Brecht-Preis 2016 für Silke Scheuermann

Die Schriftstellerin und Lyrikerin Silke Scheuermann wurde heute im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses mit dem Bertolt-Brecht-Preis der Stadt Augsburg geehrt. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl eröffnete die Preisverleihung mit den Worten: „Der Brecht-Preis würdigt die literarische Arbeit einer Persönlichkeit, die sich durch die kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwart in ihrem literarischen Schaffen ausgezeichnet hat – so heißt es im Beschluss des Stadtrats. Es ist ein Hinweis darauf, dass sich auch etwas vom Geiste Brechts im Werk des jeweiligen Preisträgers äußer sollte: etwas von der kritischen Potenz und der literarischen Kunstfertigkeit des genialen Lyrikers und Dramatikers Bertolt Brecht.“

Silke Scheuermann wird insbesondere für ihr lyrisches Werk geehrt. In ihren Gedichten deute und kommentiere sie Zeitgeschehen in ebenso filigraner wie kraftvoller Metaphorik und erreiche damit eine eigenständige Ästhetik von hoher Qualität, urteilt die Jury. Laudator Michael Braun hob hervor, dass die Verwandlung als Qualität und grundlegendes Verfahren der Poesie Silke Scheuermanns gelte: „Die poetische Verwandlungskunst der Silke Scheuermann, sie führt uns zurück an jenen epochalen Punkt, da wir uns im Zeitalter wissenschaftlicher und technischer Selbstüberhebung wieder an die Möglichkeiten des Menschseins erinnern müssen – zumindest an das, was noch davon zu retten ist.“

In ihrer Dankesrede zitierte Silke Scheuermann Brechts Gedicht „An die Nachgeborenen“ und betonte: „Dieser Tage, hier, jetzt, können die Sprechenden nicht mehr vor der Wirklichkeit flüchten in ein Gespräch über Bäume. Nein, die Bäume, man muss nur genauer hinsehen, sind die Wirklichkeit, schwarz und tot hier, überzüchtet, hybrid da. Und auch wenn man in der ‚Natur‘ noch Schönheit findet – wie kann man sie beschreiben, ohne die  Verbrechen auszuklammern, die wir der eigenen Art sowie anderen, Tieren und Pflanzen, ganz selbstverständlich antun?“ 

Der Jury des Brecht-Preises gehören unter Vorsitz von Kulturreferent Thomas Weitzel an: Jürgen Hillesheim (Brecht-Forschungsstätte Augsburg), Mathias Mayer (Universität Augsburg), Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung), Armin Petras (Staatstheater Stuttgart), Johanna Schall (Regisseurin und Vertreterin der Brecht-Erben), Hubert Spiegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Uwe Wittstock (Focus) und Erdmut Wizisla (Brecht-Archiv Berlin).

Silke Scheuermann, geboren 1973 in Karlsruhe, lebt bei Frankfurt am Main. Sie studierte Theater- und Literaturwissenschaften in Frankfurt a.M., Leipzig und Paris. 2001 debütierte sie mit dem Lyrikband „Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen“ (Schöffling & Co). 2007 erschien der Roman „Die Stunde zwischen Hund und Wolf“ (ebd.). 2009 erhielt Silke Scheuermann ein Stipendium der Villa Massimo. Für die Literaturzeitschrift Volltext verfasst sie regelmäßig die Kolumne „Lyrischer Moment“. Den Hölty-Preis für Lyrik 2014 erhielt die Dichterin für ihr bisheriges lyrisches Werk und dabei vor allem für das Gedichtbuch „Skizze vom Gras“ (ebd.). Im Wintersemester 2012/13 hatte sie die Poetik-Dozentur in Wiesbaden inne. 

Das Brechtfestival Augsburg (28.2.-6.3.2016) wird veranstaltet von der Stadt Augsburg, Kulturamt/ Büro Brechtfestival, in Ko-operation mit dem Theater Augsburg. Partner des Brechtfestivals ist die Stadtsparkasse Augsburg. Mit freundlicher Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, den Stadtwerken Augsburg sowie weiterer Förderer und Sponsoren. Medienpartner: Augsburger Allgemeine und Bayern 2.

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