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19.08.2022, 13:50 Uhr
Redaktion
Spektakula
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Olympia 72 in Bildern, Ausstellungsplakat © BSB/Bildarchiv

„Olympia 1972“ in der Bayerischen Staatsbibliothek

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Hostessen mit Waldi vor Olympiaturm, 1972 | © BSB/Bildarchiv/Georg Fruhstorfer

Die Olympischen Spiele von 1972 prägen München bis heute. Zum 50. Jubiläum widmet die Bayerische Staatsbibliothek diesem Ereignis eine große Jahresausstellung, die noch bis 4. September 2022 (So–Fr 10–18 Uhr) besucht werden kann. Johanna Mayer war vor Ort und hat sie sich für uns angesehen.

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„Schneller, höher, weiter“. Kaum eine andere Phrase hat sich so in die Sportgeschichte und Mentalität der Menschen eingeschrieben wie diese drei kurzen Wörter. Kein Wunder also, dass diese in direkter Verbindung mit dem Fest des Sports schlechthin stehen: „Citius, altius, fortius“ (auf Deutsch „Schneller, höher, stärker“) ist seit jeher das Motto der Olympischen Spiele. Ein Event, bei dem es nicht nur sportlich um Spitzenergebnisse geht, sondern das auch enorme kulturelle, politische und soziale Veränderungen mit sich bringt.

Wie die Olympischen Spiele 1972 die Stadt München und ihr Umland geprägt und gewandelt haben und von welchen Auswirkungen die Spiele von damals bis heute immer noch zeugen, das zeigt auf zahlreichen imposanten Fotos die Sonderausstellung „Olympia 1972 in Bildern“ in der Bayerischen Staatsbibliothek.

Die von Dr. Cornelia Jahn und Katharina Wohlfart von der Abteilung Karten und Bilder kuratierte Ausstellung visualisiert auf fast 140 Fotos aus verschiedenen Fotoarchiven der Staatsbibliothek und auf weiteren Originalstücken Münchens Entwicklung vom Millionendorf bis zur großen Olympia-Metropole. Die Ausstellung ist in fünf Themen – „Stadtentwicklung“, „Von Oberwiesenfeld zum Olympiagelände“, „Design, Kultur und Medien“, „Das Attentat“ und „Nachleben“ – untergliedert, wobei stets darauf geachtet wird, die Balance zwischen den positiven und negativen Seiten der Olympischen Spiele '72 zu halten.

„Betreten erlaubt!“ im Olympiapark, Juli 1972. Mit der Landschaftsgestaltung der Grünflächen auf dem Olympiagelände wurde der Kölner Landschaftsarchitekt Günther Grzimek beauftragt. Die Vielfalt an Wegen im Park sollte den Besucher dazu einladen, frei zu entscheiden, welchen Weg er wählen möchte. © BSB/Bildarchiv/Karsten de Riese

Denn während in der ersten Hälfte der Ausstellung vor allem der Bau der U-Bahnen (inkl. Modeschau in den U-Bahnschächten!), die Planung und Bebauung des Olympiageländes sowie die mit allen Mitteln entworfene Vision eines freien, demokratischen, friedliebenden Deutschlands in einer leichten, gelösten Olympia-Atmosphäre im Mittelpunkt steht, macht im direkten Anschluss daran der zweite Teil der Ausstellung mehr als betroffen.

Das so sorgfältig inszenierte Bild der Olympiade, die in jedem Punkt das Gegenteil zu den olympischen Spielen unter den Nationalsozialisten 1936 in Berlin darstellen sollte, zerplatzt mit einem Knall am 5. September 1972: Neun Palästinenser stürmen das Olympische Dorf, bringen elf Israelis in ihre Gewalt und versuchen so die Regierung zu erpressen. Wie aussichtslos die Situation war und welche (aus heutiger Sicht) fatalen Fehler begangen wurden, stellt die Ausstellung eindrücklich dar, ebenso das tragische Ende des Attentats: Am Abend des 5. September 1972 sind 17 Menschen tot, darunter alle israelischen Geiseln. „The show must go on“, wird IOC-Präsident Avery Brundage einen Tag später sagen. Und löst mit dem Weiterführen der Spiele eine Debatte aus, die bis heute andauert.

Ehefrau und Töchter des getöteten Israeli Josef Gutfreund, Januar 1973. Die Hinterbliebenen der ermordeten Israelis setzten sich in den folgenden Jahren für eine Aufklärung des Attentats, eine angemessene Entschädigung und eine würdige Form des Erinnerns ein. © BSB/STERN-Fotoarchiv/Fred Ihrt

Die Ausstellung endet, wie sie beginnt: zweigeteilt. Auf der einen Seite stehen die positiven Auswirkungen, die Olympia nach München brachte, sowohl für die Infrastruktur als auch für das Image der Stadt. Auf der anderen Seite stehen das Attentat und die Hinterbliebenen der Opfer, die bis heute um Aufklärung und Entschädigung kämpfen. Erst 2017 wurde den Opfern des Attentats ein würdiges Denkmal im Olympiapark gesetzt. Und erst 2017 – 45 Jahre nach den Geschehnissen – sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier etwas aus, was kein deutscher Regierungschef vor ihm vermochte: „Das hätte niemals passieren dürfen [...], und wir schulden es zuallererst Ihnen, verehrte Angehörige.“

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Begleitend zur Ausstellung vor Ort präsentiert die Bayerische Staatsbibliothek auch eine virtuelle Ausstellung mit ausgewählten Exponaten. 

Zur Ausstellung erscheint im Volk Verlag ein reich bebilderter Begleitband zum Preis von 24,90 € (in der Ausstellung).