Kultur trotz Corona: „Wintersilben“. Von Sarah Kiyanrad
Sarah Kiyanrad arbeitet in München als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Iranistik. Außerdem schreibt sie Gedichte und übersetzt aus dem Farsi. Zuletzt erschien ihr Gedichtband Jahre nach dir (2020).
Mit den folgenden unveröffentlichten Haikus beteiligt sich Sarah Kiyanrad an der Fortsetzung von „Kultur trotz Corona“, einem Projekt des Literaturportals Bayern zur Unterstützung bayerischer Literaturschaffender. Alle bisherigen Beiträge der Reihe finden Sie HIER.
*
Wintersilben
Weißes Erstillen
Reben verneigen sich tief
Doch er fällt nur fällt
*
Grauriger Sonntag
Es riecht nach frühdunkler Zeit
Kragen hochgestellt
*
Scherenschnitt durchdringt
Die Sonne vom Schattenbaum
Rieselt Frost hinab
*
Kaltblauer Himmel
An deinen Schuhen kratzt Eis
Kein Wasser in Sicht
*
Flaum fröstelt am Zweig
Der Flügel · nur ein Windstoß
Ein Blick verhaftet
*
Im Wehen filtert
Das Schilf die schönsten Stunden
Für den blassen Tag
*
Wolken blühen auf
Schwarzbraunem Feldgrund prächtig
Die Baumwollblüten
*
Mit kühlem Schnabel
Fressen die Vögel sich ins
Bucharapapier
*
Eben noch Schauer
Jetzt fällt uns die Scheibe zu
Wie hell wir leuchten
*
Winterwellenblau
Von der Sonne ausradiert ·
Schneequallen · Strahlen
*
Spät am Nachmittag
Erinnert der Mond daran ·
Um uns scheint Schwärze
*
Grau drückt Dunkelheit
Auf den frischen Tag · kühler
Tropfen auf der Hand
*
Die Blätter folgen
Unseren Schritten im Wind
Knirschende Äste
*
Milchige Wege
Fließen durch das Unterholz
Tannenduft · Atmen
*
Von den prächtigen
Kronen bleibt fahles Haar nur
Motoren surren
*
Wie Halme ragen
Mager · Stämme in die Luft
Von Nebel umarmt
*
Mülltütentango
Um acht auf Ackerparkett
Das Publikum schläft
*
Am Berg treffen sich
Suchende nach der Stille
Großer Geschichten
*
Einsames Fahrrad
In der Winterschläferzeit ·
Warten auf April
*
Die Äste klopfen
An geschlossene Fenster ·
Der Winter war lang
Kultur trotz Corona: „Wintersilben“. Von Sarah Kiyanrad>
Sarah Kiyanrad arbeitet in München als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Iranistik. Außerdem schreibt sie Gedichte und übersetzt aus dem Farsi. Zuletzt erschien ihr Gedichtband Jahre nach dir (2020).
Mit den folgenden unveröffentlichten Haikus beteiligt sich Sarah Kiyanrad an der Fortsetzung von „Kultur trotz Corona“, einem Projekt des Literaturportals Bayern zur Unterstützung bayerischer Literaturschaffender. Alle bisherigen Beiträge der Reihe finden Sie HIER.
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Wintersilben
Weißes Erstillen
Reben verneigen sich tief
Doch er fällt nur fällt
*
Grauriger Sonntag
Es riecht nach frühdunkler Zeit
Kragen hochgestellt
*
Scherenschnitt durchdringt
Die Sonne vom Schattenbaum
Rieselt Frost hinab
*
Kaltblauer Himmel
An deinen Schuhen kratzt Eis
Kein Wasser in Sicht
*
Flaum fröstelt am Zweig
Der Flügel · nur ein Windstoß
Ein Blick verhaftet
*
Im Wehen filtert
Das Schilf die schönsten Stunden
Für den blassen Tag
*
Wolken blühen auf
Schwarzbraunem Feldgrund prächtig
Die Baumwollblüten
*
Mit kühlem Schnabel
Fressen die Vögel sich ins
Bucharapapier
*
Eben noch Schauer
Jetzt fällt uns die Scheibe zu
Wie hell wir leuchten
*
Winterwellenblau
Von der Sonne ausradiert ·
Schneequallen · Strahlen
*
Spät am Nachmittag
Erinnert der Mond daran ·
Um uns scheint Schwärze
*
Grau drückt Dunkelheit
Auf den frischen Tag · kühler
Tropfen auf der Hand
*
Die Blätter folgen
Unseren Schritten im Wind
Knirschende Äste
*
Milchige Wege
Fließen durch das Unterholz
Tannenduft · Atmen
*
Von den prächtigen
Kronen bleibt fahles Haar nur
Motoren surren
*
Wie Halme ragen
Mager · Stämme in die Luft
Von Nebel umarmt
*
Mülltütentango
Um acht auf Ackerparkett
Das Publikum schläft
*
Am Berg treffen sich
Suchende nach der Stille
Großer Geschichten
*
Einsames Fahrrad
In der Winterschläferzeit ·
Warten auf April
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Die Äste klopfen
An geschlossene Fenster ·
Der Winter war lang