Ein POMONA-Salon zu Mascha Kaléko
Mascha Kaléko bildete das Thema der jüngsten POMONA-Veranstaltung des Freundeskreises Sophie La Roche e. V. Sie fand erstmals im reizvollen Innenhof des Stadtmuseums statt. Die Salonieren Christa Berge, Wiltrud Fleischmann, Helga Ilgenfritz und Karin Klinger gelang es dabei, Leben und Werk der deutschsprachigen Dichterin, geboren am 7. Juni 1907 als Golda Malka Aufen im galizischen Chrzanow, facettenreich darzustellen.
Da sich ihre Eltern nur bei einem Rabbiner vermählen, gilt Mascha Kaléko als nichtehelich geboren. Über die Kindheit des Mädchens ist nicht allzu viel bekannt. Im Alter von sieben Jahren übersiedelt die Familie nach Frankfurt, zwei Jahre später zieht die Mutter mit den Kindern nach Marburg. Mit neun Jahren schreibt Mascha ihre ersten Gedichte, die sie ihrer Lehrerin vorträgt.
Nach dem Ersten Weltkrieg zieht die Familie nach Berlin um, die Tochter besucht dort die Mädchenschule der jüdischen Gemeinde, die sie mit der Mittleren Reife abschließt. Kurz nach der Heirat mit dem Journalisten Dr. Saul Aaron Kaléko im Juli 1928 veröffentlicht sie im Alter von 22 Jahren in der „Vossischen Zeitung“ in Berlin ihre ersten Gedichte, die – für sie überraschend – von der Redaktion sofort angenommen werden.
Das Werk Mascha Kalékos mit seinen Gedichten und Liedtexten wird weitgehend der Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit zugerechnet. Charakteristisch für ihre Arbeit ist die Großstadtlyrik mit immer wieder ironisch-zärtlichen, geradezu melancholischen Zügen. Als einzige bekannte weibliche Dichterin der Neuen Sachlichkeit unterliegt sie dabei häufig dem Vergleich mit ihren männlichen Kollegen. So bezeichnete man sie öfters als „weiblichen Ringelnatz“ oder „weiblichen Kästner“. Ihre als „Montagsgedichte“ bekannten Werke beeindrucken vor allem durch eine schnörkellose und direkte Sprache. Die Gedichte werden – auch als Chansons vertont – heute noch vorgetragen.
Mascha Kaléko versteht es, das Lebensgefühl jener Jahre in Poesie umzusetzen. Im Simplicissimus des Jahres 1931 erscheint das Gedicht Chor der Kriegswaisen, das ohne die zeitübliche Verklärung der „guten alten Zeit“ auskommt. Im Dezember 1932 bekommt Mascha Kaléko einen Vertrag beim Rowohlt Verlag, der ihr Lyrisches Stenogrammheft daraufhin noch publizieren kann (1933). Mascha Kaléko, die sich vom NS-Regime zunächst nicht bedroht fühlt, kann ihre Gedichte und Bücher allerdings ab 1934 nicht mehr herausbringen, ihre bisherigen Veröffentlichungen stehen plötzlich auf der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Sie beginnt sodann, für ihren Broterwerb als Werbetexterin zu arbeiten, nach der Trennung von ihrem ersten Mann heiratet sie Anfang 1938 den Komponisten Chemjo Vinaver, der gemeinsame Sohn Avitar kommt schon Ende 1936 zur Welt.
Im September 1938 emigriert Mascha mit ihrem zweiten Mann und dem Sohn über die Stationen Hamburg, Paris und Le Havre nach New York und lernt hier schnell die englische Sprache; sie sagt jedoch, dichten könne sie nur in ihrer Muttersprache. Ihre Gedichte verändern sich, der bisherige witzig-schnoddrige Stil wird abgelöst durch eine eher kritische Melancholie.
Im Mittelpunkt des Lebens in den Vereinigten Staaten als neuer Heimat steht vor allem die familiäre Existenzsicherung. Als Ernst Rowohlt ihre Bücher 1946 erneut auflegen will, reagiert die Dichterin auf die Anfrage zunächst nicht. Sie kann und will sich aufgrund der zurückliegenden Geschehnisse noch nicht vorstellen, jemals wieder in Deutschland zu publizieren.
Erst im September 1953, nach einem größeren zeitlichen Abstand, kommt es wieder zum Kontakt mit dem Rowohlt Verlag. Zwei Gedichtbände sind geplant. Im Jahr 1956 kommt die Dichterin selbst erstmals wieder nach Deutschland. Die zeitgleich veröffentlichten Neuauflagen ihres Lyrischen Stenogrammheftes und des Kleinen Lesebuches für Große werden von der Literaturkritik durchweg positiv beurteilt. Ihre Gedichte werden zum Beispiel mit Schmetterlingen verglichen, weil sie in jeder Zeile Menschlichkeit, Zärtlichkeit und Leichtigkeit vermitteln. Nach einem Monat Aufenthalt in Hamburg reist Mascha Kaléko nach Süddeutschland weiter und trifft in München auf Hermann Kesten und Erich Kästner, anschließend besucht sie erstmals nach ihrer Emigration wieder Berlin.
Nach dem beinahe einjährigen Aufenthalt in Deutschland geht sie Ende 1956 zurück nach New York. Von September 1958 bis Mai 1959 hält sie sich erneut in Berlin auf, im Frühjahr 1959 soll sie dort den Fontane-Preis erhalten, lehnt diesen aber ab, als sie erfährt, dass ein ehemaliges Mitglied der SS dort Jury-Mitglied ist. Im Jahr 1959 wird Mascha Kaléko in das PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland aufgenommen; nach ihrer endgültigen Rückkehr aus New York beschließt das Ehepaar Vinaver-Kaléko, sich in Israel niederzulassen.
Solange sie dort lebt, wechseln sich jedoch Fremdheit und Vertrautheit ab, ein richtiges Heimatgefühl soll sie auch hier nicht mehr bekommen. Es mag sein, dass dies teilweise auch an ihren fehlenden hebräischen Sprachkenntnissen liegt und an der Tatsache, dass ihre Bücher in Israel weitgehend unbekannt bleiben. Mascha Kaléko verbringt nur die Wintermonate in Jerusalem, in den Sommermonaten wohnt sie wieder in Berlin, im Jahr 1971 wird sie Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Im Juli 1974 reist sie nach Zürich. Dort muss sie sich ins Krankenhaus begeben und stirbt nach schwerer Krankheit am 21. Januar 1975 im Alter von 67 Jahren – nur 14 Monate nach ihrem Ehemann.
Auf dem israelitischen Friedhof am Friesenberg in Zürich wird Mascha Kaléko zwei Tage nach ihrem Tod beigesetzt. Ihre letzte Vertraute, Freundin und Nachlassverwalterin Jutta Rosenkranz publiziert noch heute Bücher mit Texten von und über Mascha Kaléko. Ihr literarischer Nachlass befindet sich größtenteils im Deutschen Literaturarchiv in Marbach.
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Mascha Kaléko bildete das Thema der jüngsten POMONA-Veranstaltung des Freundeskreises Sophie La Roche e. V. Sie fand erstmals im reizvollen Innenhof des Stadtmuseums statt. Die Salonieren Christa Berge, Wiltrud Fleischmann, Helga Ilgenfritz und Karin Klinger gelang es dabei, Leben und Werk der deutschsprachigen Dichterin, geboren am 7. Juni 1907 als Golda Malka Aufen im galizischen Chrzanow, facettenreich darzustellen.
Da sich ihre Eltern nur bei einem Rabbiner vermählen, gilt Mascha Kaléko als nichtehelich geboren. Über die Kindheit des Mädchens ist nicht allzu viel bekannt. Im Alter von sieben Jahren übersiedelt die Familie nach Frankfurt, zwei Jahre später zieht die Mutter mit den Kindern nach Marburg. Mit neun Jahren schreibt Mascha ihre ersten Gedichte, die sie ihrer Lehrerin vorträgt.
Nach dem Ersten Weltkrieg zieht die Familie nach Berlin um, die Tochter besucht dort die Mädchenschule der jüdischen Gemeinde, die sie mit der Mittleren Reife abschließt. Kurz nach der Heirat mit dem Journalisten Dr. Saul Aaron Kaléko im Juli 1928 veröffentlicht sie im Alter von 22 Jahren in der „Vossischen Zeitung“ in Berlin ihre ersten Gedichte, die – für sie überraschend – von der Redaktion sofort angenommen werden.
Das Werk Mascha Kalékos mit seinen Gedichten und Liedtexten wird weitgehend der Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit zugerechnet. Charakteristisch für ihre Arbeit ist die Großstadtlyrik mit immer wieder ironisch-zärtlichen, geradezu melancholischen Zügen. Als einzige bekannte weibliche Dichterin der Neuen Sachlichkeit unterliegt sie dabei häufig dem Vergleich mit ihren männlichen Kollegen. So bezeichnete man sie öfters als „weiblichen Ringelnatz“ oder „weiblichen Kästner“. Ihre als „Montagsgedichte“ bekannten Werke beeindrucken vor allem durch eine schnörkellose und direkte Sprache. Die Gedichte werden – auch als Chansons vertont – heute noch vorgetragen.
Mascha Kaléko versteht es, das Lebensgefühl jener Jahre in Poesie umzusetzen. Im Simplicissimus des Jahres 1931 erscheint das Gedicht Chor der Kriegswaisen, das ohne die zeitübliche Verklärung der „guten alten Zeit“ auskommt. Im Dezember 1932 bekommt Mascha Kaléko einen Vertrag beim Rowohlt Verlag, der ihr Lyrisches Stenogrammheft daraufhin noch publizieren kann (1933). Mascha Kaléko, die sich vom NS-Regime zunächst nicht bedroht fühlt, kann ihre Gedichte und Bücher allerdings ab 1934 nicht mehr herausbringen, ihre bisherigen Veröffentlichungen stehen plötzlich auf der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Sie beginnt sodann, für ihren Broterwerb als Werbetexterin zu arbeiten, nach der Trennung von ihrem ersten Mann heiratet sie Anfang 1938 den Komponisten Chemjo Vinaver, der gemeinsame Sohn Avitar kommt schon Ende 1936 zur Welt.
Im September 1938 emigriert Mascha mit ihrem zweiten Mann und dem Sohn über die Stationen Hamburg, Paris und Le Havre nach New York und lernt hier schnell die englische Sprache; sie sagt jedoch, dichten könne sie nur in ihrer Muttersprache. Ihre Gedichte verändern sich, der bisherige witzig-schnoddrige Stil wird abgelöst durch eine eher kritische Melancholie.
Im Mittelpunkt des Lebens in den Vereinigten Staaten als neuer Heimat steht vor allem die familiäre Existenzsicherung. Als Ernst Rowohlt ihre Bücher 1946 erneut auflegen will, reagiert die Dichterin auf die Anfrage zunächst nicht. Sie kann und will sich aufgrund der zurückliegenden Geschehnisse noch nicht vorstellen, jemals wieder in Deutschland zu publizieren.
Erst im September 1953, nach einem größeren zeitlichen Abstand, kommt es wieder zum Kontakt mit dem Rowohlt Verlag. Zwei Gedichtbände sind geplant. Im Jahr 1956 kommt die Dichterin selbst erstmals wieder nach Deutschland. Die zeitgleich veröffentlichten Neuauflagen ihres Lyrischen Stenogrammheftes und des Kleinen Lesebuches für Große werden von der Literaturkritik durchweg positiv beurteilt. Ihre Gedichte werden zum Beispiel mit Schmetterlingen verglichen, weil sie in jeder Zeile Menschlichkeit, Zärtlichkeit und Leichtigkeit vermitteln. Nach einem Monat Aufenthalt in Hamburg reist Mascha Kaléko nach Süddeutschland weiter und trifft in München auf Hermann Kesten und Erich Kästner, anschließend besucht sie erstmals nach ihrer Emigration wieder Berlin.
Nach dem beinahe einjährigen Aufenthalt in Deutschland geht sie Ende 1956 zurück nach New York. Von September 1958 bis Mai 1959 hält sie sich erneut in Berlin auf, im Frühjahr 1959 soll sie dort den Fontane-Preis erhalten, lehnt diesen aber ab, als sie erfährt, dass ein ehemaliges Mitglied der SS dort Jury-Mitglied ist. Im Jahr 1959 wird Mascha Kaléko in das PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland aufgenommen; nach ihrer endgültigen Rückkehr aus New York beschließt das Ehepaar Vinaver-Kaléko, sich in Israel niederzulassen.
Solange sie dort lebt, wechseln sich jedoch Fremdheit und Vertrautheit ab, ein richtiges Heimatgefühl soll sie auch hier nicht mehr bekommen. Es mag sein, dass dies teilweise auch an ihren fehlenden hebräischen Sprachkenntnissen liegt und an der Tatsache, dass ihre Bücher in Israel weitgehend unbekannt bleiben. Mascha Kaléko verbringt nur die Wintermonate in Jerusalem, in den Sommermonaten wohnt sie wieder in Berlin, im Jahr 1971 wird sie Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Im Juli 1974 reist sie nach Zürich. Dort muss sie sich ins Krankenhaus begeben und stirbt nach schwerer Krankheit am 21. Januar 1975 im Alter von 67 Jahren – nur 14 Monate nach ihrem Ehemann.
Auf dem israelitischen Friedhof am Friesenberg in Zürich wird Mascha Kaléko zwei Tage nach ihrem Tod beigesetzt. Ihre letzte Vertraute, Freundin und Nachlassverwalterin Jutta Rosenkranz publiziert noch heute Bücher mit Texten von und über Mascha Kaléko. Ihr literarischer Nachlass befindet sich größtenteils im Deutschen Literaturarchiv in Marbach.