Michel Decar gewinnt Hauptpreis des 'Wortspiele'-Festivals
Der aus Augsburg stammende Michel Decar ist der diesjährige Gewinner des Bayern-2-Preises, der im Rahmen der Münchner Wortspiele vergeben wurde. Der Schriftsteller, Jahrgang 1987, lebt heute in Berlin. Er arbeitet auch als Theaterautor und Hörspiel-Regisseur. Für seine Dramen wurde er mit dem Förderpreis für Neue Dramatik beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens und mit dem Kleist-Förderpreis ausgezeichnet.
Den Bayern-2-Wortspiele-Preis erhält er für einen Auszug aus seinem Roman Tausend deutsche Diskotheken (Ullstein Verlag).
*
Jurybegründung
Ein alter Sohn und seine Mama am Strand von Lignano. Die Tage von „maximaler Langeweile“. Früher trank Frankie seinen Bacardi in der Münchner Koralle, einer von „Tausend Diskotheken“, nun sitzt er am Adriastrand und schreibt Postkarten an Alice, Marlene, Conny und wie sie alle heißen. Und eine Ponykarte an den ponyhaften Courcelles vom Bundeskriminalamt: verzeihende Worte, Bilder von maximaler Langeweile auf der Rückseite von Sonnenschirmen, Stränden, Ruderbooten, Hotels. Erfreulich ereignislose Tage, nach einer viel zu ereignisreichen Zeit. Von Verschwörung und Sabotage ist die Rede. Vom BKA, dem Finanzamt und Korruption. Und was hat die DDR mit alledem zu tun?
Frankie stolpert. Die Adriaküste ist am Ende das rettende Ufer. Die Gefahr ist vorbei, die 80er auch. Bleibt die Frage, ob es in der BRD etwas gibt, wofür es sich zu leben lohnt.
Als Dramatiker beherrscht Michel Decar szenisches Schreiben. Mit leichter Hand, cool, lässig, mit maximaler Lakonie erscheint dieser Frankie, ein schräger, müder Nachfahre von den Hardboiled-Helden früherer Caper Novels. Frankie, der hier im „Ich“ erzählt, ist ein Filou, gestrauchelt, aber voller Witz. Doch Michel Decar beläßt es nicht bei flotten Sprüchen. Trauer schwingt mit und leise Ironie, Wahrheit und Täuschung, Schein und Sein. Ab und zu wendet sich Frankie an die Leser, als suche er Verständnis.
Seine wilde Story im Sommer '88 spiegelt die Kohl-Ära. Seine Road Novel ist ein Mix aus Pop-Zitaten und Gesellschaftspanorama der 80er, schräg wie Frankies zucchinigrüner Admiral.
- Alexandra Riedel erhält Hauptpreis des 20. Wortspiele-Festivals / WORTSPIELE
- Johan de Blank über zwei Jahrzehnte 'Wortspiele'-Literaturfestival / Redaktion
- Das ist das Programm der Münchner 'Wortspiele' 2020 / WORTSPIELE
- Katharina Mevissens Debütroman „Ich kann dich hören“ / Marina Babl
- Wortspiele 2019: So war der erste Festivalabend / Marina Babl
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- Das Literaturfestival 'Wortspiele' in München steht an! / WORTSPIELE
- Die Schriftstellerin und Wortspiele-Gewinnerin Jovana Reisinger im Gespräch / Jovana Reisinger
- Interview mit dem Gewinner des Wortspiele-Festivals 2017 Andreas Stichmann / Andreas Stichmann
- Ein Gespräch mit der diesjährigen Wortspiele-Gewinnerin Katharina Winkler / Katharina Winkler
Michel Decar gewinnt Hauptpreis des 'Wortspiele'-Festivals>
Der aus Augsburg stammende Michel Decar ist der diesjährige Gewinner des Bayern-2-Preises, der im Rahmen der Münchner Wortspiele vergeben wurde. Der Schriftsteller, Jahrgang 1987, lebt heute in Berlin. Er arbeitet auch als Theaterautor und Hörspiel-Regisseur. Für seine Dramen wurde er mit dem Förderpreis für Neue Dramatik beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens und mit dem Kleist-Förderpreis ausgezeichnet.
Den Bayern-2-Wortspiele-Preis erhält er für einen Auszug aus seinem Roman Tausend deutsche Diskotheken (Ullstein Verlag).
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Jurybegründung
Ein alter Sohn und seine Mama am Strand von Lignano. Die Tage von „maximaler Langeweile“. Früher trank Frankie seinen Bacardi in der Münchner Koralle, einer von „Tausend Diskotheken“, nun sitzt er am Adriastrand und schreibt Postkarten an Alice, Marlene, Conny und wie sie alle heißen. Und eine Ponykarte an den ponyhaften Courcelles vom Bundeskriminalamt: verzeihende Worte, Bilder von maximaler Langeweile auf der Rückseite von Sonnenschirmen, Stränden, Ruderbooten, Hotels. Erfreulich ereignislose Tage, nach einer viel zu ereignisreichen Zeit. Von Verschwörung und Sabotage ist die Rede. Vom BKA, dem Finanzamt und Korruption. Und was hat die DDR mit alledem zu tun?
Frankie stolpert. Die Adriaküste ist am Ende das rettende Ufer. Die Gefahr ist vorbei, die 80er auch. Bleibt die Frage, ob es in der BRD etwas gibt, wofür es sich zu leben lohnt.
Als Dramatiker beherrscht Michel Decar szenisches Schreiben. Mit leichter Hand, cool, lässig, mit maximaler Lakonie erscheint dieser Frankie, ein schräger, müder Nachfahre von den Hardboiled-Helden früherer Caper Novels. Frankie, der hier im „Ich“ erzählt, ist ein Filou, gestrauchelt, aber voller Witz. Doch Michel Decar beläßt es nicht bei flotten Sprüchen. Trauer schwingt mit und leise Ironie, Wahrheit und Täuschung, Schein und Sein. Ab und zu wendet sich Frankie an die Leser, als suche er Verständnis.
Seine wilde Story im Sommer '88 spiegelt die Kohl-Ära. Seine Road Novel ist ein Mix aus Pop-Zitaten und Gesellschaftspanorama der 80er, schräg wie Frankies zucchinigrüner Admiral.
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