Info

Agnes Relle erhält den Übersetzungspreis der Stadt München

Der diesjährige Übersetzungspreis der Stadt München wird an Agnes Relle für ihre herausragende Bedeutung für die Übertragung und Vermittlung ungarischer literarischer Werke im deutschsprachigen Raum vergeben. Dies beschloss der Kulturausschuss des Stadtrats auf Empfehlung einer Jury in seiner Sitzung am 15. April. Der Übersetzungspreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre vergeben.

Die Begründung der Jury (Auszug)
„Agnes Relle stammt aus einer ungarischen Familie, die 1956 nach Deutschland floh, dort wurde sie 1959 geboren. (…) Nach der Wende wurde sie zu einer der zentralen Vermittlerinnen ungarischer Literatur in Deutschland. (...) ,Bestiarium Hungariae´ erschien 1999 anlässlich des Gastlandauftrittes Ungarns auf der Frankfurter Buchmesse; 17 Jahre später folgte ,Von der unendlichen Ironie des Seins´ Ungarische Ungereimtheiten“. Im Vorwort zu dieser herausragenden Anthologie ungarischer Gegenwartsliteratur zeichnet sie 2016 ein differenziertes Bild von der politischen Situation im Ungarn Viktor Orbáns, den großen Unterschieden zwischen Stadt und Land und der longue durée des Grabens zwischen Nationalisten und Liberalen, der auch ein Graben zwischen West- und Osteuropa ist. Nicht zuletzt zeigt sie, dass wir auf diese klugen und hellsichtigen Intellektuellen und Autor*innen aus Ungarn nicht verzichten können, um Europa heute zu verstehen.
(…) Etwas von dem Schweben des Ungarischen bringt sie auch in die deutsche Sprache hinüber – die mal einfachen, mal gestaffelten, sich zunehmend verdichtenden, sodann klangvoll ausschwingenden Satzgebilde in Imre Kertész‘ Roman ,Fiasko´ sind dafür ein Beispiel. Geradezu akrobatische sprachliche und intellektuelle Gelenkigkeit beweist sie mit ihrer Übersetzung des hochreflektierten, die Unerzählbarkeit des Holocaust umkreisenden Romans ,Die schattige Hauptstraße´ von László Márton, während sie in den absichtsvoll unartistischen, am Mündlichen orientierten Erzählungen und Prosaskizzen von Zsuzsa Selyem und Noémi Kiss zu einem nüchternen, spöttischen, manchmal fast aggressiven Ton findet. Bei den Novellen und Romanen von László Darvasi, Gergely Péterfy und Attila Bartis kam ihr der untrügliche Sinn für die Bildkraft und die rhythmische Prägnanz dieser ausgefeilten, dunklen Prosa zugute.(...)“