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26.05.2014, 15:30 Uhr
Frank Piontek
Jean-Paul-Reihe
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Jean Paul selbst nannte seinen Debütroman eine „geborne Ruine“: Frank Piontek liest „Die unsichtbare Loge“ von Jean Paul, Tag für Tag, von der ersten bis zur letzten Seite, und bloggt darüber.

Logen-Blog [414]: Jean Pauls und „Jean Pauls“ Stolz aufs eigene Werk

Die Frau ist gefährlich – manchmal auch für die Frau.

Denn die Mutter Beatas bittet ihn, den Erzähler, das junge liebende Paar auseinanderzutreiben. Die Begründung ist interessant: Ihr Mann „litte die Liebe nicht“ – dabei weiß ihr Mann gar nicht, dass Beata und Gustav sich lieben. Macht nichts: „denn der habe ihrer Beata schon eine ganz andre Partie zugedacht.“

Angesichts dieses Zustands mag man und frau sich fragen, wieso der Dichter der jungen Dame den sprechenden Namen Die Glückliche gab? „in der polnischen aussprache ist er viel schöner gruß an alle polen“, liest der Herr Piontek (dt. Freitag) im Netz. Beata, die Glückliche? Die Gesegnete? Vorderhand ist sie gesegnet mit einem großen, feuerfesten und wasserdichten Gefühl, das eben entsteht, wenn in den Apfel gebissen wurde – und mit der Aussicht auf viel Verdruss, denn eine hübsche Suppe wird da für den Helden nicht bloß, sondern auch für die Heldin eingebrockt.

Kommt hinzu Gustavs Unsicherheit, seine Abstammung betreffend – denn kam Gustav nicht zerstöret zum Erzähler, um ihn darüber auszufragen, ob die Mutter (seine Mutter, nicht die der Gesegneten) wirklich seine sei? Offensichtlich ist diese Identitätskrise Anlass genug, den Erzähler wieder einmal rhetorisch jammern zu lassen, um ihm schließlich doch einen kühnen Ausruf zu entlocken:

Inzwischen wird doch mutig fortgeschritten; denn ich weiß auch, dass, wenn ich mein biographisches Eskurial[1] und Louvre ausgebauet und endlich auf dem Dache mit der Baurede sitze, ich etwas in die Bücherschränke geliefert habe, dergleichen die Welt nicht oft habhaft wird und was freilich vorübergehende Rezensenten reizen muss, zu sagen: „Tag und Nacht, Sommer und Winter, auch an Werkeltagen sollte ein solcher Mann schreiben; wer kann aber wissen, obs keine Dame ist?“

Es muss ja keine Dame vom Schlage der Frau Röper sein.

Aber dass Jean Paul – zusammen mit „Jean Paul“ – selbstsicher wusste, dass er mit diesem seinem ersten Roman nicht allein etwas höchst Ungewöhnliches, sondern auch langfristig Betörendes schaffen würde: das ist schon erstaunlich.

Foto: Frank Piontek (München, Ainmillerstraße, Adam-und-Eva-Haus)

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[1] Geduld, lieber Leser: der Blogger wird im Herbst auf den Eskurial zurückkommen.