Logen-Blog [209]: Wenn Kleine sich aufplustern
Heerschau – das Wort klingt schön, es bezeichnet einen probeweisen Aufmarsch des Heeres, eine Truppenrevue. Um Gustav zu ängstigen – aber warum will er ihn ängstigen?? –, berichtet ihm Oefel eben von einer Heerschau, und der Erzähler macht sich lustig über dieselbe, weil sie so klein ist. Er persifliert den Willen der Duodezfürsten, die neben den Großen bestehen wollen und Stärke zeigen, wo sie nur niedlich ist (aber ausreichend genug, um blessiert zu werden): „Jeder kleine Fürst spielt dem großen Soldaten auf der Gasse nach neben noch kleinern Kindern; daher haben wir Scheerauer eine niedliche Taschen-Landmacht, eine tragbare Artillerie und eine verjüngte Kavallerie“. Ja, „Jean Paul“ meint sogar, dass die gegenwärtigen[1] wichtigeren Kriege nur aus Märschen bestehen[2]. Die Revolutionskriege sollten zeigen, dass er kurz davor stand, sich zu irren – aber in Einem hatte er wohl Recht: Das Marschieren ist des Soldaten bestes Teil.
Friedrich II. tat kleinere Wunder, als man da vom Kadetten-Korps fordern wird! Mehr Blessierte als Blessierende wird es geben! Unter allen Zelten und Kasernen wird man reden von der letzten Scheerauer Heerschau! Unser Bild zeigt das Bild einer Parade Friedrichs II. im Lustgarten zu Potsdam, das im Jahre 1806 gedruckt wurde, als die Zeiten wieder einmal besonders unruhig waren und echte Kriege und Schlachten das Gesicht Europas bestimmten. Kein Wunder, dass Jean Paul mit dem Verfassen von politischen Schriften begann.
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[1] Nämlich 1791 – heißt es in der Fußnote.
[2] Mit Überraschung lese ich, dass die Preußen, um Österreich aus dem Krieg herauszudrängen, im Jahre 1791 ein Bündnis mit den Osmanen schlossen, die sich noch im 8. Türkischen Krieg gegen Österreich befanden. Der Plan gelang: im August kam es zu einem osmanisch-österreichischen Separatfrieden. Im Vorjahr war übrigens der große Feldherr Ernst Gideon von Laudon gestorben, der Belgrad für die Österreicher erobert hatte, und für den Mozart seine Mausoleumsmusik komponieren sollte. (Wer wissen will, wie Laudon mit Bayreuth zusammenhängt, sollte meinen Aufsatz lesen: „Unter anderem eine Uraufführung. Mozart und Bayreuth“, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Oberfranken 91, S. 93-124, bes. S. 119-121). Und wer marschierte Ende 1790 erfolgreich gegen die Türken? Die russische Armee unter General Suworow.
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Heerschau – das Wort klingt schön, es bezeichnet einen probeweisen Aufmarsch des Heeres, eine Truppenrevue. Um Gustav zu ängstigen – aber warum will er ihn ängstigen?? –, berichtet ihm Oefel eben von einer Heerschau, und der Erzähler macht sich lustig über dieselbe, weil sie so klein ist. Er persifliert den Willen der Duodezfürsten, die neben den Großen bestehen wollen und Stärke zeigen, wo sie nur niedlich ist (aber ausreichend genug, um blessiert zu werden): „Jeder kleine Fürst spielt dem großen Soldaten auf der Gasse nach neben noch kleinern Kindern; daher haben wir Scheerauer eine niedliche Taschen-Landmacht, eine tragbare Artillerie und eine verjüngte Kavallerie“. Ja, „Jean Paul“ meint sogar, dass die gegenwärtigen[1] wichtigeren Kriege nur aus Märschen bestehen[2]. Die Revolutionskriege sollten zeigen, dass er kurz davor stand, sich zu irren – aber in Einem hatte er wohl Recht: Das Marschieren ist des Soldaten bestes Teil.
Friedrich II. tat kleinere Wunder, als man da vom Kadetten-Korps fordern wird! Mehr Blessierte als Blessierende wird es geben! Unter allen Zelten und Kasernen wird man reden von der letzten Scheerauer Heerschau! Unser Bild zeigt das Bild einer Parade Friedrichs II. im Lustgarten zu Potsdam, das im Jahre 1806 gedruckt wurde, als die Zeiten wieder einmal besonders unruhig waren und echte Kriege und Schlachten das Gesicht Europas bestimmten. Kein Wunder, dass Jean Paul mit dem Verfassen von politischen Schriften begann.
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[1] Nämlich 1791 – heißt es in der Fußnote.
[2] Mit Überraschung lese ich, dass die Preußen, um Österreich aus dem Krieg herauszudrängen, im Jahre 1791 ein Bündnis mit den Osmanen schlossen, die sich noch im 8. Türkischen Krieg gegen Österreich befanden. Der Plan gelang: im August kam es zu einem osmanisch-österreichischen Separatfrieden. Im Vorjahr war übrigens der große Feldherr Ernst Gideon von Laudon gestorben, der Belgrad für die Österreicher erobert hatte, und für den Mozart seine Mausoleumsmusik komponieren sollte. (Wer wissen will, wie Laudon mit Bayreuth zusammenhängt, sollte meinen Aufsatz lesen: „Unter anderem eine Uraufführung. Mozart und Bayreuth“, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Oberfranken 91, S. 93-124, bes. S. 119-121). Und wer marschierte Ende 1790 erfolgreich gegen die Türken? Die russische Armee unter General Suworow.