Der Schriftsteller Hermann Lenz und München
Gut, dass es Menschen wie Beate Grentzenberg und Thomas Rauch gibt. Sie halten das Andenken an den Autor Hermann Lenz lebendig. Das Haus des 1998 verstorbenen Schriftstellers liegt in der Mannheimer Str., München-Schwabing, einer nur ca. 200 m langen Straße, in der 1936 das Haus gebaut wurde, in dem sich bis heute die Bibliothek und Original-Möbel finden. Zur Gartenseite hin überwuchert üppiger Efeu die Fassade, den hatte seine Frau Hanne aus dem Schwäbischen mitgebracht und er gedeiht bis heute prächtig.
Lenz hat mehr als 30 Bücher geschrieben, wurde erst spät, 1973, unter tätiger Mithilfe Peter Handkes entdeckt, da war er schon 59 und hatte lange Jahre literarischer Nicht-Existenz hinter sich.
Die Manuskripte, Tagebücher und Briefe lagern zwar in der Bayerischen Staatsbibliothek, im hauseigenen Archiv schlummern aber noch viele Schätze. Nicht wenige Titel haben Wien-Bezug, es war der Traum- und Sehnsuchtsort. In den Kartons liegen noch spannende Briefwechsel, die der Edierung harren. Und auch den von Peter Handke geschnitzten Wanderstab mit persönlicher Widmung (ein Geburtstagsgeschenk) kann der Besucher in Augenschein nehmen. Und zwischen den alten Biedermeier-Möbeln schmücken persönliche Fotos und Bilder die Wände. Die Mutter Hanne Trautweins war Malerin und hat ihre Tochter mehrfach porträtiert.
Das Haus ist gut in Schuss, das verdankt es dem Einsatz der beiden Architekten, die es mit Hilfe des Kulturbaufonds der Stadt München komplett renoviert haben. Es harrt jetzt einer neuen Bestimmung, nicht nur als Gedenkstätte und Museum, die man nach Anmeldung besuchen kann, sondern als Lesungs- und/oder Residenzort, so zumindest die Überlegungen.
Damit würde man der illustren Geschichte des Hauses gerecht. Als Student der Kunstgeschichte und Germanistik kam der aus dem Hohenlohischen stammende Lenz hier unter und lernte die Tochter des Hauses kennen. Das war vor dem Krieg, 1937. Von den Zeitläuften wurde er nicht verschont, der Nazi-Gegner musste Soldat werden und überlebte die Feldzüge in Frankreich und Russland. 1946 kehrte er zurück und konnte Hanne heiraten. Beide hatten großes Glück, Hannes Mutter, Marie Cohen, war jüdischer Abstammung. Man lebte zunächst in Stuttgart. Erst 1975 kehrte das Paar nach München zurück, ins nämliche Haus in Schwabing.
Dass Lenz erst spät Anerkennung erfuhr, liegt zum Teil in seinem Naturell begründet. Große Auftritte in der Öffentlichkeit waren seine Sache nicht. Seine Bücher erschließen sich nur dem Geduldigen, denn sie kommen ohne eigentliche Handlung aus, setzen keine gezielten Spannungseffekte. Lenz "Alter Ego” Eugen Rapp erzählt sein Leben in immer neuen Ansätzen und Umkreisungen. Das Erinnern selbst ist beherrschendes Thema, das sinnliche Nachdenken über das Vergangene und Verschwundene.
Um reale Gegenwart einzufangen, braucht es Einsamkeit, Langsamkeit und Stille. Der Blick auf die Details stellt Nähe her, öffnet und schärft alle Sinne. Die Wahlverwandtschaft mit Peter Handke drängt sich förmlich auf. Nach einer längeren Amerika-Reise steht dieser 1979 plötzlich vor der Tür des Freundes. Er wird einige Zeit bleiben und hier, die Schreibkrise überwindend, sein Buch Langsame Heimkehr schreiben. Vor ihm fand schon Paul Celan bei Lenz Zuflucht. Das war aber noch in den 50er Jahren in Stuttgart. Und die Lieblingsdichter Mörike, Stifter und Grillparzer hätten auch jederzeit Obdach erhalten, wenn sie denn angeklopft hätten.
Mit dem Georg-Büchner-Preis, dem wichtigsten Preis im deutschsprachigen Raum, kam der späte Ruhm, weitere bedeutende Preise folgten. Die Bücher erschienen jetzt im renommierten Suhrkamp Verlag. 1993 gründete das Ehepaar Lenz die Hermann-Lenz-Stiftung, die sich seither um Werk und Nachwirken kümmert.
Ende letzen Jahres tauchte der Name Hermann Lenz auf einmal wieder in der literarischen Öffentlichkeit auf. Der Schweizer Nimbus-Verlag hatte das unveröffentlichte Manuskript Kutscher Kandl zum Leben erweckt.
Der Artikel erschien zuerst in den LiteraturSeiten München
Literatur von Hermann Lenz im BVB
Der Schriftsteller Hermann Lenz und München>
Gut, dass es Menschen wie Beate Grentzenberg und Thomas Rauch gibt. Sie halten das Andenken an den Autor Hermann Lenz lebendig. Das Haus des 1998 verstorbenen Schriftstellers liegt in der Mannheimer Str., München-Schwabing, einer nur ca. 200 m langen Straße, in der 1936 das Haus gebaut wurde, in dem sich bis heute die Bibliothek und Original-Möbel finden. Zur Gartenseite hin überwuchert üppiger Efeu die Fassade, den hatte seine Frau Hanne aus dem Schwäbischen mitgebracht und er gedeiht bis heute prächtig.
Lenz hat mehr als 30 Bücher geschrieben, wurde erst spät, 1973, unter tätiger Mithilfe Peter Handkes entdeckt, da war er schon 59 und hatte lange Jahre literarischer Nicht-Existenz hinter sich.
Die Manuskripte, Tagebücher und Briefe lagern zwar in der Bayerischen Staatsbibliothek, im hauseigenen Archiv schlummern aber noch viele Schätze. Nicht wenige Titel haben Wien-Bezug, es war der Traum- und Sehnsuchtsort. In den Kartons liegen noch spannende Briefwechsel, die der Edierung harren. Und auch den von Peter Handke geschnitzten Wanderstab mit persönlicher Widmung (ein Geburtstagsgeschenk) kann der Besucher in Augenschein nehmen. Und zwischen den alten Biedermeier-Möbeln schmücken persönliche Fotos und Bilder die Wände. Die Mutter Hanne Trautweins war Malerin und hat ihre Tochter mehrfach porträtiert.
Das Haus ist gut in Schuss, das verdankt es dem Einsatz der beiden Architekten, die es mit Hilfe des Kulturbaufonds der Stadt München komplett renoviert haben. Es harrt jetzt einer neuen Bestimmung, nicht nur als Gedenkstätte und Museum, die man nach Anmeldung besuchen kann, sondern als Lesungs- und/oder Residenzort, so zumindest die Überlegungen.
Damit würde man der illustren Geschichte des Hauses gerecht. Als Student der Kunstgeschichte und Germanistik kam der aus dem Hohenlohischen stammende Lenz hier unter und lernte die Tochter des Hauses kennen. Das war vor dem Krieg, 1937. Von den Zeitläuften wurde er nicht verschont, der Nazi-Gegner musste Soldat werden und überlebte die Feldzüge in Frankreich und Russland. 1946 kehrte er zurück und konnte Hanne heiraten. Beide hatten großes Glück, Hannes Mutter, Marie Cohen, war jüdischer Abstammung. Man lebte zunächst in Stuttgart. Erst 1975 kehrte das Paar nach München zurück, ins nämliche Haus in Schwabing.
Dass Lenz erst spät Anerkennung erfuhr, liegt zum Teil in seinem Naturell begründet. Große Auftritte in der Öffentlichkeit waren seine Sache nicht. Seine Bücher erschließen sich nur dem Geduldigen, denn sie kommen ohne eigentliche Handlung aus, setzen keine gezielten Spannungseffekte. Lenz "Alter Ego” Eugen Rapp erzählt sein Leben in immer neuen Ansätzen und Umkreisungen. Das Erinnern selbst ist beherrschendes Thema, das sinnliche Nachdenken über das Vergangene und Verschwundene.
Um reale Gegenwart einzufangen, braucht es Einsamkeit, Langsamkeit und Stille. Der Blick auf die Details stellt Nähe her, öffnet und schärft alle Sinne. Die Wahlverwandtschaft mit Peter Handke drängt sich förmlich auf. Nach einer längeren Amerika-Reise steht dieser 1979 plötzlich vor der Tür des Freundes. Er wird einige Zeit bleiben und hier, die Schreibkrise überwindend, sein Buch Langsame Heimkehr schreiben. Vor ihm fand schon Paul Celan bei Lenz Zuflucht. Das war aber noch in den 50er Jahren in Stuttgart. Und die Lieblingsdichter Mörike, Stifter und Grillparzer hätten auch jederzeit Obdach erhalten, wenn sie denn angeklopft hätten.
Mit dem Georg-Büchner-Preis, dem wichtigsten Preis im deutschsprachigen Raum, kam der späte Ruhm, weitere bedeutende Preise folgten. Die Bücher erschienen jetzt im renommierten Suhrkamp Verlag. 1993 gründete das Ehepaar Lenz die Hermann-Lenz-Stiftung, die sich seither um Werk und Nachwirken kümmert.
Ende letzen Jahres tauchte der Name Hermann Lenz auf einmal wieder in der literarischen Öffentlichkeit auf. Der Schweizer Nimbus-Verlag hatte das unveröffentlichte Manuskript Kutscher Kandl zum Leben erweckt.
Der Artikel erschien zuerst in den LiteraturSeiten München
Literatur von Hermann Lenz im BVB