Prolog zur Ausstellung »Die Silbernen Zwanziger Jahre«

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Truppenschau der Rotarmisten am 22. April 1919 © Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv

Die Ausstellung »Die Silbernen Zwanziger Jahre« bietet einen Überblick über das literarische Leben in der Münchner Maxvorstadt in den Jahren 1918 bis 1933. Die kulturellen Entwicklungen während dieser Zeit sind eng verknüpft mit der Topographie des Stadtviertels. Zu sehen ist die Ausstellung vom 7. Januar bis 28. Februar 2016 in der U-Bahn Galerie Maxvorstadt im Zwischengeschoss des U-Bahnhofs Universität (Ausgang Nord).

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»Die Silbernen Zwanziger Jahre«

Literatur, Topographie und Geschichte in München und der Maxvorstadt

In  den  1920er  Jahren  tritt  die  Kunststadt  München  in  immer  größer  werdende  Konkurrenz  zu  der kulturellen Metropole Berlin.  So »golden« wie  in  der Hauptstadt wird  das Jahrzehnt im provinziellen München jedoch nie: Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs und der kulturellen Blüte einer »Münchner Moderne« wird die Stadt zerrissen zwischen liberalen und konservativen Strömungen.

Nach dem Ende der Revolution und der Etablierung der Weimarer Republik zeigt sich in den Kreisen der Intellektuellen und Literaten eine zunehmende Polarisierung: Die  Münchner  Boheme  als  avantgardistischer, anti-bürgerlicher  Mikrokosmos  löst  sich  auf. Oskar Maria Graf, Erich MühsamErnst Toller und die anderen Literaten in der Revolution schreiben um ihr Leben und gegen den »Weißen Terror«.

Autoren wie Lion Feuchtwanger und Ernst Penzoldt karikieren in ihren Texten kleinbürgerliches Spießertum und äußern so Kritik an der aufkommenden konservativen Mentalität.

Viele Schriftsteller und Künstler verlassen München. Zwar setzen Vereinigungen wie die »Argonauten« und ein vielfältiger Theaterbetrieb geprägt durch das Wirken Karl Valentins neue Impulse für das literarische Leben und die Kunststadtdebatte versucht, der Verlagerung der kulturellen Gewichte entgegenzuwirken. Trotzdem gewinnen in der zweiten Hälfte der 20er Jahre anti-moderne und nationalistische Tendenzen an Einfluss im Münchner Literaturbetrieb. Ihren Ausdruck finden sie in literarischen Institutionen wie dem Salon Bruckmann und Veröffentlichungen wie dem Münchner Dichterbuch.

Die   Maxvorstadt   spiegelt   die   Entwicklung   der   Münchner   Literaturszene:   Ehemals   Heimat   der Bohemiens  beherbergt  das  Viertel  während  der  Revolutionszeit  die einschlägigen  Treffpunkte  des linken  Widerstands.  Viele  Schriftsteller  der  Weimarer  Republik  leben  und  arbeiten  hier.  Gegen  Ende der 1920er Jahre wandelt sich der Stadtteil, bis schließlich die NSDAP immer mehr Gebäude rund um den  Odeonsplatz  und  den  Königsplatz  besetzt.  Die  Maxvorstadt  wird  vom  literarischen  Zentrum  zu einem »Zentrum der Bewegung«.

 

Ausstellung in der U-Bahn Galerie Maxvorstadt

Im Rahmen der Ausstellung in der U-Bahn Galerie werden ausgewählte Literaten, Künstler und Intellektuelle präsentiert, die seit dem Ende der Münchner Boheme zu Beginn der 1920er Jahre und bis kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten das literarische Leben in München prägten. Dazu zählen unter anderem Ernst Toller, Erich Mühsam, Oskar Maria Graf, Lion Feuchtwanger, Karl Valentin oder Thomas Mann.

Die von einer studentischen Forschungsgruppe des Instituts für Deutsche Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Waldemar Fromm erarbeitete Ausstellung »Die Silbernen Zwanziger Jahre« ist eingebunden in die »Maxvorstädter Vorlesungen«, die in Zusammenarbeit mit dem Bezirksausschuss Maxvorstadt organisiert werden. Im Rahmen dieser Vorlesungsreihe wird Waldemar Fromm am 13. Januar 2016 einen Vortrag zu »Topographie und Erinnerung« halten, in dem er eine Einführung in die Ausstellung gibt.

Die Ausstellung wird unterstützt von der Ludwig-Maximilians-Universität, dem Bezirksausschuss Maxvorstadt, der Monacensia und der Bayerischen Staatsbibliothek.