Stipendien für Literatur der Landeshauptstadt München vergeben
Die Landeshauptstadt München zeichnet (Nachwuchs-) Autor*innen für vielversprechende literarische Projekte aus. Die diesjährigen Literaturstipendien erhalten: Daniel Bayerstorfer für sein Lyrikprojekt Neulich starb Antigone, Christian Hödl für sein Romanprojekt Wie man barfuß auf Kies stolziert, Jan Hoffmann für sein Romanprojekt Monte Serpente und Fabienne Imlinger für ihr Romanprojekt Alles über meine Eltern. Das Stipendium für Übersetzungsprojekte erhält Maximilian Murmann für seine Übersetzung von Eeva-Liisa Manners: Das Mädchen auf der Himmelsbrücke. Die beiden Stipendien im Bereich Kinder- und Jugendbuch gehen an Benita Berge für ihr Kinderbuchprojekt Emma und die verrückte Weihnachtsnacht und an Yasmin Shakarami für ihr Jugendbuchprojekt Die Perfekten. Die alle zwei Jahre vergebenen sieben Stipendien sind mit jeweils 6.000 Euro dotiert. Zusätzlich wird der Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis für Autor*innen unter 30 Jahren in Höhe von 3.000 Euro in diesem Jahr an Louise Kenn für ihr Projekt Wir bauen Gehege und wundern uns dann vergeben. Dies beschloss gestern der als Feriensenat tagende Verwaltungs- und Personalausschuss, jeweils auf Empfehlung einer Jury.
Aus den Jury-Begründungen:
Daniel Bayerstorfer: „Neulich starb Antigone“
[...] Daniel Bayerstorfers Gedichte sind wunderschön und liebevoll gearbeitete Werke voller Codes, Anspielungen und Querverweise, opulente Wimmelbilder voller Figuren und Mythen und Erzählfetzen, in denen vieles sich mit vielem berührt [...] Die trunkenen, lustigen, klugen Spiele dieses Dichters sind genau das, was unsere immer auf Effizienz und Logik abgerichtete Gegenwart benötigt – ‚bis wir alle gluckernd verschwinden, im Gully aller Gullys‘, wie es bei Bayerstorfer so schön heißt.
Christian Hödl: „Wie man barfuß auf Kies stolziert“
In dem augenzwinkernden Titel klingt die besondere Tonalität von Christian Hödls Schreibprojekt bereits an, ein schillerndes Ineinander von Burleske und Melancholie, von Schmerz und Leichtigkeit. [...] Mitte der 80er vermischen sich in München extravagante Libertinage und rigide Restriktion zu einem gesellschaftlichen Pulsieren, dem Christian Hödls Roman ein wichtiges wie wunderbar leichtfüßiges Denkmal setzt. [...] Ein tragikomisches, sprachlich erstaunlich reifes Debüt – und nicht zuletzt eine Höhen und Tiefen durchdringende Liebeserklärung an die Stadt.
Jan Hoffmann: „Monte Serpente“
Die Schlangenfarm auf dem schweizerischen Monte Serpente in Jan Hoffmanns brillantem Romanprojekt möchte sich den Leser*innen und Protagonisten als paradiesischer, ja beinahe utopischer Zufluchtsort präsentieren, entpuppt sich jedoch schnell als gefährdetes Idyll und als opaker Treff für Aussteiger, Spinner und Geschäftemacher. [...] Mit popliterarischen Anleihen, voller literaturhistorischer Verweise und doch vollkommen eigenständig gelingt es Jan Hoffmann, unter der schönen Oberfläche die zwischenmenschlichen Gereiztheiten und Untiefen abzubilden und dabei auch noch eine spannende Geschichte zu erzählen.
Fabienne Imlinger: „Alles über meine Eltern“
‚Alles über meine Eltern‘ ist, wie Fabienne Imlinger im Exposé schreibt, ein Roman über die Abwesenheit der Familie. Es ist auch ein Roman über den Versuch zu trauern. [...]
Der Leser taucht fasziniert in das Leben der Ich-Erzählerin und ihre Beobachtungen ein: [...] immer sitzt jedes Wort, stimmt jedes Detail, ist jeder Wortwechsel Ausdruck der komplizierten Gemengelage in Maudes Leben. [...] Als komplexe Figuren und potentielle Charaktere aller möglichen und unmöglichen Geschichten wirken sie noch lange nach und wecken Neugier auf mehr.
Benita Berge: „Emma und die verrückte Weihnachtsnacht“ (Kinderbuchprojekt)
Die Halbwaise Emma von Rummschüttel wächst mit ihrem Vater und ihrer Tante auf, die extrem reich, aber geizig sind. Zusammen mit ihrem einzigen Freund und Leidensgenossen, dem klugen Papagei Happy, will sie nur einmal ein schönes Weihnachtsfest feiern. Doch dies geht schief. [...]. Der Autorin gelingt es überzeugend, mit lebhaften Beschreibungen und witzigen, erfindungsreichen Ideen, den krankhaften Geiz der Familie Rummschüttel zuzuspitzen. [...] Die Geschichte zieht in ihren Bann und verspricht eine Achterbahnfahrt aus Spaß, Spannung, Verzweiflung und Freude zu werden.
Yasmin Shakarami: „Die Perfekten“ (Jugendbuchprojekt)
Im Mittelpunkt von ‚Die Perfekten‘ stehen elf Jugendliche: Träger einer besonderen Blutgruppe, die sie nicht nur immun gegen Krankheiten macht, sondern auch erstaunliche Fähigkeiten aktiviert. [...] ‚Die Perfekten‘ ist eine gelungene Mischung aus Science Fiction, Wissenschaftskrimi und Liebesgeschichte, dessen zeitgemäßes Setting neugierig macht. Die Auseinandersetzung mit ethischen Fragestellungen, die Kombination aus wissenschaftlichen Spekulationen und aktuellen Referenzen überzeugt vor allem durch die treffsichere Sprache [...].
Maximilian Murmann: „Eeva-Liisa Manner: Das Mädchen auf der Himmelsbrücke“ (Übersetzungsprojekt)
Maximilian Murmann hat sich mit einem äußerst übersetzungswürdigen Text beworben: dem Roman ‚Das Mädchen auf der Himmelsbrück‘ von Eeva-Liisa Manner, einer der wichtigsten finnischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Der Roman erschien erstmals 1951 und erzählt die Geschichte des achtjährigen Mädchens Leena, das Ende der 1920er Jahre bei seiner Großmutter in Wyborg aufwächst. [...] Die Übertragung des Textes ist [...] als äußerst anspruchsvoll einzuschätzen. [...]
Louise Kenn: „Wir bauen Gehege und wundern uns dann“ (Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis)
Entwaffnend ehrlich heißt es an einer Stelle: ‚Dafür, dass ich Natur mochte, kannte ich mich wirklich schlecht aus.‘ [...] Wir stehen einer Ich-Erzählerin gegenüber, die aus ihrer Überforderung mit der Suche nach und der Beschreibung von Natur keinen Hehl macht. [...] In einer Gesellschaft, in einer Zeit, in der Natur ein politisches Thema ist, ist auch das Schreiben darüber politisch – hier: indem es die eigene Haltung und die der Gesellschaft gegenüber Natur hinterfragt [...].
Ausführliche Jurybegründungen und Informationen zum Preis und den Jurys unter www.muenchen.de/literatur.
Die Preisverleihung mit öffentlicher Lesung der Stipendiat*innen findet voraussichtlich am Freitag, 29. Oktober, im Literaturhaus München statt.
Stipendien für Literatur der Landeshauptstadt München vergeben>
Die Landeshauptstadt München zeichnet (Nachwuchs-) Autor*innen für vielversprechende literarische Projekte aus. Die diesjährigen Literaturstipendien erhalten: Daniel Bayerstorfer für sein Lyrikprojekt Neulich starb Antigone, Christian Hödl für sein Romanprojekt Wie man barfuß auf Kies stolziert, Jan Hoffmann für sein Romanprojekt Monte Serpente und Fabienne Imlinger für ihr Romanprojekt Alles über meine Eltern. Das Stipendium für Übersetzungsprojekte erhält Maximilian Murmann für seine Übersetzung von Eeva-Liisa Manners: Das Mädchen auf der Himmelsbrücke. Die beiden Stipendien im Bereich Kinder- und Jugendbuch gehen an Benita Berge für ihr Kinderbuchprojekt Emma und die verrückte Weihnachtsnacht und an Yasmin Shakarami für ihr Jugendbuchprojekt Die Perfekten. Die alle zwei Jahre vergebenen sieben Stipendien sind mit jeweils 6.000 Euro dotiert. Zusätzlich wird der Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis für Autor*innen unter 30 Jahren in Höhe von 3.000 Euro in diesem Jahr an Louise Kenn für ihr Projekt Wir bauen Gehege und wundern uns dann vergeben. Dies beschloss gestern der als Feriensenat tagende Verwaltungs- und Personalausschuss, jeweils auf Empfehlung einer Jury.
Aus den Jury-Begründungen:
Daniel Bayerstorfer: „Neulich starb Antigone“
[...] Daniel Bayerstorfers Gedichte sind wunderschön und liebevoll gearbeitete Werke voller Codes, Anspielungen und Querverweise, opulente Wimmelbilder voller Figuren und Mythen und Erzählfetzen, in denen vieles sich mit vielem berührt [...] Die trunkenen, lustigen, klugen Spiele dieses Dichters sind genau das, was unsere immer auf Effizienz und Logik abgerichtete Gegenwart benötigt – ‚bis wir alle gluckernd verschwinden, im Gully aller Gullys‘, wie es bei Bayerstorfer so schön heißt.
Christian Hödl: „Wie man barfuß auf Kies stolziert“
In dem augenzwinkernden Titel klingt die besondere Tonalität von Christian Hödls Schreibprojekt bereits an, ein schillerndes Ineinander von Burleske und Melancholie, von Schmerz und Leichtigkeit. [...] Mitte der 80er vermischen sich in München extravagante Libertinage und rigide Restriktion zu einem gesellschaftlichen Pulsieren, dem Christian Hödls Roman ein wichtiges wie wunderbar leichtfüßiges Denkmal setzt. [...] Ein tragikomisches, sprachlich erstaunlich reifes Debüt – und nicht zuletzt eine Höhen und Tiefen durchdringende Liebeserklärung an die Stadt.
Jan Hoffmann: „Monte Serpente“
Die Schlangenfarm auf dem schweizerischen Monte Serpente in Jan Hoffmanns brillantem Romanprojekt möchte sich den Leser*innen und Protagonisten als paradiesischer, ja beinahe utopischer Zufluchtsort präsentieren, entpuppt sich jedoch schnell als gefährdetes Idyll und als opaker Treff für Aussteiger, Spinner und Geschäftemacher. [...] Mit popliterarischen Anleihen, voller literaturhistorischer Verweise und doch vollkommen eigenständig gelingt es Jan Hoffmann, unter der schönen Oberfläche die zwischenmenschlichen Gereiztheiten und Untiefen abzubilden und dabei auch noch eine spannende Geschichte zu erzählen.
Fabienne Imlinger: „Alles über meine Eltern“
‚Alles über meine Eltern‘ ist, wie Fabienne Imlinger im Exposé schreibt, ein Roman über die Abwesenheit der Familie. Es ist auch ein Roman über den Versuch zu trauern. [...]
Der Leser taucht fasziniert in das Leben der Ich-Erzählerin und ihre Beobachtungen ein: [...] immer sitzt jedes Wort, stimmt jedes Detail, ist jeder Wortwechsel Ausdruck der komplizierten Gemengelage in Maudes Leben. [...] Als komplexe Figuren und potentielle Charaktere aller möglichen und unmöglichen Geschichten wirken sie noch lange nach und wecken Neugier auf mehr.
Benita Berge: „Emma und die verrückte Weihnachtsnacht“ (Kinderbuchprojekt)
Die Halbwaise Emma von Rummschüttel wächst mit ihrem Vater und ihrer Tante auf, die extrem reich, aber geizig sind. Zusammen mit ihrem einzigen Freund und Leidensgenossen, dem klugen Papagei Happy, will sie nur einmal ein schönes Weihnachtsfest feiern. Doch dies geht schief. [...]. Der Autorin gelingt es überzeugend, mit lebhaften Beschreibungen und witzigen, erfindungsreichen Ideen, den krankhaften Geiz der Familie Rummschüttel zuzuspitzen. [...] Die Geschichte zieht in ihren Bann und verspricht eine Achterbahnfahrt aus Spaß, Spannung, Verzweiflung und Freude zu werden.
Yasmin Shakarami: „Die Perfekten“ (Jugendbuchprojekt)
Im Mittelpunkt von ‚Die Perfekten‘ stehen elf Jugendliche: Träger einer besonderen Blutgruppe, die sie nicht nur immun gegen Krankheiten macht, sondern auch erstaunliche Fähigkeiten aktiviert. [...] ‚Die Perfekten‘ ist eine gelungene Mischung aus Science Fiction, Wissenschaftskrimi und Liebesgeschichte, dessen zeitgemäßes Setting neugierig macht. Die Auseinandersetzung mit ethischen Fragestellungen, die Kombination aus wissenschaftlichen Spekulationen und aktuellen Referenzen überzeugt vor allem durch die treffsichere Sprache [...].
Maximilian Murmann: „Eeva-Liisa Manner: Das Mädchen auf der Himmelsbrücke“ (Übersetzungsprojekt)
Maximilian Murmann hat sich mit einem äußerst übersetzungswürdigen Text beworben: dem Roman ‚Das Mädchen auf der Himmelsbrück‘ von Eeva-Liisa Manner, einer der wichtigsten finnischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Der Roman erschien erstmals 1951 und erzählt die Geschichte des achtjährigen Mädchens Leena, das Ende der 1920er Jahre bei seiner Großmutter in Wyborg aufwächst. [...] Die Übertragung des Textes ist [...] als äußerst anspruchsvoll einzuschätzen. [...]
Louise Kenn: „Wir bauen Gehege und wundern uns dann“ (Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis)
Entwaffnend ehrlich heißt es an einer Stelle: ‚Dafür, dass ich Natur mochte, kannte ich mich wirklich schlecht aus.‘ [...] Wir stehen einer Ich-Erzählerin gegenüber, die aus ihrer Überforderung mit der Suche nach und der Beschreibung von Natur keinen Hehl macht. [...] In einer Gesellschaft, in einer Zeit, in der Natur ein politisches Thema ist, ist auch das Schreiben darüber politisch – hier: indem es die eigene Haltung und die der Gesellschaft gegenüber Natur hinterfragt [...].
Ausführliche Jurybegründungen und Informationen zum Preis und den Jurys unter www.muenchen.de/literatur.
Die Preisverleihung mit öffentlicher Lesung der Stipendiat*innen findet voraussichtlich am Freitag, 29. Oktober, im Literaturhaus München statt.