten Monate denken: das Fertigstellen oder das Veröffentlichen?

Das Fertigstellen! Den letzten Punkt zu setzen und dann erst einmal nicht zu arbeiten. Es einfach sein zu lassen, drei Wochen lang nicht zu arbeiten, zu lesen, zu machen, was man möchte, und wieder eine andere Form von Freiheit zu haben – darauf freue ich mich am allermeisten. Wenn man das auch geschafft hat und diesen Berg hinaufgekommen ist und sich dann auch sagen kann: Halligalli, jetzt mal was ganz anderes.

Haben Sie Tipps für aufstrebende Autor*innen?

Ich bin eine schlechte Tippgeberin. Ich glaube, man muss einfach schreiben und auch sehr streng mit sich sein, ob das, was man da geschrieben hat, wirklich gut ist, ob es für die Geschichte, die man erzählen möchte, tatsächlich einen Wert hat. Das Wichtigste beim Schreiben ist vielleicht das Reduzieren: Man muss lernen, ganz pragmatisch auf Geschriebenes zu verzichten, sodass am Ende nur noch übrigbleibt, was wirklich gut und wirklich wichtig ist. Wenn man eine Karriere in dem Bereich anstrebt, ist es sicher sinnvoll, das fertige Werk erst einmal in einem kleinen Rahmen zu veröffentlichen, sich dabei gut zu vernetzen und Stück für Stück hinaufzuarbeiten, von Literaturzeitschriften über Preise und Stipendien bis hin zu einem Verlag, wenn man das möchte.

 

Das Observationsverhör wurde am 4. Mai 2023 geführt.

Das Gespräch führten Vivien Bergjann, Manuela Floßmann, Viola Krahl, Alisa Neumann, Lillemor Pauli, Jana Schulz und Max Sternberg.

Das zweite Observationsverhör lesen Sie am 25. August hier im Journal unter Writing under Observation.

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