Logen-Blog [493]: Noch einmal in Spanien
„Unverkennbar ist Jean Pauls Studium des Cervantes, die Parallelen zum Don Quichote drängen sich auf. Peter Worble, Marggrafs Hof- und Reisemarschall, ist sein Sancho Pansa, die Prinzessin Amanda seine Dulcinea“, schrieb Adalbert Elschenbroich in der Neuen Deutschen Biographie über den Komet. Der Verleger, Autor und Weinhändler Kunz bemerkte, dass ihm, als Humorist, nur vier großen Autoren an die Seite gestellt werden könnten: Shakespeare, Sterne, Swift und Cervantes. Jean Paul selbst meinte allerdings (im Hesperus lässt er diese Weisheit heraus):
Die Satire scheint auch bloß für das stärkere Geschlecht zu sein; ich habe in dem meinigen noch keine gefunden, die Swifts oder Cervantes' oder Tristrams Werke recht goutiert hätte.
Wohlan denn! Nachdem wir schon über die Beziehungen zwischen unserem Dichter und dem großen Spanier diskutierten, der nach Meinung nicht weniger Kenner „den bedeutendsten Roman der Weltliteratur“ geschrieben hat, ist es an der Zeit, den Miguel de Cervantes[1] in seinem Heimatland selbst aufzusuchen – und sei es, um nur auf Zeugnisse seine Nachruhms zu stoßen. Sie sind zahlreich – und mannigfaltig.
Wir können – da wir ja Dichterdenkmäler lieben: als meist unterschätzte Kunstwerke und als authentische Zeugnisse der Wirkung – seine zahlreichen Denkmäler besichtigen: zuerst in seiner Geburtsstadt, dem schönen Alcalá de Henares.
Das Denkmal findet sich hier allerdings nicht nur selbst auf dem Platz, sondern auch in der Nähe: unter den Arkaden der Gran Via, an der Front einer Confiteria.
Auch in Sevilla, wo er ja lange lebte und an seinem Werk schrieb, wird er mit einer Büste geehrt.
Es hätte den Reisenden auch gewundert, hätte er den Dichter nicht auch in der typisch spanischen Fliesenkunst bewundern können: wie in Madrid.
Wir finden Cervantes' Helden auch vor dem nachgebauten, aber liebevoll ausgestatteten Geburtshaus des Dichters, am Ende der Gran Via zu Alcalá de Henares.
Wesentlich größer fiel das faszinierende Denkmal in der Hauptstadt aus, das 1926 auf der Plaza Espanya errichtet wurde – obwohl der Dichter hier eher grimmig auf seine Figuren schaut.
In der Heimatstadt hat man, am Denkmal, auch vier Szenen aus dem Werk selbst, sehr schön und illustrativ verewigt. Der Blogger stellt sich am Bayreuther Denkmal Szenen aus der dem Wutz (den pfefferkuchenfressenden Alumnus) und dem Katzenberger (die Hasenjagd) vor – wie schade, dass der Bayerische König nicht so viel Humor hatte, derartiges zu befehlen.
In Alcalá de Henares findet sich auch ein etwas größeres Bild, das den Don und seine Freunde in den Blick nimmt.
Wer hier einkehrt, muss damit rechnen, immer wieder von Don Quixote überrascht zu werden.
Man müsste blind sein, um auf der viajo nicht immer wieder auf den Don zu stoßen: in lebensgroßer Gestalt in Granada.
In kleiner in Madrid.
Und noch kleiner in Granada.
Man kann ihn, wie auf der Plaza Mayor zu Madrid, auch malen.
Am Ende bleibt dem reisenden Leser nur noch die Aufgabe, wieder einmal das Werk selbst in die Hand zu nehmen, um sich davon überzeugen zu lassen, dass Cervantes in Sachen Humor und Spott, Ironie und Liebe unschlagbar sein könnte – ginge es wirklich darum, „bedeutendste“ Bücher zu jurieren, was per se absurd ist: denn die Literaturgeschichte ist kein jährlicher Buchpreis. Freuen wir uns also über das Meisterwerk, wie Jean Paul sich einst über dessen satirische Qualitäten freute – und bewundern wir einen Autor, der, wie Jean Paul, die Moderne Literatur miterfand und sich, bei genauerer Betrachtung, in die vielfältigsten Gestalten auflöste, die – zwischen dem Traum des Don Quixote und der Derbheit des Sancho Panza – ihr Geheimnis noch in die Gegenwart tragen.
Fotos: Frank Piontek (September 2014)
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[1] Es ist kein Zufall, dass das Spanische Kulturinstitut, das auch in München seinen Sitz hat, nach diesem Dichter benannt wurde: http://munich.cervantes.es/de/default.shtm
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„Unverkennbar ist Jean Pauls Studium des Cervantes, die Parallelen zum Don Quichote drängen sich auf. Peter Worble, Marggrafs Hof- und Reisemarschall, ist sein Sancho Pansa, die Prinzessin Amanda seine Dulcinea“, schrieb Adalbert Elschenbroich in der Neuen Deutschen Biographie über den Komet. Der Verleger, Autor und Weinhändler Kunz bemerkte, dass ihm, als Humorist, nur vier großen Autoren an die Seite gestellt werden könnten: Shakespeare, Sterne, Swift und Cervantes. Jean Paul selbst meinte allerdings (im Hesperus lässt er diese Weisheit heraus):
Die Satire scheint auch bloß für das stärkere Geschlecht zu sein; ich habe in dem meinigen noch keine gefunden, die Swifts oder Cervantes' oder Tristrams Werke recht goutiert hätte.
Wohlan denn! Nachdem wir schon über die Beziehungen zwischen unserem Dichter und dem großen Spanier diskutierten, der nach Meinung nicht weniger Kenner „den bedeutendsten Roman der Weltliteratur“ geschrieben hat, ist es an der Zeit, den Miguel de Cervantes[1] in seinem Heimatland selbst aufzusuchen – und sei es, um nur auf Zeugnisse seine Nachruhms zu stoßen. Sie sind zahlreich – und mannigfaltig.
Wir können – da wir ja Dichterdenkmäler lieben: als meist unterschätzte Kunstwerke und als authentische Zeugnisse der Wirkung – seine zahlreichen Denkmäler besichtigen: zuerst in seiner Geburtsstadt, dem schönen Alcalá de Henares.
Das Denkmal findet sich hier allerdings nicht nur selbst auf dem Platz, sondern auch in der Nähe: unter den Arkaden der Gran Via, an der Front einer Confiteria.
Auch in Sevilla, wo er ja lange lebte und an seinem Werk schrieb, wird er mit einer Büste geehrt.
Es hätte den Reisenden auch gewundert, hätte er den Dichter nicht auch in der typisch spanischen Fliesenkunst bewundern können: wie in Madrid.
Wir finden Cervantes' Helden auch vor dem nachgebauten, aber liebevoll ausgestatteten Geburtshaus des Dichters, am Ende der Gran Via zu Alcalá de Henares.
Wesentlich größer fiel das faszinierende Denkmal in der Hauptstadt aus, das 1926 auf der Plaza Espanya errichtet wurde – obwohl der Dichter hier eher grimmig auf seine Figuren schaut.
In der Heimatstadt hat man, am Denkmal, auch vier Szenen aus dem Werk selbst, sehr schön und illustrativ verewigt. Der Blogger stellt sich am Bayreuther Denkmal Szenen aus der dem Wutz (den pfefferkuchenfressenden Alumnus) und dem Katzenberger (die Hasenjagd) vor – wie schade, dass der Bayerische König nicht so viel Humor hatte, derartiges zu befehlen.
In Alcalá de Henares findet sich auch ein etwas größeres Bild, das den Don und seine Freunde in den Blick nimmt.
Wer hier einkehrt, muss damit rechnen, immer wieder von Don Quixote überrascht zu werden.
Man müsste blind sein, um auf der viajo nicht immer wieder auf den Don zu stoßen: in lebensgroßer Gestalt in Granada.
In kleiner in Madrid.
Und noch kleiner in Granada.
Man kann ihn, wie auf der Plaza Mayor zu Madrid, auch malen.
Am Ende bleibt dem reisenden Leser nur noch die Aufgabe, wieder einmal das Werk selbst in die Hand zu nehmen, um sich davon überzeugen zu lassen, dass Cervantes in Sachen Humor und Spott, Ironie und Liebe unschlagbar sein könnte – ginge es wirklich darum, „bedeutendste“ Bücher zu jurieren, was per se absurd ist: denn die Literaturgeschichte ist kein jährlicher Buchpreis. Freuen wir uns also über das Meisterwerk, wie Jean Paul sich einst über dessen satirische Qualitäten freute – und bewundern wir einen Autor, der, wie Jean Paul, die Moderne Literatur miterfand und sich, bei genauerer Betrachtung, in die vielfältigsten Gestalten auflöste, die – zwischen dem Traum des Don Quixote und der Derbheit des Sancho Panza – ihr Geheimnis noch in die Gegenwart tragen.
Fotos: Frank Piontek (September 2014)
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[1] Es ist kein Zufall, dass das Spanische Kulturinstitut, das auch in München seinen Sitz hat, nach diesem Dichter benannt wurde: http://munich.cervantes.es/de/default.shtm