Fünf Jahre Literaturportal Bayern: Jubiläumslesung aus dem Netzroman
Vor fünf Jahren ging das Literaturportal Bayern online. Und als wäre das nicht schon genug Grund zu feiern, nähert sich auch eines seiner Kooperationsprojekte, der interaktive Roman des Münchner Schriftstellers Thomas Lang, seinem einjährigen Bestehen. Der Roman Der gefundene Tod entsteht dabei live im Netz auf netzroman.thomaslang.net. Interessierte User können den Entstehungsprozess des Buches nicht nur beobachten, sondern auch kommentieren und mitgestalten. Zudem sind zwei Schulklassen an dem Projekt beteiligt. Am 23. Juni 2017 fand im Künstlerhaus die große Abschlusslesung des Projekts statt – und bot Gelegenheit, auch auf den fünften Geburtstag des Literaturportals Bayern anzustoßen.
*
Mit dabei – als Vortragende und Diskussionspartnerinnen – waren die junge Autorin Sophie Stroux, die aus der Sicht einer Userin und als Blogbetreiberin über den Netzroman und das Schreiben im Internet berichtete, und die Poetry Slammerin Fee, die das Publikum mal mit nachdenklichen Texten, mal mit Witz und Ironie in das Gefühlschaos der Pubertät zurückversetzte. Die Moderation des Abends übernahm Fridolin Schley. Veranstalter war der Münchner Seerosenkreis in Kooperation mit dem Literaturportal Bayern.
Die Veranstaltung, die unter dem Titel Jugendstyle – Ein Abend über Aufbruch, Leichtsinn und das Überwinden von Grenzen stand, bot ganz unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Jugend und schloss an eine letztjährige Seerosenlesung an, bei der unter anderem Gert Heidenreich seine aufrüttelnde Rede an junge Menschen vorgetragen hatte. Die Vorsitzende der Münchner Seerose Brigitta Rambeck begrüßte die über 80 Besucher im vollbesetzen Clubraum des Künstlerhauses daher zu einem Abend, der auch eine Antwort auf Heidenreichs Appell bildete, die Jugend sollte ihre Lebenschancen doch vehementer einfordern. (Alle Fotos zur Veranstaltung finden sich hier.)
Fee
Jungsein ist vor allem eine Einstellung und die Bereitschaft, Dinge in Frage zu stellen und immer wieder bis an Grenzen vorzustoßen und diese zu überwinden. Passend dazu trug Poetry Slammerin Fee als Einstieg einen Text über das surreale und oberflächliche Schönheitsideal vor, das durch Medien, Werbung und Castingshows propagiert wird, und seine Wirkung auf die heutige Jugend. Mit ihrer kabarettistischen Spoken-Word-Einlage brachte sie das Publikum zum Lachen, die traurige Ironie, die in dem lustigen Bühnenstück lag, schien aber dennoch immer mit durch. Im Anschluss an Fees erste Einlage sprach sie auf dem Podium über ihren steilen Aufstieg in der deutschen Slam-Szene und darüber, wie wichtig es für junge Menschen ist, auch Fehler machen zu dürfen. Ihr erstes eigenes Jugendbuch trägt nicht umsonst den Titel Mach Fehler!
Mit Jugendlichen, die an ihre Grenzen gehen, beschäftigt sich auch Thomas Lang in seinem aktuellen Projekt Der gefundene Tod. Der Jugendroman erzählt von einer Gruppe Jugendlicher, deren Leben sich an einem Abend der kollektiven Entfesselung schlagartig verändert. Langs experimentelles Projekt, das vom Literaturportal Bayern unterstützt und begleitet wird, läuft bereits seit dem 1. September 2016. Die erste öffentliche Lesung im Künstlerhaus bildete nun den Abschluss der virtuellen Phase. Thomas Lang las aus den Kapiteln IX Gossip und X Der Fund. Das gesamte Manuskript, das mittlerweile zehn Kapitel umfasst, wird Mitte Juli 2017 an die Userinnen und User im Netz 'übergeben', die die Geschichte dann mit ihren Ideen weiterschreiben können, während der Autor sich wieder auf seine klassische Position besinnt und den Roman im stillen Kämmerlein zu Ende schreibt. Auf welche Weise die Versionen dann schließlich ineinander übergehen, ließ Thomas Lang noch offen.
Thomas Lang, Sophie Stroux, Fridolin Schley, Fee (v.l.)
Nach der Pause gab Thomas Lang in sichtlicher Hochstimmung bekannt, eben habe sich völlig überraschend der aktivste User des Projekts bei ihm geoutet: Hinter Passenger, der sich über die gesamte Laufzeit des Netzromans an fast allen Diskussionen lebhaft beteiligt hat, verbirgt sich die Münchner Schriftstellerin und Tukan-Preisträgerin Christine Wunnicke, die an diesem Abend im Publikum saß.
Die junge Autorin Sophie Stroux hatte ebenfalls ein Kapitel des Netzromans dabei, das sie an diesem Abend vortrug – ganz im Sinne des Projekts hatte sie sich als Mitschreibende in die Geschichte von Thomas Lang eingeklinkt und mit dem Text To be Frank eine Szene geschrieben, die am Tag nach dem Leichenfund spielt. In der Diskussion im Anschluss an die Lesung setzten sich Lang und Stroux allgemein mit dem experimentellen Schreiben im Internet auseinander, aber auch damit, wie es ist, wenn mehrere Autoren an einem Text schreiben: wie es sich anfühlt, sich in die Figuren eines anderen hineinzuversetzen und wie man dabei dennoch seinen eigenen Stil und Ton bewahrt. In der Diskussion wurden dabei auch Themen wie Urheberrechte, Datenschutz, Technik und Soziale Medien gestreift – all jene Dinge, die das Schreiben im Internet mit sich bringt. Es zeigte sich vor allem: Das Schreiben im Netz ist ein Abenteuer und bringt auch den Autor buchstäblich an seine Grenzen.
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Vor fünf Jahren ging das Literaturportal Bayern online. Und als wäre das nicht schon genug Grund zu feiern, nähert sich auch eines seiner Kooperationsprojekte, der interaktive Roman des Münchner Schriftstellers Thomas Lang, seinem einjährigen Bestehen. Der Roman Der gefundene Tod entsteht dabei live im Netz auf netzroman.thomaslang.net. Interessierte User können den Entstehungsprozess des Buches nicht nur beobachten, sondern auch kommentieren und mitgestalten. Zudem sind zwei Schulklassen an dem Projekt beteiligt. Am 23. Juni 2017 fand im Künstlerhaus die große Abschlusslesung des Projekts statt – und bot Gelegenheit, auch auf den fünften Geburtstag des Literaturportals Bayern anzustoßen.
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Mit dabei – als Vortragende und Diskussionspartnerinnen – waren die junge Autorin Sophie Stroux, die aus der Sicht einer Userin und als Blogbetreiberin über den Netzroman und das Schreiben im Internet berichtete, und die Poetry Slammerin Fee, die das Publikum mal mit nachdenklichen Texten, mal mit Witz und Ironie in das Gefühlschaos der Pubertät zurückversetzte. Die Moderation des Abends übernahm Fridolin Schley. Veranstalter war der Münchner Seerosenkreis in Kooperation mit dem Literaturportal Bayern.
Die Veranstaltung, die unter dem Titel Jugendstyle – Ein Abend über Aufbruch, Leichtsinn und das Überwinden von Grenzen stand, bot ganz unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Jugend und schloss an eine letztjährige Seerosenlesung an, bei der unter anderem Gert Heidenreich seine aufrüttelnde Rede an junge Menschen vorgetragen hatte. Die Vorsitzende der Münchner Seerose Brigitta Rambeck begrüßte die über 80 Besucher im vollbesetzen Clubraum des Künstlerhauses daher zu einem Abend, der auch eine Antwort auf Heidenreichs Appell bildete, die Jugend sollte ihre Lebenschancen doch vehementer einfordern. (Alle Fotos zur Veranstaltung finden sich hier.)
Fee
Jungsein ist vor allem eine Einstellung und die Bereitschaft, Dinge in Frage zu stellen und immer wieder bis an Grenzen vorzustoßen und diese zu überwinden. Passend dazu trug Poetry Slammerin Fee als Einstieg einen Text über das surreale und oberflächliche Schönheitsideal vor, das durch Medien, Werbung und Castingshows propagiert wird, und seine Wirkung auf die heutige Jugend. Mit ihrer kabarettistischen Spoken-Word-Einlage brachte sie das Publikum zum Lachen, die traurige Ironie, die in dem lustigen Bühnenstück lag, schien aber dennoch immer mit durch. Im Anschluss an Fees erste Einlage sprach sie auf dem Podium über ihren steilen Aufstieg in der deutschen Slam-Szene und darüber, wie wichtig es für junge Menschen ist, auch Fehler machen zu dürfen. Ihr erstes eigenes Jugendbuch trägt nicht umsonst den Titel Mach Fehler!
Mit Jugendlichen, die an ihre Grenzen gehen, beschäftigt sich auch Thomas Lang in seinem aktuellen Projekt Der gefundene Tod. Der Jugendroman erzählt von einer Gruppe Jugendlicher, deren Leben sich an einem Abend der kollektiven Entfesselung schlagartig verändert. Langs experimentelles Projekt, das vom Literaturportal Bayern unterstützt und begleitet wird, läuft bereits seit dem 1. September 2016. Die erste öffentliche Lesung im Künstlerhaus bildete nun den Abschluss der virtuellen Phase. Thomas Lang las aus den Kapiteln IX Gossip und X Der Fund. Das gesamte Manuskript, das mittlerweile zehn Kapitel umfasst, wird Mitte Juli 2017 an die Userinnen und User im Netz 'übergeben', die die Geschichte dann mit ihren Ideen weiterschreiben können, während der Autor sich wieder auf seine klassische Position besinnt und den Roman im stillen Kämmerlein zu Ende schreibt. Auf welche Weise die Versionen dann schließlich ineinander übergehen, ließ Thomas Lang noch offen.
Thomas Lang, Sophie Stroux, Fridolin Schley, Fee (v.l.)
Nach der Pause gab Thomas Lang in sichtlicher Hochstimmung bekannt, eben habe sich völlig überraschend der aktivste User des Projekts bei ihm geoutet: Hinter Passenger, der sich über die gesamte Laufzeit des Netzromans an fast allen Diskussionen lebhaft beteiligt hat, verbirgt sich die Münchner Schriftstellerin und Tukan-Preisträgerin Christine Wunnicke, die an diesem Abend im Publikum saß.
Die junge Autorin Sophie Stroux hatte ebenfalls ein Kapitel des Netzromans dabei, das sie an diesem Abend vortrug – ganz im Sinne des Projekts hatte sie sich als Mitschreibende in die Geschichte von Thomas Lang eingeklinkt und mit dem Text To be Frank eine Szene geschrieben, die am Tag nach dem Leichenfund spielt. In der Diskussion im Anschluss an die Lesung setzten sich Lang und Stroux allgemein mit dem experimentellen Schreiben im Internet auseinander, aber auch damit, wie es ist, wenn mehrere Autoren an einem Text schreiben: wie es sich anfühlt, sich in die Figuren eines anderen hineinzuversetzen und wie man dabei dennoch seinen eigenen Stil und Ton bewahrt. In der Diskussion wurden dabei auch Themen wie Urheberrechte, Datenschutz, Technik und Soziale Medien gestreift – all jene Dinge, die das Schreiben im Internet mit sich bringt. Es zeigte sich vor allem: Das Schreiben im Netz ist ein Abenteuer und bringt auch den Autor buchstäblich an seine Grenzen.